Kultur: "Till Eulenspiegel" von "Das Chamaeleon Theaterwelten" feiert seine Premiere in Dettingen / Zwei weitere Aufführungen

Bei der Theateraufführung "Till Eulenspiegel" treffen aktuelle Themen auf die Historie des Gauklers, und die Zuschauer sind mittendrin.

Horb-Dettingen. Als "Ein Narr, ein Weiser, ein Revolutionär" nannte Ortsvorsteher Josef Nadj nur einige Gesichter der legendären Figur Till Eulenspiegel. Bereits zum fünften Mal durfte Nadj das Theaterensemble "Das Chamaeleon Theaterwelten" in Dettingen ankündigen. Vergangenen Woche präsentierten die Darsteller bei der Premiere der Aufführung von "Till Eulenspiegel" aktuelle Themen verwebt mit alter Historie. Mit der Inszenierung nach Hermann Bote erzählte das Ensemble die Lebensgeschichte des wohl bekanntesten Narren der Literatur in dreizehn Bildern im Dettinger Schlosshof.

Nach dem Tod seines Vaters wächst Till Eulenspiegel (Christoph Daecke) allein bei seiner Mutter (Dorothee Jakubowski) in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Narr hat Spaß an der Gauklerei und weigert sich, ein vernünftiges Handwerk zu erlernen. Auf dem Dachboden des Hauses der Mutter übt sich Eulenspiegel stattdessen als Seiltänzer. Die Mutter hat nur wenig übrig für die Flausen, die Eulenspiegel im Kopf hat. Als er eines Tages vor einer größeren Menge an Zuschauern erneut auf dem Seil balanciert, schneidet die Mutter es durch. Unter dem Hohn und Spott des Publikums stürzt Eulenspiegel zu Boden.

Diese Blamage konnte der junge Narr nicht ertragen und beschloss, sich an den Spöttern zu rächen. Erneut schwingt sich der Gaukler wenige Tage später auf das Seil und lockt die Massen an. "Ich will euch ein Kunststück vorführen", ruft er dem gespannten Publikum vom Seil herab und bittet um deren Schuhe, die er in einen großen Sack steckt. In der Mitte des Seiles angelangt öffnet der Gaukler den Sack, sodass alle Schuhe durcheinander zu Boden fliegen. Während die einstigen Spötter im wilden Gerangel ihr Schuhwerk zusammensuchen, ist es Eulenspiegel, der sie nun "von oben herab" verspottet. Danach zieht sich der Narr voller Schadenfreude für eine Weile zurück. Als ihn die Mutter eines Tages losschickt um etwas Nahrung zu besorgen, fällt Eulenspiegel ein weiterer Schwindel ein.

Die Politik von heute ist ebenfalls Thema

Dem überteuerten Bäcker (Andreas Schnell) macht der Narr weis, der Herzog persönlich habe einige Laibe Brot in Bestellung gegeben. Freudig sendet dieser seinen Gesellen aus, um die Ware dem Herzog auszuliefern. Als Eulenspiegel diesen unterwegs einen Schreck einjagt, fällt ein Laib Brot zu Boden. "Das kann man dem Herzog nicht mehr überreichen", gibt der Narr zu verstehen und bittet den Gesellen, zu seinem Meister zurückzukehren, um für Ersatz zu sorgen. Eulenspiegel versichert dem gutgläubigen Gesellen, solange mit den übrigen Broten auf ihn zu warten. Die Naivität des Gesellen wird bestraft: Eulenspiegel macht sich mit dem Brotkorb aus dem Staub. Als die Mutter des jungen Narren stirbt verkauft er sämtliches Hab und Gut und zieht über Dornhan und Dettingen durch das Land nach Berlin.

"Doch welche Richtung ist die Beste?", fragt der Hauptdarsteller, der plötzlich aus dem Dachfenster des Dettinger Schlössle einen eigens verfassten "Rap" aufführt.

"Trump steckt in Kinderschuhen, spielt mit Bomben wie mit Kieseln. Ist ein wahrer Gottesmann, der Gott spielen kann, nur lässt er Bomben statt Regen nieseln." Erneut werden einige Menschen auf den Schelm aufmerksam, die sich fragen, was dieser auf dem Dach wohl vorhat. "Ich will fliegen", gibt Eulenspiegel der Menge zum Besten und fordert die Leute auf, zu Boden seine Schwing-Technik nachzuahmen. Als diese langsam ungeduldig werden, hält der listige Narr den ahnungslosen Schaulustigen den Spiegel vor. "Ich sagte nicht, dass ich fliegen kann. Ich sagte: Ich will fliegen", klärt Eulenspiegel die nun wütende Meute auf. "Dummheit ist für einen alleine zu schwer zu tragen", muss Eulenspiegel auf Grund des Erlebten letztlich feststellen.

Einfallsreich und kreativ wusste sich das Ensemble am vergangenen Freitag in Dettingen in Szene zu setzen. Die Plätze der Gäste befanden sich inmitten des Geschehens, wobei sich die einzelnen Szenen und deren Bühnenbilder um die Zuschauer herum abspielten. Wer sich von den gekonnten, artistischen Einlagen des Hauptdarstellers sowie dem fröhlichen Schauspiel auf der "drehenden Bühne" selbst überzeugen möchte, hat dazu noch Gelegenheit. Am Freitag 21. Juli, sowie dem darauf folgenden Sonntag, 23. Juli, gastieren die Darsteller mit ihrer Inszenierung auf dem Marktplatz in Horb.

Weitere Informationen: Eintrittskarten können im Vorverkauf erworben werden beim Stadtmarketing Horb (Telefon 07451/555 7977), in der Buchhandlung Kohler (Telefon 07451/53880), im Gasthaus Adler (Telefon 07482/230) oder unter www.daschamaeleon.de.