Stilecht in Klamotten wie vor 150 Jahren kamen ganze Gruppe zum zweiten Westerntreffen nach Talheim. Fotos: Morlok Foto: Morlok

"6. Regiment Florida" stellt Schlachten aus amerikanischem Bürgerkrieg nach.

Horb-Talheim - Für ihr zweites Westerntreffen verwandelten die Vereinsmitglieder des Talheimer Schützenvereins "Wilhelm Tell" auch in diesem Jahr wieder ihr Vereinsgelände in die legendäre Westernstadt "Deadwood".

Vor dem Vereinsheim wurde ein Festzelt aufgebaut, aus den Lautsprechern klang stilgerecht Country- und Western-Musik und zwischen dem vereinseigenen "No. 10 Saloon", in dem die harten Jungs und ihre Mädels gerne einen Whisky zischten, und dem großen Zelt lag die Westernstadt mit Mainstreet, Holz-Klo-Häuschen, uriger Atmosphäre und den Zelten der ganz harten Western-Fans.

Im hinteren Teil des Geländes baute man in diesem Jahr sogar das Fort "Foster" nach, das einst im Bundesstaat South Carolina stand. Thomas Maurer, alias "Carlos Mason", aus Tübingen, führte als Kommandant des "6. Regiments Florida" die Südstaaten-Rebellen für ein verlängertes Wochenende an. Schießen die "normalen" Cowboys beim "Cowboy Action Shooting" Wettbewerb mit den Handfeuerwaffen jener Zeit, so traten die Artilleristen schon etwas massiver auf. Sie kamen gleich mit einer schussbereiten Kanone ins Talheimer "Deadwood". Wettkampfmäßig mitschießen durften sie mit diesem Gerät jedoch nicht, sonst hätte vermutlich der schöne neue Schießstand sehr gelitten.

Das "6. Regiment Florida" stellt mit seiner Ausrüstung Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 bis 1865) nach und lebt dabei auch das Leben der Artillerie-Soldaten jener Zeit. Wenn dann unter dem Kommando vom "Chief of Peace", dem Sergeant Mike, die Fünfzentimeter-Böllerkanone "Liberty Rose" ihre laute Botschaft in den Talheimer Himmel bellte, dann steckten sich selbst die ansonsten so auf Authentizität bedachten Western- und Militär-Fans neuzeitliche Ohrenstöpsel in die Gehörgänge.

Lief man nach dem Besuch im Fort die "Mainstreet" entlang, konnte man viel Westernfeeling mitnehmen.

Originalgetreue Feldküche

Originalgetreue Feldküchen der Cowboys gab es genauso zu bewundern wie ärmliche Behausungen der Viehhirten, die mit den Rinderherden auf dem Trail waren. Klar, dass die harten Jungs ganz weich wurden, wenn sie nach langen, einsamen Nächten in der Prärie die hübschen Ladys sahen, die mit ihren teils recht prachtvollen Gewändern durch die Hauptstraße von "Deadwood" schlenderten. Da war es nur recht, dass es einen echten Bader gab, in dessen Zuber sich "Woodpecker" (Kai Federenko) am Samstagnachmittag allzu gerne setzte, um abends für den Tanz mit der Linedancegruppe "Cowgirls" frisch zu sein.

Es wurde aber nicht nur gefaulenzt, gebadet oder durch die Mainstreet flaniert, sondern die Welt vor 200 Jahren forderte auch ihren Tribut. Wer als guter Schütze gelten will, der musste trainieren. Ob nun mit dem Single-Action-Colt, dem Colt Army 68, der legendären Winchester oder der Kutscherflinte, mit der die Jungs von Wells Fargo die Banditen oder Indianer abhielten, ihre Postkutsche auszurauben, ist egal, Hauptsache ist, dass die Waffen den Original-Vorbildern entsprechen oder sogar Originale sind. Authentizität sowohl bei den Waffen als auch den Klamotten wird in der Western-Szene groß geschrieben und wie ernst die Damen und Herren ihr Hobby nehmen, das konnte man an vielen kleinen, teils mühsam zusammengetragenen Details sehen.

Fast echter Revolverheld

Da stand plötzlich der (fast) echte Revolverheld Wyatt Earp vor dem Schützenhaus-Saloon herum, der niederländische Marshall Bill Miller und seine Squaw Eagle Eye (Alphon und Sunta van Uden) waren wie im letzten Jahr wieder da und rund ums Talheimer Schützenhaus war am Wochenende viel los. "Von den Hobbyisten sind in diesem Jahr viel mehr gekommen als bei unserer Premiere, die Besucherzahlen sind dagegen noch ausbaubar", so die Zwischenbilanz vom Vereins-Vorstand Rainer "Quickly" Woske, der aber ansonsten mehr als zufrieden war.

Zwei, denen es auf jeden Fall in der Westernstadt gefallen hat, das waren die Altheimer Buben Luca und Niklas Dettling, die mit großen Augen und gezückter Käpselespistole durch das "Deadwood-Valley" streiften.

Hauptattraktion dieses dreitägigen Festes war neben dem Lagerleben und der Geselligkeit das Cowboy Action Shooting (CAS). Hier müssen die Teilnehmer in einem vorgeschriebenen Ablauf Ziele in einem Parcours (Stage) auf Zeit beschießen. Werden die Ziele nicht, oder in einer falschen Reihenfolge, getroffen, erhält der Schütze eine Zeitstrafe, die zum Ergebnis addiert wird. Am Ende gewinnt derjenige, der die wenigsten Platzpunkte gesammelt hat. Allein in den zwei Stunden am Samstag nahmen 30 Schützen mit unterschiedlichen Waffenarten teil. Eine besondere Gaudi war auch das "Eimerschießen". Hier zielten die Teilnehmer auf eine Pappscheibe, die einen Eimer zeigte. Wer die meisten Ringe schoss, konnte ein lebendiges Spanferkel gewinnen. Ein Herr Basimir aus dem Badischen traf am besten und stand vor der schweren Aufgabe, wie er das Schweinchen nun nach Hause bringt.

Das 2. Westerntreffen des Schützenvereins Talheim wurde wieder für seine hervorragenden Organisation und das Engagement der Vereinsmitglieder mehr als gelobt, und die vielen "echten" Kuhtreiber und Soldaten aus der Szene freuten sich, dass sich das Talheimer Westerntreffen so schnell etablieren konnte.