Holocaust: Künstlerhaus-Bewohnerin Steffi Schöne gestaltet Denkmal in Dinslaken

Horb. Steffi Schöne – derzeit im Künstlerhaus Horb zu Hause – wird 2017 ein Denkmal im nordrhein-westfälischen Dinslaken gestalten. Es soll an die Jüdin und Sozialdemokratin Jeanette Wolff erinnern, die einige Jahre in Dinslaken gelebt und dort mit ihrem Mann Herrmann ein Bekleidungsgeschäft geführt hatte. Der Platz, auf dem das Denkmal stehen soll, ist bereits nach Jeanette Wolff benannt.

Die Fotokünstlerin Steffi Schöne bringt auf das Pflaster des Platzes ein verzerrtes Bild von Jeanette Wolff auf, das sich dann in einer zylindrischen Edelstahlsäule als realistisches Porträt spiegelt. "Ich will das Menschliche hinter der historischen Person hervorholen", sagt die Kunstschaffende, die seit einem guten Jahr im Horber Künstlerhaus arbeitet. Die Stele für die 70 000-Einwohner-Stadt Dinslaken ist ihre erste Arbeit im öffentlichen Raum.

Schönes Entwurf setzte sich gegen 56 andere durch

57 Entwürfe waren eingegangen, zehn hatte die Jury ausgewählt. Diese Modelle wurden ausgestellt und die Dinslakener gebeten, ihre Stimme abzugeben.

Mit 117 von 670 Stimmen lag Lokalmatador Alfred Grimm in der Publikumsgunst vorn. Das Bürgervotum zählte aber nur als eine Stimme. Die acht Jurymitglieder sprachen einmütig Steffi Schöne den mit 1000 Euro dotierten ersten Preis zu – und auch bei der Abstimmung der Dinslakener lag die Wahl-Horberin nur drei Stimmen hinter Grimm.

Jeanette Wolff (geborene Cohen) und ihre Tochter Edith waren am Ende des Zweiten Weltkriegs die einzigen Überlebenden aus den beiden Familien.

Die Jüdin kehrte Deutschland allerdings nicht den Rücken: Sie wurde Stadtverordnete für die Berliner SPD, sagte in den Nürnberger Prozessen aus, gehörte von 1952 bis 1961 als erste jüdische Abgeordnete dem Bundestag an, war stellvertretende Vorsitzende des Zentralrates der Juden.

Mit fast 88 Jahren starb sie im Mai 1976 in Berlin. Tochter Edith zog später nach Dinslaken, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 lebte.

"Es kann sich nur versöhnen, der seine Wahrnehmung beziehungsweise Perspektive zum Unversöhnlichen ändert", erklärte Ronny Schneider, Vorsitzender des Dinslakener Kulturausschusses, bei der Preisübergabe. Das habe die Jury vom Entwurf Steffi Schönes überzeugt. Die Skulptur bringe die Tugenden Toleranz und Versöhnung zum Ausdruck, für die Jeanette Wolff stehe.