Schwerstarbeit liegt hinter ihnen: Fünf Syrer halfen dem NABU bei der Arbeit. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Fünf syrische Asylsuchende helfen NABU bei Pflege steiler Wiesen / Gutes Beispiel für gelebte Integration

Von Peter Morlok

Horb. Integration und Landschaftspflege – zwei Dinge, die prima zusammenpassen können. Das zeigte sich am vergangenen Samstag.

Mitglieder des NABU-Ortsvereins Horb pflegen mehr als acht Hektar steile Wiesen in Horb. Ihr bekanntester Einsatzort ist der "Kuglerhang" an der Bildechinger Steige, doch diesen Samstag galt es, das Gras an der "Froschlache", der Wiese oberhalb des jüdischen Friedhofes Horb, raus zu rechen.

Ralf Dreiling hatte in mühevoller Arbeit in zehn Stunden das Gras mit dem neu angeschafften alpintauglichen Balkenmäher geschnitten und nun galt es, dieses Gras aus der Wiese zu bekommen. "Es handelt sich hier bei diesem Gebiet um ein Fauna-Flora-Habitat (FFH) der europäischen Schutzzone, erklärten die Mitglieder des NABUs die Wichtigkeit dieser herbstlichen Pflegeaktion.

Die "Froschlache" ist eine sogenannte Magerwiese. Hier wird durch das Abmähen und die Kompostierung des Grases wieder ein guter Nährboden für nachwachsende Blumen und Kräuter geschaffen und außerdem bietet sie eine ökologische Nische sowie Lebensraum für Kleingetier aller Art.

Diese Art der Kulturlandschaftspflege ist zwar ökologisch ungemein wertvoll, jedoch auch sehr anstrengend. Steile Hänge und ein auseinandergezogenes Gebiet machen die Arbeit auch für die austrainierten NABU-Mitglieder nicht gerade zu einem Zuckerschlecken.

Da ist jede Hand gefragt und die Helfer der Horber Kulturlandschaftspflege-Gemeinschaft, die aus Mitgliedern des Schwarzwaldvereins, des NABU und des Alpvereins besteht, kamen trotz herbstlicher Temperaturen ganz schön ins Schwitzen. Da war man über die Mithilfe von fünf syrischen Asylsuchenden froh.

Bei den Besuchen im Asylbewerberheim, dem ehemaligen Horber Forstamt, wurden Mitglieder des NABU mehrmals von den Asylsuchenden (24 kräftige Männer im Alter von 14 bis 35 Jahren) gefragt, ob sie nicht irgendwo irgendetwas helfen können. Die ungenutzte Zeit, das endlose Warten auf die ungewisse Zukunft, ist nicht sehr befriedigend – daher sind sie froh über Alternativen.

"Da kam der Gedanke auf, ihnen das Mitmachen bei der Kulturlandschaftspflege anzubieten. Sie waren sofort sehr interessiert und nahmen gerne das Angebot an", erklärte Markus Pagel, Geschäftsführer des NABU Bezirksverband Gäu-Nordschwarzwald. Sinnvolle Beschäftigung, gemeinsames Erleben durch die Arbeit Hand in Hand, Verständnis gewinnen für eine erhaltenswerte Landschaft, eine Landschaft, die völlig anders ist als die in der fernen Heimat, die aber vielleicht eines Tages ganz zu ihrer neuen Heimat wird, diese Einbindung der Asylsuchenden ist gelebte Integration und kann als gutes Beispiel für viele ähnlich, gemeinsame Aktionen hergenommen werden.

Pagel betonte in seinem Einladungsschreiben, dass dieses Engagement völlig ehrenamtlich erfolgt. "Belohnt wird jedoch sicherlich mit schönen Erlebnissen in dem Pflegegebiet und mit einem anschließendem, teilweise schweinefleischfreiem Vesper."

Betreut wurden die fünf Syrer von Margret und Christian Biermayer, die beide neben Englisch auch ein wenig Arabisch sprechen und so für eine nahezu reibungslose Kommunikation sorgten.

Eckhard Kiefer, der Vorsitzende der Horber NABU-Sektion fügte noch an, dass man sich aus organisatorischen Gründen bei diesem ersten gemeinsamen Einsatz auf fünf Helfer beschränkte. Bei den nächsten Einsätzen, die nun Woche für Woche anstehen, wird man versuchen, weitere Menschen aus Syrien mit in diese Projekte zu integrieren.

Obwohl einer der Herren fröhlich berichtete, ihm ginge es gut, werden die fünf syrischen Helfer wohl dennoch ihre Knochen in den nächsten Tagen spüren. Die ungewohnten Arbeiten an Hängen, die so steil sind, dass sie das Erstbesteiger-Gen herausfordern, werden ihren Tribut fordern.

Jedoch das gemeinsame Erleben, das Gefühl, von jemandem angenommen und akzeptiert zu werden, macht jeden Muskelkater wett. Integration pur in der Natur.