Zahlreiche Gäste besuchten den Vortrag von Pfarrer Michael Keller, der unter dem Motto "Michael Sattler in Horb und die Täufer – Suche nach alternativen Formen christlicher Gemeinschaft in Horb und anderswo" die Herbst-Reihe zum Reformationsjubiläum fortführte. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Pfarrer Keller erinnert an Michael Sattler, der um 1526 in Horb für viel Aufsehen gesorgt hat

Einige Parallelen zwischen dem Glauben des "Täufers" Michael Sattler und seinem eigenen Glauben konnte der evangelische Pfarrer Michael Keller in seinem Vortrag feststellen.

Horb. Zahlreiche Zuhörer verfolgten im evangelischen Gemeindehaus in Horb den Vortrag unter dem Motto "Michael Sattler in Horb und die Täufer – Suche nach alternativen Formen christlicher Gemeinschaft in Horb und anderswo".

Im Rahmen des Reformationsjubiläums lädt die evangelische Kirchengemeinde zur Herbst-Reihe ein: "An drei Abenden geht es um die verschiedenen Aufbrüche in Horb während der Reformationszeit. Es ist spannend, was sich in Horb alles zugetragen hat." Diese Feststellung konnten die Zuhörer bestätigen. "Ich wollte zu den anderen Vorträgen, war aber krank und habe nun gesagt: Aber zu dem gehst du", erklärte eine ältere Horberin, die sich nach dem Vortrag von Pfarrer Keller gut informiert fühlte.

Nach einer kurzen Zeitreise durch das Leben des 1490 geborenen Michael Sattler mit Klosterzeit, schwierigen Zeiten in Straßburg und weiteren Herausforderungen, kam Pfarrer Keller geschichtlich nach Horb. Etwa um 1526 muss Michael Sattler in Horb und Umgebung gewirkt haben.

Er sowie seine Anhänger haben wohl zwischen Horb und Dettlingen, aber auch im Isenburger Tal und in den Häusern Menschen getauft. Daher komme auch der Name Täuferbewegung. Der ehemalige Horber Pfarrer Gustav Bossert hatte sich zwischen 1920 und 1936 mit der Geschichte von Michael Sattler beschäftigt. In einer Nacht seien beispielsweise 29 Taufen umgesetzt worden.

Sattler habe zwar nur eine kurze Zeit in Horb gelebt, dafür aber umso mehr für Aufsehen gesorgt. "Ich denke, dass Sattler einige Sympathisanten hatte", merkte Pfarrer Keller an, dass er dies aus den Aufzeichnungen herausgelesen habe. Mit 37 Jahren habe Sattler in Schleitheim in der Ostschweiz zusammen mit den Abgesandten der Täuferbewegung die Schleitheimer Artikel mitgeprägt. Pfarrer Keller wollte die Artikel nicht groß ausführen, betrachtete aber die signifikantesten. In Artikel eins geht es um die Taufe, weshalb der Horber Pfarrer anmerkte: "Das ist eines der ältesten und eines der wichtigsten Bekenntnisse und Zeugnisse der Täufer."

Dem Artikel zur Taufe stimme er zum größten Teil zu. "Ich bin aber ein Vertreter der Kindertaufe", erklärte der Horber Pfarrer seine Auffassung – und den Kontrast zu Michael Sattler und die Abgesandten. Denn sie konnten die Kindertaufe nicht gutheißen. Sie waren der Ansicht, der Gläubige solle sich bewusst für die Taufe entscheiden.

Der Artikel, der sich mit dem Thema Bann und Absonderung beschäftigt, unterscheide die Täuferbewegung beispielsweise vom "päpstlichen und widerpäpstlichen Glauben", damit sind der katholische und evangelische Glauben gemeint. Vor allem die Absonderung sieht Keller kritisch: "Für mich ist das ganz schwierig, denn ich möchte in der Welt leben und mich nicht absetzen."

Er sehe auch die Ausführungen, dass man entweder gläubig oder ungläubig sowie nur gut oder böse sei, anders. In jedem Menschen könne etwas Gutes, aber auch etwas Böses stecken. "In mir ist etwas Gläubiges und etwas Ungläubiges", verdeutlichte Pfarrer Keller, dass jeder beide Seiten habe.

Wie sehr aber das Leben Michael Sattlers, oft auch als Märtyrer bezeichnet, Pfarrer Keller beeindruckte, zeigte sich in seinen ausgiebigen Ausführungen. Immer wieder kehrte er geschichtlich nach Horb zurück: "Sattler und seine Anhänger wurden verhaftet. In Aufzeichnungen heißt es, dass man den Horbern nicht trauen konnte. Deshalb wurde er nach Binsdorf gebracht." Seinen Prozess erlebte er in Rottenburg, wo er trotz umfangreichen Ausführungen zur Folter und zum Märtyrer-Tode verurteilt wurde.

Karl-Hermann Kauffmann aus Albstadt von der Freien Brüdergemeinde hatte Michael Sattlers Leben zusammengefasst und verteilte sein Werk bei der Veranstaltung in Horb.

Die Zuhörer stellten Fragen zu den Schleitheimer Artikeln, zu den Quellen der Recherche und zur Sicht Sattlers auf andere Gläubige. Noch lange tauschten sich die Gäste aus, die sich in manchen Themen nicht einig wurden, aber von Michael Sattlers Wirken gefesselt waren.