Kissen sind nicht nur zum Schlafen da: Wie sie helfen, den Lerneffekt zu steigern, weiß Eden Volohonsky. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Schule startet wieder – und Eden Volohonsky sagt in einem Interview, wie man am besten lernt

Horb. Die Schule geht wieder los – und damit der Lernstress. Die große Frage lautet: Wie kriege ich das abstrakte Zeug in meinen Kopf rein? Eden Volohonsky, Leiter des Hermann-Hesse-Kollegs, muss es wissen. Der Paläontologe und Polarforscher ist "quadro-lingual" aufgewachsen – er hat vier Muttersprachen. Und er steht für das lebenslange Lernen, bringt Menschen aus aller Herren Länder Deutsch bei. Wir wollten von ihm wissen, wie man sich Wissen "eintrichtert".

Auf Deutsch: Wie lerne ich am besten? 

Das Lernen geht nicht nur mit Worten und Papier. Es kommt darauf an, alle Sinne mit einzubeziehen. 

Doch wie geht das? 

Das Lernen in einer Arbeitsgruppe geht am besten im Stuhlkreis. Dort kann man sich nicht hinter dem Tisch oder Büchern verstecken, sondern muss miteinander agieren. Ganz wichtig: Diese Arbeitsgruppe darf nicht mehr als sieben Mitglieder haben. Das zeigen die Erfahrung und die empirischen Ergebnisse der Forschung: Wenn eine Gruppe mehr als sieben Mitglieder hat, zerfällt sie in mehrere Einzelteile. Es gibt keinen richtigen Zusammenhalt mehr, und damit sinkt die Aufmerksamkeit auf das Gesamtthema. 

Und was sind die besten Tricks beim alleine Lernen? 

Es ist wichtig, beim Auswendiglernen auch alle Sinne mit einzubeziehen. Beim Gedichte lernen beispielsweise zu gestikulieren. Beispielsweise die "Glocke" mit den Händen zu formen oder beim Erlkönig mitzureiten. 

Okay. Aber was mache ich mit Sachen, die nur auf dem Papier stehen wie Formeln?

Hier hilft nur, die Formel immer wieder abzuschreiben, abzudecken und wieder abzuschreiben. Weil Schreiben die Übersetzung der Gedanken in Bewegung ist. 

Wie behalte ich das Wissen aus einem Buch oder einer langweiligen Vorlesung? 

Anstreichen und Markieren in einem Buch oder Manuskript hilft wenig, weil man am Anfang sehr konzentriert ist und dann die Aufmerksamkeit sinkt. Besser ist es: wenn man ABC-Listen macht. Also eine Art Lexikon der wichtigsten Informationen. Damit durchbricht man die Struktur des Buches oder des Vortrages. 

Lesen, merken. Okay. Aber wie lerne ich die Fremdsprache am besten? 

Die klassische Vokabelliste bringt gar nichts. Weil man durch die platte Übersetzung den Zusammenhang der Fremdsprache verkürzt und zerstört. Am besten das Wörterbuch Deutsch – Fremdsprache gleich wegschmeißen und das Exemplar Fremdsprache – Fremdsprache besorgen. Denn das wirkliche Lernen der Fremdsprache fängt dann an, wenn man sich gedanklich von der Nabelschnur des muttersprachlichen Wörterbuchs abnabelt. 

Und was ist mit Sprachkursen? 

Vier Wochen Sprachkurs ist sehr knapp, weil jeder Sprachkurs harte Arbeit ist. Erst die Euphorie, dann der Durchhänger, das Heimweh. Sechs bis zwölf Wochen machen da mehr Sinn für einen wirklichen Lerneffekt. 

Und was ist sein Geheimtipp?

Am Besten lernt man auf dem Kissen. Und das gilt doppelt: Was man direkt vor dem Einschlafen liest, behält man am besten. Und im Ausland ist es gut, wenn man einen Muttersprachler Tag und Nacht neben sich hat. Wenn man liebt, dann denkt man auch in der anderen Sprache.

u Die Fragen stellte Jürgen Lück.