Seit dem 1. August ist Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP) im Amt. Foto: Hopp

Ralph Zimmermann ist seit 1. August im Amt. "Ich fühle mich, als ob ich einfach dazugehöre".

Horb - Am Mittwoch war der 100. Amtstag von Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP). Er sagt: "Unglaublich, dass es erst 100 Tage seit der Amtseinsetzung am 1. August sind – es kommt mir so vor, als ob ich schon viel länger hier bin."

Der Schreibtisch: Voll mit Akten. Ganz rechts das schwarze DIN A 4 Notizbuch im Moleskine-Style. Das Buch, was Zimmermann schon bei seiner Wahl im Gemeinderat am 25. April dabei hatte. Zimmermann zeigt drauf: "Das ist mir wichtig. Da habe ich ein paar Projekte drin, die ich vorbereitet habe. Das sind einige Dinge, die zukünftig meine Handschrift tragen werden."

Ah. Okay. Kann er das Buch mal aufschlagen? Zimmermann: "Das möchte ich noch nicht verraten. Wir sind eine Mannschaft im Rathaus. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass wir gemeinsam die besten Lösungen finden. Das Gesamte macht dann das Bild."

Zimmermann. Der neue Bürgermeister. Er versteht sich nicht als Einzelspieler. Und insofern passt er als Teamplayer in das Rathaus.

Auch im Hintergrundgespräch wird deutlich, dass er schon konkrete Vorstellungen und Projekte hat. Die er jedoch, um das Ziel zu erreichen, erst mit allen gemeinsam entwickelt haben will. Ohne – wie vielleicht andere Kommunalpolitiker – sich etwas als Ego auf die Fahne zu schreiben. Verfrüht. Mit allen Risiken.

Trotzdem ist klar: Zimmermann zieht seine Linie durch. Der Bürgermeister: "Wir sind gerade dabei, die Sanierung der kommunalen Straßen auf neue Grundlagen zu stellen. Dabei geht es darum, Prioritätenlisten zu erstellen, welche Straßen als erstes gemacht werden. Wir haben uns dafür drei Ortschaften herausgesucht: Mühringen, Dettensee und Nordstetten. Dabei soll auch berücksichtigt werden, welche Leitungen unter der Straße ohnehin erneuert werden müssen. Doch die Entwicklung dieser Konzeption wird noch bis ins nächste Jahr dauern."

Detailarbeit. Bei der Nachvollziehbarkeit und Transparenz durch die Kriterien für die Prioritätenliste entstehen soll. Und auch Effizienz. Zimmermann: "Es gibt einige Baustellen im Rathaus, die seit mehreren Jahren nicht beendet werden konnten. Ich versuche, das gemeinsam mit den Mitarbeitern abzuarbeiten. Und die Vorgänge durch Nachvollziehbarkeit, Dokumentation und Kommunikation zu lösen."

Das gilt natürlich auch für den Bauhof. Eine der Hauptaufgaben von Zimmermann. Der Bürgermeister: "Auf den Bauhof mit seinen begrenzte Kapazitäten prasselt jede Menge ein. Das ist natürlich eine der Hauptaufgaben – zu versuchen, die Abarbeitung durch Priorisierung und Zusammenfassung von Aufträgen noch effektiver zu gestalten."

Heißt das auch Digitalisierung?

Zimmermann: "Das ist so ein Schlagwort. Letztendlich kommt es darauf an, Instrumente einzusetzen, damit das Gesamtpaket stimmiger wird. Wenn dazu auch digitale Instrumente Sinn machen, dann ja."

Der ehemalige Abteilungsleiter des Wirtschaftsministeriums. Jetzt auch zuständig für den Breitbandausbau. Nächste Frage: "Nutzen Ihnen die Ministeriums-Kontakte, auch bei Fördermitteln für den Breitbandausbau?"

Zimmermann: "Die Ministeriumskontakte kommen mir täglich in meiner Arbeit zu Gute. Beim Breitbandausbau ist es im Moment so, dass mich die Umsetzung der Maßnahmen mehr umtreibt als fehlende Fördermittel."

Auch völlig neu für den Bürgermeister, der inzwischen 100 Tage im Amt ist: die Feuerwehr. Zimmermann: "Ich bin gottfroh, dass die freiwilligen Feuerwehren bei uns starke Jugendgruppen haben. Dafür mache ich auch immer Werbung bei Eltern, dass ihre Kinder dort mitmachen. Weil es da um unser aller Leben und Sicherheit geht."

Feuerwehrkommandant Markus Megerle hat eine "hervorragende Planung" gemacht, so Zimmermann: "Bei der Finanzierung der Feuerwehr sind wir in Horb gut aufgestellt."

Auch hier gibt es sein nächstes Projekt. "Wir sind gerade dabei, die konzeptionelle Vorarbeit für den Hochwasserschutz, das Starkregenmanagement und andere Katastrophen zu machen. Und zwar die Vertiefung."

Unter seinem Vorgänger Jan Zeitler hatte es beim Hochwasser in Mühringen beispielsweise Probleme der Feuerwehr gegeben, überhaupt genügend Sandsäcke vor Ort zu schaffen. Der Grund: Es fehlten Depots. Die Säcke mussten per Hand im Feuerwehrhaus befüllt werden (wir berichteten).

Zimmermann: "Sandsäcke an sich sind nicht das Problem. Sondern: Was ist im Krisen- und Katastrophenfall konkret zu schützen? Wo sind Altenheime? Wie und von welchen Stützpunkten aus kommen die Rettungswagen zu den einzelnen Orten im Katastrophenfall? Da ist jetzt jede Menge Feinarbeit zu machen."

Er hatte versprochen, mehr Gewerbegebiete zu schaffen. Was ist damit? Zimmermann: "Dabei sind wir mit dem Fachbereich 5 auf einem guten Weg. Es geht nicht nur darum, weitere Flächen zu schaffen. Sondern auch das Potenzial an Gewerbeflächen zu heben, welche in bestehenden Bebauungsplänen schon ausgewiesen sind. Ohnehin sollte der Baukasten für die Vermarktung überprüft werden."

Das große, aktuelle Problem im Moment: das Parken in Horb. Zimmermann ist als "Chef" vom Ordnungsamt und dem Parkhaus-Inhaber Stadtwerke auch dafür zuständig. Er sagt: "Ich glaube, in Horb sollte mehr Bewusstsein wachsen, dass man für die Leistung der Parkplätze ein gewisses Entgelt leisten muss. Wir als Stadt zahlen bei den Parkgebühren immer nur drauf."

Das neue Einkaufszentrum. Verliert die Kernstadt? Zimmermann: "Im Moment hat uns bei der Weiterentwicklung der Kernstadt die Landespolitik einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Polizei ist nach wie vor im Fruchtkasten. Ich denke, da müssen wir ein Stück abwarten. Wichtig ist aber, dass wir allen, die in Horb ansässig sind und einen Laden aufmachen oder erweitern wollen, Mut machen. Da gibt es sicherlich noch einige, die inspiriert werden können."

100 Amtstage im Rathaus. Was war der schlimmste Tag? Zimmermann: "Der Versprecher mit dem Kondolenzbuch für Peter Rosenberger bei seiner öffentlichen Vereidigung als Oberbürgermeister. Da werde ich heute noch drauf angesprochen – auch außerhalb des Kreises."

Apropos Kreis. Wird er für den nächsten Kreistag kandidieren? Zimmermann: "Na klar. Ich denke, für einen Bürgermeister von Horb ist es ein Muss, auf dieser Ebene auch die Interessen der Stadt vertreten zu dürfen."

Und was ist mit den Verei nen? Zimmermann hatte vor seinem Amtsantritt gesagt, dass er sich auf die Vereine freut und auch mitmachen will.

Der Bürgermeister: "Leider hat es der Arbeitsaufwand bisher nicht zugelassen, dass ich aktiv bei einem Verein mitmache. Mit dem Kultur- und Museumsverein sowie mit Hans Schmid von den Kleindenkmalen habe ich mich schon ausgetauscht. Ich bin ein kunstinteressierter Mensch – das interessiert mich persönlich, unabhängig von der Verwaltung. Nur mit Agnes Maier habe ich es noch nicht geschafft, in Ruhe zu sprechen. Unsere Termine sind bisher immer geplatzt, weil immer wieder kurzfristig etwas dazwischen kam."

Insofern hängen auch noch die alten Bilder von Jan Zeitler in seinem Bürgermeister-Büro. Zimmermann: "Mal sehen, wann ich endlich Zeit habe und etwas finde, was mir noch besser gefällt."

Und privat? Zimmermann: "Meine Frau und ich sind inzwischen mit Sack und Pack ins Pfarrhaus in Talheim gezogen. Wunderbar. Wenn Du da auf dem Mäuerlein sitzt und ins Steinachtal schaust, ist das ein herrlicher Ausblick." Er selbst plant, in der Raumschaft ein Haus zu bauen.