Faustschlag vor dem Nordstetter Rathaus: Ein 34-Jährlger schlug einem anderen Mann in der Nacht von Samstag auf Sonntag ins Gesicht. Foto: Hopp

Angst im Ort wächst: "Schrecken von Nordstetten" hat wieder zugeschlagen. Betroffene reden mit OB.

Horb - Er ist für viele im Ort nur noch "der Schrecken von Nordstetten": Ein 34-Jähriger hat wohl schon wieder zugeschlagen. Die Ermittlungsakte wird immer dicker. Auch der Oberbürgermeister schaltet sich nun in den Fall ein.

Ein Ort lebt in Angst. "Mittlerweile meide ich, die Hauptstraße entlangzugehen", sagt eine Nordstetterin und fügt hinzu: "Wie muss man sich fühlen, wenn man dort wohnt?" Einige Anwohner haben das am vergangenen Freitag Oberbürgermeister Peter Rosenberger im Rathaus berichtet.

Sie hatten mehr als 20 Unterschriften von betroffenen und verängstigten Anwohnern mitgebracht. "Wir leben in Angst und Schrecken, trauen uns nur noch mit einem ganz schlechtem Gefühl aus dem Haus", erzählt eine Betroffene.

Von einem Vorfall konnten sie da noch nicht berichten. Denn der spielte sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag direkt vor dem Nordstetter Schloss ab. Das närrische Volk war wegen des Geißbockballs im Ort unterwegs. In einer gewissen Lautstärke sicherlich, doch die Reaktion des 34-Jährigen ging (wieder einmal) deutlich über die Grenze des Erlaubten hinaus. "Erst hat er sie aus dem Fenster beschimpft. Dann ist er aus dem Haus gestürmt und hat sie verfolgt. Nach ein paar Minuten ist er wieder in sein Haus zurückgekehrt", schildert eine Nachbarin. In dieser kurzen Zeit soll es zu einem Faustschlag gegen einen Mann der zehnköpfigen Fasnet-Gruppe gekommen sein. Das bestätigt die Polizei, die nun wegen Körperverletzung gegen den 34-Jährigen ermittelt.

So wird die Akte immer dicker: Wegen vorsätzlicher Körperverletzung gegen einen Nachbarn ist er bereits zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hat der Mann Berufung eingelegt. Dieser Fall soll am 2. März vor dem Landgericht Rottweil verhandelt werden. Die weiteren Vorfälle, die zu Ermittlungen gegen den Mann führten, werden in dieser Verhandlung gar nicht berücksichtigt werden können, wie die Staatsanwaltschaft Rottweil auf Anfrage erklärt.

So vermutet die Polizei, dass der 34-Jährige viele Autos im Ort zerkratzt haben soll. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.

In der Neujahrsnacht ist er laut Polizei mit einer Bügelsäge bewaffnet auf einen Nachbarn losgegangen und hat ihn mit der Säge geschlagen. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Auf seinem Facebook-Profil beleidigte er nun auch noch mit namentlicher Nennung andere Personen. Eine ermittelnde Polizistin habe eigentlich wie eine Professionelle ausgesehen, die man von Bordellen kenne, äußert er in wirren Sätzen. Einen Nachbarn bezichtigte er, ein Drogendealer zu sein. Auch hierfür wurde er angezeigt.

Bei so vielen Vorfällen wächst das Unverständnis, warum noch immer nicht gehandelt werden kann. Warum mahlen die Behördenmühlen so langsam? Frank Grundke von der Staatsanwaltschaft Rottweil erklärt: "Die Ermittlungsakte zur gefährlichen Körperverletzung ist noch nicht bei mir. Die zu den Sachbeschädigungen ist da, aber ich habe sie noch nicht komplett durcharbeiten können, weil sie so umfangreich ist." Man befinde sich aber absolut im zeitlichen Rahmen.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigt Verständnis für die Bürger: "Es darf nicht der Eindruck entstehen, es geht nichts voran oder dass es hier Täterschutz statt Opferschutz gibt." Der Staat sei gefordert. Deshalb wird Rosenberger ("Als Nordstetter Einwohner fühle ich mich selbst als Betroffener") heute auch mit dem Horber Polizeichef zu einem Gespräch zusammenkommen. Handlungsmöglichkeiten bestehen, so ein Richter im Gespräch mit unserer Zeitung: "Auch eine Gemeinde kann beim Amtsgericht beantragen, dass eine Zwangseinweisung überprüft wird." Der OB verspricht: "Wir werden als Stadt alles tun, was möglich ist." Der Besuch der Bürger im Rathaus sei deshalb wichtig gewesen: "Wir brauchen die Erkenntnisse aus erster Hand."