Claudia Gläser hält wenig vom neuen Transparenzgesetz. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Unternehmerin kritisiert Idee für Lohngerechtigkeit / "Schade für Frauen und die Gleichberechtigung "

Horb. Frauen verdienen weniger als Männer in Deutschland – durch ein "Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen" sollen Frauen einen Anspruch auf die Auskunft haben, wie viel Männer auf einer gleichwertigen Position im Unternehmen verdienen. Die Zustimmung des Bundestags steht noch aus. Die Horber Unternehmerin Claudia Gläser, engagiert im Bundesverband deutscher Unternehmerinnen (VDU), begeistert der Vorstoß wenig.

Was halten Sie als Unternehmerin von diesem Gesetz?

Es ist schade für uns Frauen und die Gleichberechtigung in unserem hoch entwickelten Land, dass Frauen im Durchschnitt immer noch rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Aber dieses Gesetz wird die Lohnlücke nicht wirksam verringern, sondern nur die Bürokratisierung in der Wirtschaft vorantreiben. Vor allem da Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meistens einen klare Tarif-Vereinbarungen und einen Betriebsrat haben und das Gehalt ja nicht am Geschlecht sondern an der Position gemessen wird.

Wird damit aus Ihrer Sicht das Ziel erreicht, Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen herzustellen?

Circa 15 Prozent der Entgeltlücke resultiert aus den Erwerbsbiografien der Frauen und nicht aus der ungleichen Bezahlung für die gleiche Arbeitsstelle. Wir brauchen mehr Frauen in MINT-Berufen, mehr Vollzeitbeschäftigung bei Frauen, mehr Frauen in den Chefsesseln und eine bessere Vereinbarkeit für beide Eltern.

Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihrer Firma, der Gläser GmbH, und wie hoch dort in Führungspositionen?

Der Frauenanteil in der Gläser GmbH liegt bei circa 40 Prozent. In Führungspositionen liegt er bei circa 37 Prozent.

Wie wird das neue Bundesgesetz, das zur Erhöhung der Transparenz gedacht ist, Unternehmenskulturen Ihrer Einschätzung nach verändern?

Dieses Gesetzt schürt Misstrauen und verschärft die Neiddebatte. Die freie Wirtschaft benötigt kein öffentliches Tarifsystem, sondern sollte nach wie vor nach Leistungsprinzip bezahlen.  Die Fragen stellte Lena Müssigmann.