Der Bahnhofsplatz soll eine der Horber Zonen mit freiem WLAN werden. Foto: Hopp

Freies WLAN in der Kernstadt könnte schon im Frühjahr starten. Mehrheit hat keine Strahlenangst.

Horb - Da können die "Digital Natives" (Fachausdruck für alle, die mit Internet aufgewachsen sind) froh sein, dass trotz mancher Digital-Skepsis die Vernunft siegte. Horbs Kernstadt bekommt fast flächendeckend kostenfreies WLAN.

Die SPD-Fraktion des Gemeinderates hatte den Antrag gestellt, wegen der Strahlenbelastung zunächst einen Experten anzuhören. Fraktionschef Thomas Mattes: "Es kann sein, dass irgendwann nachgewiesen wird, dass durch die WLAN-Strahlung Krankheiten ausgelöst werden." Auch Markus Pagel (Grüne) erzählte, dass er sein WLAN nachts ausschaltet und das Gefühl hat, seitdem besser schlafen zu können.

Bei der Diskussion im Gemeinderat meinte zwar so mancher, dass UMTS (maximal 42 Mbit/sek) schneller als LTE (max. 300 Mbit/sek) ist, trotzdem hatten die Bedenkenträger keine Chance.

OB Peter Rosenberger: "WLAN hat fast jeder bei sich zu Hause. Wer sagt, er kann nicht nach Horb wegen einem freien WLAN fahren, weil die Strahlenbelastung zu groß ist, der verhindert, dass die große Kreisstadt zukunftsfähig ist."

Zwischendurch mal eine technische Erklärung: Zwar ist der schnelle Mobilfunk LTE unter Umständen schneller als WLAN, allerdings sind Smartphone-Verträge (das sind Handys mit Bildschirm, die auch ins Internet können) wesentlich teurer als UMTS. Dazu ist die Datenmenge begrenzt. Beim freien WLAN kann man surfen, so viel man will.

Und der Anbieter Interebner, der das WLAN in Horb aufbauen soll, baut jedem Nutzer bei der Anmeldung einen eigenen "virtuellen privaten Tunnel", damit dieser für Missbrauch haftet (Störerhaftung) und nicht die Stadt oder der Anbieter.

Und was ist mit der Strahlengefahr? Daniel Wochner (FD/FW) hatte im Sommer die Einrichtung gefordert. Er sagt: "Man will hier wieder ein Problem heraufbeschwören. Handys strahlen viel mehr, Mikrowellen sind eine blanke Strahlenkatastrophe für alle, die einen Herzschrittmacher haben. Auch das schnurlose Telefon birgt eine höhere Belastung als WLAN. Mit der Darstellung der Gesamtbelastung kann ich mich anfreunden. Aber nicht wegen des Pille-Palle WLAN. Allein wenn Sie jetzt durch die Stadt gehen, laufen sie an 500 bis 1000 privaten WLAN-Sendern vorbei."

OB Rosenberger zückte kurz sein iPhone und ließ die WLAN-Suche laufen: "Auch hier ist ein WLAN-Netz der Feuerwehr."

Für den Vertagungsantrag der SPD-Fraktion gab es sechs Stimmen. Für die Einführung des freien WLANs gab es eine breite Mehrheit bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen.

Das heißt für alle "Digital Natives" und Internet-Nutzer: Demnächst werden an sieben Standorten WLAN-Antennen installiert. Wer sich dann bei "free key" einloggt, kann drei Stunden kostenfrei im Wifi (anderes Wort für WLAN) surfen.

Abgedeckt sind dann: Bahnhofsplatz, Weg vor der Arbeitsagentur, Flößerwasen-Parkplatz und vor der Markthalle. Neckarstraße bis hinter Belle Arti. Hirschgasse, Unterer Marktplatz und Marktplatz. Die Firma Innerebner will 7749 Euro für den zweijährigen Betrieb, die Stadt rechnet mit 3500 Euro Verkabelungskosten.