Stadtführung: Nachtwächter und ein Klosterbruder stellen die Wirtshausvielfalt der Unterstadt vor

Die Horber Nachtwächter laden unter dem Motto "Raus aus ’m Kreuz ond nei en Hirsch" am Freitag, 21. Juli, um 20 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Rat- und Wachthaus zu einer Führung zu den einstigen und heutigen Wirtshäusern in der Horber Unterstadt.

Horb. Diese Führung wird zusammen mit dem Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei veranstaltet. Am Führungsbeginn legt das Sommertheater auf dem Marktplatz eigens für die Nachtwächter eine Spielpause ein.

Die Horber Schluckspechte können auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. So verbot die hohenbergische Landesordnung, die von der Neckarstadt 1514 mitbesiegelt wurde, den Horbern das übermäßige Trinken. Wer zu tief ins Glas geschaut hatte, wurde entweder mit einer Geldstrafe belegt oder gar in den Diebs- und später in den Schurkenturm geworfen, in dem 1727 zwei neue Kerker eingebaut wurden. Nach dem Übergang der hohenbergischen Stadt an das Herzogtum Österreich haben sich die Horber ihre Sicherheit buchstäblich ersoffen, denn 1395 verzichtete Herzog Leopold IV. für die Zeit von 32 Jahren auf das ihm zustehende Umgeld. Mit den Einnahmen aus dieser mittelalterlichen Getränkesteuer wurde zunächst zum besseren Schutz der Stadt die obere Feste dem Schurkenturm vorgelagert und darüber hinaus begann man mit dem Bau des äußeren Stadtmauerrings.

Als ein Hochwasser im Mai 1578 großen Schaden in der Stadt angerichtet hatte, verzichtete Erzherzog Ferdinand II. von Österreich-Tirol wiederum für fünf Jahre auf seinen Anteil am Umgeld und die Horber müssen dem Wein und dem Bier so zugesprochen haben, dass nicht nur alle Schäden umgehend beseitigt werden konnten, sondern darüber hinaus mit dem Markt-, Tal- und Platzbrunnen gleich noch drei eindrucksvolle Renaissancebrunnen errichtet wurden. Dass die Horber leidenschaftliche Wirtshausgänger waren, können die drei mit Hellebarde, Rufhorn und Laterne ausgestatteten Herrn sogar mit einem Lexikoneintrag aus dem Jahr 1841 belegen. Diese Leidenschaft soll sogar mit ein Grund gewesen sein, dass in Horb keine Industrialisierung einsetzte, obwohl die Stadt schon seit 1866 über einen Eisenbahnanschluss verfügte.

Hand aufs Herz, wissen Sie, wo in Horb einmal ein Wirtshaus namens Kreuz gestanden hat oder wo das Gasthaus Hirsch zu finden war? Dieses Mal geht es beim Umgang gleich die Marktsteige hinab in die Horber Unterstadt, wo die Nachtwächter auf mehr als zwei Dutzend Wirtshäuser verweisen können. Der Umgang der Nachtwächter führt zunächst in die Ihlinger Straße, in der mit dem Gasthaus Engel einst Horbs erste Poststation gestanden hat. Vorbei an den früheren Wirtshäusern Schwanen, Bären, Löwen, Rössle und Kreuz führen die Nachtwächter durch die Neckarstraße zum einstigen Brückenkopf der ehemaligen Wilhelmsbrücke, wo auf jene fünf Gaststätten verwiesen wird, die sich einst rechts des Neckars beim Bahnhof angesiedelt hatten.

Kleinen Überraschung’ für die Zuhörer

Über die Hirschgasse, die ihren Namen einer ehemaligen Horber Wirtschaft zu verdanken hat, geleiten die Nachtwächter zum Burgstall, wo man ehemals in der "Traube" oder beim "Stepfelesbeck" einkehren konnte. Neben dieser erlebten Wirtshausgeschichte gibt es natürlich auch einige lustige Geschichtchen zu hören, die sich in oder vor Horber Wirtshäusern ereignet haben sollen. Auch manch kerniger Trinkspruch wird zu hören sein. Am Ende des Umgangs wartet der Alpirsbacher Mönch nach der Rückkehr zum Marktplatz noch mit einer kleinen Überraschung auf, die nicht nur in den Augen eines Horber Schluckspechts Gefallen finden wird.

Zum Umgang ist jeder recht herzlich eingeladen, um eine Spende wird gebeten. Bei Regen fällt der Nachtwächterumgang aus.