Zwei Kirchen, eine Gemeinde – so wird es ab dem 1. Januar in Talheim sein. die beiden Kirchengebäude St. Martinus (links) und St. Michael und Laurentius werden beide abwechselnd genutzt. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Zum Jahreswechsel vollzieht sich die Fusion der beiden Talheimer katholischen Kirchengemeinden zur Gemeinde Heilig Geist

Von Martina Lachenmaier

Horb-Talheim. "Am 1. Januar hören zwei Kirchengemeinden auf zu existieren und eine neue beginnt", sagt Pfarrer Armin Noppenberger.

Das ist ganz nüchtern betrachtet ein rein verwaltungsmäßiger Vorgang. Aus St. Martinus sowie St. Michael und Laurentius wird dann Heilig Geist. Die Herausforderung wird sein, aus zwei bisher selbstständigen Kirchengemeinden eine neue Einheit zu formen, und dabei auch die Katholiken mitzunehmen, die den Zusammenschluss für überflüssig halten.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten berichten Pfarrer Armin Noppenberger und die beiden Kirchengemeinderätinnen aus St. Martinus Monika Fink (2. Vorsitzende des Kirchengemeinderats) und Marita Walz von diesem Prozess. Getragen wird dieser auch von der Kirchengemeinde St. Michael und Laurentius. Deren 2. Vorsitzender, Klaus Armbruster, konnte berufsbedingt aber nicht an dem Gespräch teilnehmen.

"Es war ein mutiger Schritt, diesen Neuanfang gemeinsam zu wagen", sagt Marita Walz. In Talheim stehen alle Zeichen auf Zusammenschluss. Die Feuerwehr, die politische Gemeinde und die Schule leben längst vor, dass der Zusammenschluss gelingen kann. "Der Zusammenschluss war längst überfällig", ist Monika Fink überzeugt. Viel Gemeinsames werde schon lange gelebt. Christmette und Osternacht feiern die Gläubigen zusammen. Abwechselnd, einmal im oberen, einmal im unteren Talheim. Auch die Vorbereitung auf Taufe, Erstkommunion und Firmung läuft gemeinsam. Ministranten, Chor und Jugendarbeit verstehen sich schon lange als Einheit. "Die zwei Kirchengemeinden haben gemerkt, dass es besser ist zusammenzugehen", sagt Monika Fink. "Wie ist es möglich, die Zeichen der Zeit zu sehen und sie mit dem Evangelium kompatibel zu machen? Das war eine wichtige Frage", erklärt Marita Walz. "Was ist wichtig im Alltag, was macht unsere Gemeinde aus?" Unser Kirchenpatron, der heilige Martin hat geteilt. Da können wir keine Mauern errichten", ist die Kirchengemeinderätin überzeugt.

Aus der Diözese Rottenburg/Stuttgart hat man den Kirchengemeinden keine Steine in den Weg gelegt. Von dort sei das Signal gekommen: "Wir betreiben es nicht aktiv, aber verhindern es auch nicht, wenn die Gemeinden es wollen", berichtet Pfarrer Noppenberger. "Wir waren in einer vollkommen zwanglosen Lage", sagt er.

Schon in den 90er-Jahren wurde über die Fusion nachgedacht. 2008 fiel schließlich die Grundentscheidung. "Wir wollten darauf hinarbeiten, dass wir 2015 einen gemeinsamen Kirchengemeinderat wählen", sagt Noppenberger. "Die Zeit war reif", so Marita Walz. "Hätten wir noch länger gewartet, hätten wir womöglich den richtigen Zeitpunkt verpasst. Irgendwann wäre es dann zu spät gewesen." Sieben Jahre hat der Prozess gedauert. Rechtzeitig vor der nächsten Kirchengemeinderatswahl wird die Fusion vollzogen.

Pfarrer Noppenberger sagt: "Wir müssen uns überlegen, ob wir nach der Schließung von Post, Schlecker und der Arztpraxis die nächsten sein wollen", sagt Noppenberger. "Kirche ist nichts Unreales. Wir existieren nicht als Insel." Strukturen um der Strukturen willen, das funktioniere nicht mehr. Insofern sei der Zusammenschluss auch eine Art Zukunftsvorsorge. Nicht nur für die Kirchengemeinden, sondern in der Verantwortung für die Dorfgemeinschaft. "Hier gibt es noch Nähe und überschaubare Netzwerke, hier kennt man den anderen noch."

Beim Zusammenschluss gehe es nicht darum, jemandem die Eigenständigkeit zu nehmen. Es gehe darum zu schauen, "wie werden wir künftig Kirche sein. Da muss Kirche erfinderisch werden." Der Pfarrer stellt das Verbindende in den Mittelpunkt des Zusammenschlusses. Nicht was wird weggenommen, sondern was teilen wir miteinander, sei die Frage. Der Fusions-Slogan, "ein Herr, ein Glaube, ein Talheim" beantwortet diese Frage. Monika Fink sagt: "Die Kirche kann kein Dorf trennen." Es sei besser, zusammenzulegen, was man miteinander teile.

Armin Noppenberger will alle Mitglieder der Gemeinden beim Zusammenschluss mitnehmen, der nun erst beginnt und von dem es abhängen wird, ob eine echte Einheit entsteht. Die Mehrheit der Katholiken war für den Zusammenschluss. "Aber natürlich darf man dagegen sein", sagt er. "Unsere Gemeinschaft ist so tragfähig, dass sie das aushält." Dagegen zu sein, hebe nicht das Einende, die Verbundenheit im Glauben auf, so der Pfarrer. Die Kirchengemeinden machen sich jetzt auf den Weg neue Formen des Miteinanders zu suchen. Viele Ängste konnten ausgeräumt werden, sagt Monika Fink. Von der Diözese wird es genauso viel Geld geben wie bisher. Beide Kirchengebäude bleiben erhalten und werden abwechselnd genutzt. Es gibt nicht weniger Gottesdienste und keine Zentralisierung des Gemeindelebens an einem Ort. Das Pfarrbüro wird nicht geschlossen und auch das Personal wird nicht reduziert.

Mit dem Zusammenschluss sei etwas gesät worden, sagt der Pfarrer. Das müsse jetzt wachsen. Und ein schwieriger Weg bedeute nicht, dass man ihn nicht gehen könne. „Im Vertrauen darauf, dass Gott uns dabei führt, kann es gelingen.“