Ein Paukenschlag für alle, die gerne in Horb moderne Musik lernen wollen: Sven Gnass will die städtische Musikschule noch stärker für moderne Stile öffnen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Sven Gnass: "Wollen unser Angebot Richtung Jazz, Pop und Rock deutlich ausbauen"

Von Jürgen Lück

Horb. Die Musikschule ist nicht Rock ’n’ Roll, wie der Jugendgemeinderat findet? Von wegen! Musikschulleiter Sven Gnass will, dass es aus dem Hohen Giebel bald kräftig rockt, filigran swingt oder auch mal abgedreht jazzt.

Gnass: "Auf Basis der klassischen Ausbildung wollen wir unser Angebot in Richtung Jazz-, Pop- und Rock-Bereich deutlich ausbauen."

Erstes Zeichen: Die Meisterklasse Klavier wird sich schon im November unter der Leitung von David Holleber ein ganzes Wochenende mit Jazz und Pop beschäftigen.

Doch es soll bald noch viel mehr rocken. Gnass: "Ich arbeite daran, dass wir bald auch eine Rock-Meisterklasse haben können. Mein Wunsch ist es, auch den Bereich E-Gitarre weiter auszubauen."

Die Musikschule in Horb. Für Lorin Schäfer vom Jugendgemeinderat ist das "Angebot unter dem Hohen Giebel nicht ganz das, was sich die Horber Jugend wünscht." Laut Jugendgemeinderats-Vorsitzender Jilian Freitag "ist die Horber Musikschule nicht gerade Rock ’n’ Roll" (wir berichteten).

Gnass sagt dazu: "Dieser Eindruck täuscht. Wenn Rock- oder Pop-Musik wirklich schön werden soll und gut klingen soll, dann sollte man es gelernt haben. Und bei uns bekommt man die Grundlagen dazu."

Gnass sieht seine Musikschule gut aufgestellt: "Bei Susanne Schoi wird Gesang nach der Belt-Technik gelehrt. Das ist eine Technik, die nicht nur das Musical-Singen möglich macht. Wer diese Technik beherrscht, kann auch Pop oder Rock auf hohem Niveau singen."

Der Klavierunterricht. In Pop oder Rock wird eher aufs Keyboard gesetzt. Doch auch hier setzt die Musikschule auf Jazz und Pop. Gnass: "Bei uns werden nicht nur Noten gepaukt, sondern der Unterricht auch mit Harmonielehre unterlegt. Damit versteht man das Grundgerüst der Musik schneller und bekommt so durch die Klavierunterricht das Know-how für die perfekten Keyboard-Riffs."

Und beim Schlagzeug, welches Gnass selbst als Kind gelernt hat, sind rockige Drums in der Musikschule schon längst Usus. Gnass: "Du kommst rein in den Raum, da stehen zwei Drum-Kits. Da kann richtig losgeprügelt werden." Die klassische Musikschule und die Öffnung zur Rock-Pop-Werkstatt – kann das funktionieren?

Gnass: "Ganz sicher. Schaut man sich Pop-Künstler wie Udo Jürgens oder Herbert Grönemeyer an, so sieht man, dass deren Bands oder Orchester aus den besten Jazz-Musikern bestehen. Weil die halt die besten Könner auch für Rock oder Pop sind."

Die Ausbildung in der Musikschule in Horb, die bisher eher klassisch orientiert war, wird noch mehr auf jazzige Element sowie Pop und Rock erweitert. Gnass: "Das ist der Bereich, der als nächstes gestärkt werden soll. Das Profil wird ganz klar mehr Richtung Popularmusik und Jazz geöffnet. Doch auch die funktioniert nicht ohne eine fundierte Ausbildung."

Insofern betracht Gnass die Forderung des Jugendgemeinderates nach mehr Proberäumen und Übungsmöglichkeiten in der Stadt positiv. Er sagt: "Musik lebt und entsteht durch Verbindungen. Es ist ein ganz wichtiger Impuls, dass durch Proberäume noch mehr Musik in Horb gelebt wird."