Ein Krankenhaus.-Neubau, der die Horber trotzdem nicht glücklich macht: Die Bürgerinitiative Pro Krankenhaus wird sich auch künftig für die Gesundheitsversorgung in Horb einsetzen Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Horber Bürger wollen weiterhin mit einem Verein für die Gesundheitsversorgung in Horb kämpfen

Von Peter Morlok

Horb. Die "Bürgerinitiative pro Krankenhaus Horb" (BI) wird weiterhin als eingetragener Verein und als Speerspitze der Horber Interessen im Bezug auf die ärztliche Versorgung des einzigen Mittelzentrums ohne Krankenhaus im Schwarzwald aktiv sein.

Dies entschied eine beschlussfähige Mehrheit der Mitglieder, die sich am Donnerstagabend im "Schiff" zu einer Mitgliederversammlung trafen. Hauptthema dieses Treffens war, so ein Vorschlag von Seiten des Vorstandsteams, den Vereinsstatus aufzuheben und nur noch als lose Vereinigung, quasi als Bürgerinitiative ohne e.V., aktiv zu sein. Ein Vorschlag, der polarisierte, der Emotionen freisetzte, der Befürworter und Gegner fand und der Stoff für eine gut zweistündige Diskussion bot.

Rainer Klinger, Vorsitzender der BI, eröffnete den Abend mit einem recht kurzen Vorstandsbericht und einem ausführlichen Rückblick auf die Entwicklungs-, oder sollte man besser sagen Rückentwicklungsgeschichte, des Horber Krankenhauses. Was mit Amtsantritt von Landrat Klaus Michael Rückert im Jahre 2010 positiv begann endete anstatt mit dem erwünschten und versprochenen Akutkrankenhaus mit einer Klinik für Geriatrische Rehabilitation. "Anstatt dass das Krankenhaus des 21. Jahrhunderts gebaut wurde, wie es Rückert anfangs vollmundig ankündigte, wurden hier 13 Millionen Euro in den Sand gesetzt", so das vernichtende Urteil eines BI-Mitgliedes.

Ursache für diesen Salto rückwärts waren Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die vom neuen Krankenhaus-Geschäftsführer Peter Mast ab 2012 ins Spiel gebracht wurden. "Bis dahin kümmerte sich weder Kreistag noch der Aufsichtsrat um betriebswirtschaftliche Belange – wirtschaftliche Zwänge interessierten anscheinend niemanden" rügte Klinger die seiner Ansicht nach selbstverursachte Misere. Geprüfte Zahlen hätten schon damals gegen den ursprünglichen geplanten Neubau in Horb gesprochen und Klinger wunderte sich, dass dies in den Aufsichtsgremien keiner bemerkt habe. "Diese Entwicklung war voraussehbar". Gerade am Kreistag ließ Klinger kein gutes Haar, was Kreisrat Wolf Hoffmann so nicht stehen ließ. "Wir haben als Räte nur die Möglichkeiten mit den Zahlen zu arbeiten, die man uns vorlegt" erklärte er unter anderem. Zahlen, die auf falschen Datenbasen erstellt wurden, wie Daniel Wochner vermutete. "Das waren getürkte Maßnahmen um Horb schlecht zu rechen" glaubt der Ex-Kreisrat.

Klinger vergaß auch nicht, die 24-Stunden-Notfallversorgung anzusprechen, für deren Umsetzung von Peter Mast seit dem 31.März ein Umsetzungskonzept erwartet wird. "Bisher habe ich noch nichts davon gehört – das ist eine fehlende Wertschätzung den Horbern gegenüber" so sein Statement hierzu. In seiner Gesamtbewertung stellte er dem Landrat und seinen Gremien ein vernichtendes Zeugnis aus: "Thema verfehlt, vollkommen am Horber Bedarf vorbeigegangen, Note sechs, setzen".

Im Fazit aber sei aber auch das Vereinsziel der BI, die Akutklinik zu erhalten, nicht erreicht wurde und er stellte deshalb den Antrag, darüber zu beraten, ob man den Verein auflösen solle. Nicht in Frage gestellt wurde jedoch, dass man als BI weitermacht, um für jede Eventualität gewappnet zu sein. BI-Gründungsmitglied Daniel Wochner stemmte sich argumentativ gegen die Auflösung des Vereins. "Gerade jetzt, da auch über den Standort Freudenstadt nachgedacht wird und Summen für einen Neubau, der nicht unbedingt in Freudenstadt stehen muss, in dreistelliger Millionenhöhe im Gespräch sind, braucht man die BI dringender als je zuvor" gab er sinngemäß zu bedenken. "128 Mitglieder bilden eine politische Größe und der Wind kommt aus der Politik" sagte Wochner und regte sich über die Aussage von Julian Osswald auf, der unlängst gesagt haben soll: "Horb ist das Sorgenkind des Kreises Freudenstadt." Eine Auflösung des Vereins sah er, wie viele andere Mitglieder auch, als Bankrotterklärung an. "Bitte lieber Landkreis, lass uns in Ruhe, wir wollen auch nichts mehr von dir", das wird man von uns, dem größten Kreisumlagezahler nicht hören, gab sich Wochner gewohnt angriffslustig. Er und viele BI-Mitglieder, darunter auch Michael Theurer, stand standen zu der Aussage von Elisabeth Steimle, die in ihrer trockenen Art den Nagel auf den Kopf traf indem sie sagte: "Wichtig ist, dass jemand da ist, der auf den Schweinekram hinweist, den andere machen". Die BI wird weiterhin den Finger in die von amtlicher Seite geschlagenen Wunden legen und für die medizinische Versorgung Horbs kämpfen. Bis spätestens Ende Oktober soll in einer weiteren Sitzung eine neue Vorstandsmannschaft gefunden werden und eine Reihe der BI-Mitglieder würden sich freuen, wenn Reiner Klinger weiter im Amt bleiben würde, wie sie betonten. Auf die direkte Frage, ob er als Vorstand eines eingetragenen Vereins weitermachen würde, gab Klinker an diesem Abend keine Antwort. Er lächelte nur.