Engagiert setzte sich Wolfgang Schleicher für die Ethik in der Tierhaltung ein. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Bauern befassen sich mit ethischen Aspekten

Von Jürgen Baiker

Horb-Rexingen. Mit der Frage "Kann die Landwirtschaft die ethischen Vorstellungen unserer Gesellschaft zur Tierhaltung noch erfüllen?" befasste sich Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Verbands katholisches Landvolk aus Stuttgart, bei einem Vortrag in der "Sonne" in Rexingen. Der Referent beantwortete die Frage letztlich eher mit Nein als mit Ja.

Stefan Schäfer führte in Vertretung von Gerhard Fassnacht bei der Delegiertenversammlung des Kreisbauernverbands Freudenstadt in das Thema ein. Oft stünden die Bauern unqualifizierten Angriffen gegenüber. Immer wieder werde die Massentierhaltung angeprangert, ohne dazugehörende Zahlen zu nennen. Im Januar starte die "Initiative Tierwohl", die vom Bauernverband, dem Lebensmitteleinzelhandel und der Schlachtbranche getragen wird. So sollen Schweinehalter einen Kostenausgleich für mehr Tierschutz im Stall erhalten.

Können die deutschen Tierhalter alle ethischen Anforderungen der heutigen Gesellschaft noch erfüllen, oder führt dies in eine neue Runde des Strukturwandels, weil die Tierhaltung unwirtschaftlich wird, so lautete die zentrale Frage. In seinem Vortrag ging Wolfgang Schleicher auf die landwirtschaftliche Tierhaltung, die gesellschaftlichen Anforderungen, ethische Aspekte der Landwirtschaft und der Schlachtung und ethische Aspekte der Verbraucher ein. "Was ist das Tier für Menschen?", fragte der Referent und gab viele Antworten: Nutztier, Schlachttier, Haustier, Arbeitstier, Therapietier, Partner, Zierde, Schädling, Nützling, Landwirtschaftshelfer, Wildtier und Versuchstier, Nahrungskonkurrent, so einige Feststellungen. Umgekehrt sei der Mensch für das Tier unter anderem Halter, Ernährer, Arzt, Schlachter, Jäger, Verarbeiter, Beschützer, Liebkoser, Nutzer, Melker, Manager, Verkäufer und Pfleger. Als Schlagworte in Bezug auf gesellschaftliche Vorstellungen zur Tierhaltung nannte Schleicher Tiere im Freien, kleine Herden, frisches Futter, keine Antibiotika, keine Schmerzen, tiergerechte Haltung und klassische Züchtungsmethoden.

In der Diskussion wurden viele Punkte, die den Landwirten unter den Nägeln brennen, angesprochen. beispielsweise das Bildungssystem: Für manche Lehrer gebe es nur die Unterscheidung zwischen Biolandwirtschaft und industrieller Landwirtschaft, wobei letztere grundsätzlich negativ betrachtet werde, wie betont wurde. Die normalen Kleinbauern fielen dabei unter den Tisch. Die Lehrer wurden aufgefordert, mehr Kontakt zu den bäuerlichen Betrieben zu halten und mit den Klassen auch einen Bauernhof zu besuchen, um Vor Ort Informationen aus erster Hand zu erhalten. Der Verbraucher solle wissen, dass die Landwirte nicht nur Profitgedanken hegen, sondern auch das Tierwohl im Blick haben.

Der Verbraucher könne entscheiden, was er einkauft, und könne dadurch auch ethisch handeln. Stefan Schäfer, der den Abend moderierte, meinte, dass die Landwirte immer ins Tierwohl investieren.