Kabarett im Dettinger "Adler": Im modernen Reisebus gen Südtirol – für Käthe Kächele spannend, für ihren Göttergatten Karl-Eugen weniger erholsam. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Käthe und Karl-Eugen Kächele brachten deftige schwäbische Unterhaltung in den Dettinger "Adler"

Horb-Dettingen. Den ganz normalen Wahnsinn, den man landläufige Ehe und Alltag nennt, brachten Käthe (Ute Landenberger) und Karl-Eugen Kächele (Michael Willkommen) am Samstagabend mit in den großen Saal vom Dettinger "Adler." Und wenn das allein nicht schon reichen würde, kam strafverschärfend hinzu, dass die Kächeles waschechte Schwaben sind und zudem vom Land stammen.

Schon lang verheiratet und buchstäblich aus dem Schwabenland kommend, das kann ja heiter werden. Dies dachten sich auch die vielen Besucher, die den unteren Teil des Adlersaal komplett und die Empore zum Teil füllten.

Käthe Kächele ließ ihre vielen Fans nicht allzu lange warten und betrat relativ pünktlich die Bühne. Leider ohne funktionierendes Mikrofon, was, hätte sie es nicht besonders erwähnt, bei ihrem schrillen Organ gar nicht Mal so arg aufgefallen wäre. "Der Karl-Eugen verspricht dem Techniker immer einen Kasten Bier, wenn er mir den Saft abdreht. Ich geh‘ nochmals schnell hinter die Bühne und versprech‘ ihm zwei Kasten Bier und ein Vesper, wenn er ihn wieder anstellt" gab sie bekannt und war für kurze Zeit wieder verschwunden.

Klischees und Vorurteile im Irrgarten einer schwäbischen Ehe

Als sie zurückkam verriet sie eines der letzten, bislang ungelüfteten Geheimnisse der Menschheit. "Warum brauchen Frauen mindestens 8000 Worte am Tag und die Männer höchstens 2000?" "Weil mir dene Kerle emmer elles dreimol saga müsset" folgte die logische Erklärung, auf die man auch hätte selbst kommen können.

Nachdem man die angebliche Schwatzhaftigkeit schwäbischer Hausfrauen als notwendiges Übel katalogisiert hatte, schlug Frau Kächele den Reisekatalog auf. Einmal sei sie mit ihrem Karl-Eugen am FKK-Strand gewesen. "Du, doh laufet älle nägich rom – sogar nägige Menner mit ohne gar nix ah" freute sie sich immer noch ein wenig über diese prägenden Erinnerungen. "Do sen Kerle romgloffa, die henn a Ding-Dong ghet, da war des Deng vom Karl-Eugen mehr a Klingglöckchen." Dass sich die Damen im Saal bei diesem Vergleich vor Begeisterung auf die Schenkel klopften, war klar. In diesem Jahr fuhren die Kächeles jedoch angezogen nach Südtirol. Frau Kächele hatte die Reise für zwei Personen im Preisrätsel des Schwarzwälder Boten gewonnen und freute sich wie Bolle auf diesen Ausflug im klimatisierten Bus mit eigener Plastiktoilette.

Bevor die Reise losging wollte sie ihrem Göttergatten noch schnell einige Verhaltensmaßregeln für Busreisen mit überwiegend unbekannten Personen an die Hand geben. "Verhaltensmaßregeln für mich – das ist ungefähr genauso, wenn die Kuh dem Bauern erklärt wo’s Gras wächst" konterte Karl-Eugen entsetzt. "Ja dann verzähl wenigstens keine unanständige Witz" bat ihn seine Frau. "I kenn aber koine anderen" die ehrlich Antwort vom leicht überforderten Herrn Kächele. Endlich im Bus, Käthe an dem von ihr bevorzugten Fensterplatz, ging die herrliche Tratscherei über die Mitreisenden los. "Guck mol die Marianne – die sieht aus, als hät‘ sie schon fünf Marmeladebrote vor dem Frühstück gevespert" lästerte der eher vollschlanke Karl-Eugen. Dafür gefiel ihm, was die Sonja vom Sportverein so am Leib trug. "Die ist schick angezogen" befand Herr Kächele. "Des was die anhat, das ist mindestens zwei Nummern zu klein" urteilte hingegen seine Frau. "Eben deshalb ist‘s besonders schee."

Auch untereinander tauschten die Kächeles eine Nettigkeit nach der anderen aus. "Warscht beim Friseur?" "Joh" "Und wann macht er‘s fertig?" ein Beispiel. Klar ist inzwischen auch, warum Karl-Eugen so einen großen Bauch vor sich herträgt. Weil er verheiratet ist. Und dies ist leicht zu erklären. "Kommst du als Junggeselle abends heim, schaust du in den Kühlschrank und wenn nichts rechtes drin ist, dann gehst du frustriert ins Bett. Kommst du aber als verheirateter Mann abends nach Hause, dann schaust du zuerst ins Schlafzimmer. Und liegt nichts Gescheites im Bett, gehst du frustriert zum Kühlschrank".

Es war deftige schwäbische Unterhaltung und in manchen Szenen fand sich der ein oder andere Besucher sogar wieder. Wem sind nicht schon die dauernden Fragen nach irgendwelchen Bonusheften oder Rabattkarten auf den Zeiger gegangen oder wer wollte in einem Lokal nicht wirklich wissen, ob der Wein einen fruchtigen Erdbeerabgang hat, wenn er ein Bier wollte.

Im Adler gab‘s Bier und selbst mit dem einzigen Zauberwort, dass der gute Karl-Eugen kennt, nämlich "Spätzle", wäre er auch bestens bedient worden.

Die Kächeles bedienten sich bei ihrem Auftritt im "Adler" großzügig an all den vielen Klischees und Vorurteilen im Irrgarten einer schwäbischen Ehe und reicherten sie mit kleinen Unverschämtheiten und dem derben Sprachwitz der knitzen Schwaben an.