Das Glasfaserkabel fürs Internet: In Horb ein Symbol eines kommunalpolitischen Dauerbrenners, der vor allem die Bürger in den Ortsteilen bewegt. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Bald sollen die langsamsten Stadtteile Glasfaser bekommen / OB: "Sondertopf wird sicher komplett benötigt"

Von Jürgen Lück

Horb. Talheim hat die Chance, schon ab August schnelles Internet zu haben. Und auch Dießen, Dettlingen und Mühlen können hoffen, bald das "Bauern-DSL" (Branchen-Spott für Lahm-Internet) hinter sich zu haben.

Bürgermeister Jan Zeitler: "Wir sind froh, jetzt durch die Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer einen Etat zur Verfügung zu haben, der uns die Schließung der Breitband-Versorgungslücken in der Raumschaft ermöglicht."

Erst Anfang des Jahres hatte der Gemeinderat eine Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer durchgesetzt – gegen den Widerstand der FD/FW. Mit der Begründung, dass von den 360 000 Euro jährlich 250000 Euro "DSL-Soli", also für den Ausbau der Breitbandversorgung benötig werden.

Doch die gestern vorgestellten Maßnahmen, die die dringlichsten Versorgungslücken schließen, schöpfen den Topf noch nicht komplett aus.

FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz mahnt: "Wir werden genau hinschauen, ob der von der Stadtverwaltung vorgerechnete Bedarf von 250 000 Euro jährlich für den Ausbau der Breitbandversorgung wirklich auf Dauer da ist." Die FD/FW-Fraktion hatte sich gegen die Erhöung der Grund- und Gewerbesteuer auch zu diesem Zweck gewehrt, weil sie das schnelle Internet als Aufgabe des Bundes bzw. der Unternehmen sehen.

OB Peter Rosenberger macht sich darüber aber keine Sorgen: "Ich bin mir sicher, dass wir die Summe brauchen, und das viele Jahre noch. Und wenn es doch mal nicht voll ausgeschöpft wird, ist das Budget dann im Jahr darauf höher. Aber die Aufgaben werden uns nicht ausgehen."

Erst einmal können Talheim, Dießen, Mühlen und Dettlingen von den 250 000 Euro profitieren, die die kommunale Steuererhöhung in die Kasse gespült hat. In Talheim ist die Glasfaser verlegt. Derzeit liegen Angebote von zwei Betreibern vor, die hier die Bevölkerung mit DSL versorgen wollen. Stadtwerke-Chef Eckard Huber: "Wir hatten zunächst Befürchtungen, dass sich niemand findet. Inzwischen haben wir zwei Angebote vorliegen, die derzeit noch bewertet werden." Die Entscheidung, wer den Zuschlag für mindestens 25 Mbit/s schnelles Internet bekommt, wird in der Gemeinderatsitzung Mitte Mai bekannt gegeben. Huber: "Laut Aussagen der beiden Bewerber kann die Umsetzung dann in einer Zeit von kürzestens drei bis längstens zwölf Monaten erfolgen." Die Talheimer können also hoffen, dass sie vielleicht schon ab August Filme streamen können.

Inzwischen zeichnet sich durch das frische Geld durch die Steuererhöhung auch eine Lösung für das Dießener Tal ab. Laut Zeitler verhandele man gerade mit der Deutschen Telekom. Grund: Neben der Kupferleitung, die den Stadtteil derzeit versorgt, hat die Telekom noch ein Leerrohr in der Erde liegen, welches den Ort von Dettingen aus versorgen könnte. Zeitler: "Wir führen derzeit Gespräche mit der Telekom, haben aber sehr vage Aussagen, die mir nicht reichen." Auch das Angebot, dass die Stadt das Leerrohr selbst mit Glasfaser füllt, hat offenbar bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg gehabt, so Zeitler. Dies würde bei einem Meterpreis von sieben Euro die Stadtwerke gut 21 000 Euro kosten. Alternativ, so Stadtwerke-Chef Huber, könne man Dießen aber auch über Richtfunk vom digitalen Antennenmast für den Polizeifunk anschließen: "Das prüfen wir."

Diese Technik nützt eine Firma, die bisher versucht, Dießen über eine Art Super W-Lan zu versorgen. Zeitler: "Der jetzige Betreiber ist laut Aussagen der Ortsvorsteher nicht ganz zuverlässig."

Handybesitzer im Dießener Tal können übrigens nicht mit einer Verbesserung des Funklochs rechnen. Laut Stadtplaner Klein verbietet die augenblickliche Gesetzgebung, dass die Stadt einen LTE-Sender auf dem Polizeifunkmast aufstellt.

Dettlingen kann auch auf schnelles Internet hoffen. Der Grund: Die EnBW hat hier ein neues Erdkabel für Strom verlegt. Durch die Mittel des "DSL-Soli" konnten die Stadtwerke hier gleich ein Leerrohr auf 2300 Meter von Oberiflingen bis nach Dettlingen verlegen. Kosten: 43 000 Euro. Mit Glasfaser würden noch einmal 16 100 Euro dazukommen. Laut Bürgermeister Zeitler will man jetzt bei einer Bürgerversammlung Interessenten finden.

Mühlen soll Glasfaser bekommen. Die Stadt muss ohnehin neue Abwasserrohre legen, damit es zukünftig in die Kläranlage Horb fließen kann. Dabei sollen auch die Leerrohre der Antennengemeinschaft genutzt werden. Die hat auch schon geklärt, dass ab der Kläranlage Mühlen Anschluss an das Glasfaser der Firma Gasline erfolgen kann, welches unter dem Radweg liegt. Glasfaser-Kosten für die 1500 Meter zwischen Mühlen und Kläranlage: 10 500 Euro. Leerrohr-Kosten (analog zur EnBW-Leitung gerechnet): 27 000 Euro.

Und was soll noch geschehen? Bürgermeister Jan Zeitler: "Wir werden die vorhandenen DSL-Leitungen in das GIS-System einspeisen, in dem die Wasser- und Abwasserleitungen verzeichnet sind. Dann wollen wir gezielt Lücken schließen." Laut Huber ist zum Beispiel daran gedacht, beim Tiefbau der Karl-Hiller-Straße in Betra gleich ein Leerrohr für Breitband-Internet mit zu verlegen.

Die Beschleunigung von vorhandenen Internet-Strukturen über die Verteilerkästen wie beispielsweise in Bittelbronn, wo derzeit durch einen veralteten Verteiler trotz Glasfaser-Kabel nur 16 MBit/Sekunde möglich sind, steht bisher nicht auf der Agenda des Rathauses und der Stadtwerke. Dies wird von Klein eher als "internes technologisches Problem" gesehen.