Grüber und Ahmad lassen Bach arabisch klingen. Bewerbung für die Pop-Akademie in Mannheim.

Horb - Das wird eine ungewöhnliche Deutschland-Premiere am Samstag, 24. Juni, in der evangelischen Kirche: Die 147. Kantate von Johann Sebastian Bach wird von Orgel und der arabischen Laute gespielt.

Michael Grüber, Orgelspieler und Konzertveranstalter: "Ich habe mich umgehört und im Internet recherchiert – so etwas hat es zumindestens in Deutschland noch nicht gegeben."

Und die Horber können den Mix zwischen europäischem Orgelklang und der Oud als erstes genießen. Denn: Grüber hatte bei seinem Chor der Nationen auch Ahmad Almir kennengelernt. Einen Musikstudenten aus Syrien, der dort das arabische Lautenspiel studiert hatte (wir berichteten).

Inzwischen hat er Ahmad eine eigene Wohnung besorgt – damit er ungestört sein geliebtes Oud-Spiel einstudieren kann. In der evangelischen Kirche gab es am Donnerstag wieder neuen Studier-Stoff: Grüber spielt die Kantate auf der Orgel, zählt die Pausen ein. Der Titel: "Wohl mir, dass ich Jesum habe." Ahmad zeichnet das auf seinem Smartphone auf.

Hinterher sagt der Orgelspieler: "Dann kann Ahmad zu Hause besser üben." Doch schon jetzt setzt er mit seiner Oud bei dem – eigentlich für Geige komponierten Part – ein. Und der Klang-Mix funktioniert auf der Empore schon hervorragend.

Michael Grüber: "Ich denke, wir haben jetzt noch vier Wochen, um das ganze zu perfektionieren. Und Ahmad sollte dann unten sitzen." Das heißt: Die Oud wird unten dann wohl noch elektrisch verstärkt werden, damit die Klangbalance stimmt.

Die Deutschland-Premiere – Bach auf Orgel und Oud – sie wird nur ein Teil des großen Konzerts am Samstag, 24. Juni, sein. Grüber: "Ich plane einen Streifzug durch die Weltmusik unter dem Titel ›Alle Menschen werden Brüder‹. Zum Schluss wird der Chor der Nationen ›Freude schöner Götterfunken‹ – die Europa-Hymne, singen." Dazwischen wird Ahmad mit dem syrischen Sänger Mahran arabische Musik bringen. Auch Grüber übt schon fleißig die arabischen Tonleitern auf der Orgel: "Das ist auch für mich etwas neues. Ich plane, auf dem Konzert mit den beiden zusammen etwas zu improvisieren."

Der Orgel- und der Oud-Spieler. Beide sind Musikerkollegen und inzwischen Freunde geworden. Grüber hilft Ahmad bei seiner Bewerbung für die Pop-Akademie in Mannheim. Der Horber: "Ahmad muss jetzt die Formulare ausfüllen, übernächste Woche fahren wir zum Vorspiel nach Mannheim. Ich hoffe, wir treffen dann auch den Dozenten Mustafa Said." Der lehrt dort Weltmusik und ist selber Oud-Spieler. 

Und auch im Fall der bei der auf der Flucht zwischen der Türkei und Deutschland verlorenen Konzert-Laute von Ahmad sind die Horber ein Stück weiter gekommen. Ahamd hatte die von Hafez Sulaiman gebaute Konzert-Oud einen Tag vor seiner Flucht in Salamya abgeholt. Er nahm sie mit in die Türkei und spielte sie dort ein Mal, bevor er sie nach München schickte (wir berichteten).

Doch dort konnte er sie nie abholen. Grübers Lebensgefährtin Christa Stiegenroth: "Dank der Hilfe des türkischen Konsulats und Mitsänger aus dem Chor der Nationen ist es uns gelungen, die Oud von Ahmda aufzufinden. Sie ist beim Zoll in Izmir. Und wir haben alles vorbereitet, um sie abholen zu können."

Michael Grüber: "Auch deshalb veranstalten wir das Konzert in der evangelischen Kirche: Mit dem Erlös wollen wir den Transport der Konzert-Oud organisieren. Damit Ahmad mit seinem geliebten Instrument neue Inspiration für sein Spiel bekommt."

Das Konzert "Alle Menschen werden Brüder" mit Michael Grüber, Chor der Nationen, und Ahmad Almir beginnt am Samstag, 24. Juni, um 18 Uhr in der Evangelischen Kirche Horb, Weingasse. Ab 19 Uhr gibt es im Anschluss internationales Essen – von den Chormitgliedern und Freunden zubereitet und serviert.