Bernd Ballmann schaut interessiert in das "Dienstmädchenbüro", das Salomon Hirschfelder gemalt hat. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Salomon Hirschfelder: Genre-Maler, Fotograf, Musiker und Techniker / Horb ist das Hirschfelder-Zentrum

Von Peter Morlok

Horb. Am Vorabend zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur, dessen Fokus in diesem Jahr auf der bildenden Kunst liegt, fand im Bürgerkulturhaus ein Kunstgespräch über das Leben und das Werk des jüdischen Künstlers Salomon Hirschfelder statt.

Rund 40 Besucher folgten der Einladung des Stadtmuseums Horb und des Rexinger Synagogenvereins zu dieser Veranstaltung. Horb hat sich in den vergangenen Jahren zum "Hirschfelder-Zentrum" entwickelt, denn beide Hauptwerke des Malers, der am 16. Mai 1831 in Dettensee geboren wurde, hängen als Leihgabe des Landes in Horb, und weitere Arbeiten des Malers vervollständigen die größte Hirschfelder-Ausstellung, die es derzeit weltweit gibt. Den vielleicht größten Anteil an dieser Entwicklung hat der ehemalige MGG-Lehrer und Kunstkenner Bernd Ballmann, dessen Hartnäckigkeit es zu verdanken ist, dass die "Brotvisitation" den Weg an den Neckar fand und zudem das Meisterwerk "Dienstmädchenbüro" aus den Schatzkammern des Landes geholt wurde und seit 1983 in Horb ausgestellt wird.

Ballmann erzählte humorvoll die Geschichte um die Irrungen und Wirrungen die man umgehen musste, um beide Werke nach Horb zu holen. Als 1977 erstmals ein Käufer für die "Brotvisitation" gesucht wurde, reiste Ballmann nach Stuttgart in das Kunsthaus Bühler, die das Werk anboten. Bei dem mittleren fünfstelligen Betrag, den das Bild damals kosten sollte, war an einen direkten Ankauf nicht zu denken. Die Option "Leihgabe-Erwerb" durch das Land war jedoch möglich. Nur war dieses Verfahren an mehrere Bedingungen geknüpft, von denen Horb nur den Passus "der Museumsträger muss außerstande sein, den Kunstgegenstand zu erwerben" voll erfüllen konnte. Aus dem Kauf wurde nichts, und es sollte nochmals drei Jahre dauern, bis sich eine weitere Chance bot. Dieses Mal erhielt Horb den Zuschlag, und Bernd Ballmann nutzte die Gunst der Stunde und holte auch das "Dienstmädchenbüro" aus den Katakomben der Staatsgalerie nach Horb.

Bei beiden Werken handelt es sich um die zweite Version eines verschollenen Gemäldes. Abbildungen der Erstfassungen in Holzschnitten sind ebenfalls im Heimatmuseum vorhanden. Ballmann erklärte anhand beider Bildversionen in einer Gegenüberstellung die Entwicklungsgeschichte der Werke und sah die vielen kleinen, dafür umso prägnanteren Verbesserungen als einen Glücksfall für die Genre-Kunst des Salomon Hirschfelder an.

Agnes Maier beleuchtete die Lebensgeschichte des Künstlers, der 1860 von Dettensee nach München umzog (siehe auch Bericht unten). Damals bescheinigte ihm der Dettenseer Gemeinderat einen ausgezeichneten Lebenswandel und dass er ein "seltsamer" Künstler – damals ein Lob – sei. Neben seinem Schaffen als Maler war Hirschfelder auch lange Zeit seines Lebens der Musik zugetan. In der Kapelle von Franz Strauß, dem Vater von Richard Strauß, war das Multitalent über 25 Jahre als Flötist tätig. Die Kapelle "Wilde Gungel" gibt es noch heute. Fotografie und technische Experimente, die zu einigen Patenten führten, waren weitere Schaffensphasen von Salomon Hirschfelder. In Dettensee ist der jüdische Künstler unter sehr ärmlichen Bedingungen aufgewachsen, wie Hans Peter Müller – in Vertretung für Herbert Zander – in der Hinführung zum Themenschwerpunkt ausführlich darlegte. Es waren jedoch Lebensumstände, die den Künstler prägten. Dettensee, aus dem Blickwinkel des Malers, findet der Betrachter daher in vielen Werken wieder. Horb hat einen berühmten Maler, der lange Zeit verschwunden war, wieder aufleben lassen, seine Werke in Erinnerung gerufen und sie mit dieser Veranstaltung nochmals manifestiert.

Die Ausstellung der Hirschfelder-Bilder kann noch bis Mittwoch, 29. September, im Bürgerkulturhaus angesehen werden und zwar immer montags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr (Eingang bei der Stadtbücherei).