Künstler lesen (von links): Mike Zerhusen, Josef Nadj, Katrin Kinsler und Helmut Engisch am literarischen Stammtisch. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

In der Gaststätte des Horber Klosters lesen Josef Nadj und Katrin Kinsler für das Künstlerhaus

Von Peter Morlok

Horb. "Künstler lesen für das Künstlerhaus" stand über einer kleinen, aber feinen Veranstaltung, die am Sonntagnachmittag in der Gaststätte des Horber Klosters stattgefunden hat.

Walle Sayer hatte extra auf seinen freien Tag verzichtet und die Gaststätte geöffnet, die normalerweise sonntags geschlossen bleibt.

Mike Zerhusen hatte eingeladen und mit Katrin Kinsler und Josef Nadj zwei Mitstreiter gefunden, die ungeahnte Vorlesetalente an den Tag legten. Beide sind in Bezug auf das Künstlerhaus sehr engagiert – Nadj als zweiter Vorsitzender und Sprecher des Beirates und Kinsler als Beiratsmitglied.

Von Haus aus sind sie bildende Künstler, keine Literaten oder Schriftsteller, jedoch merkt man ihnen bereits beim Vorlesen ihre Liebe zum gedruckten Wort an.

Nadj, in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden, hatte sein Inselbuch "Ulysses" dabei. Dieser Roman, durch den James Joyce unsterblich wurde, schildert einen Tag im Leben des Annoncenakquisiteurs Leopold Bloom. 19 Stunden aus dem Leben von Bloom sind minutiös und mit unendlich vielen Nebenschauplätzen und Figuren, die sich immer mal wieder irgendwo treffen, auseinander gehen, um sich doch wieder zu begegnen auf 1140 Seiten, zusammengestaucht.

Über drei Jahre hat es gedauert, bis der in Dettingen lebende Nadj sich das erste Mal lesend durch das Buch durchgekämpft habe, erzählte er den Zuhörern. Bei der Fülle der einzelnen Geschichten, die der irische Schriftsteller in 18 Kapiteln zusammengefasst hat, wird es einem auch auf einer einsamen Insel nicht so schnell langweilig und nicht nur deshalb würde Nadj dieses Buch mit aufs Eiland nehmen. Für ihn ist es etwas wie das Buch seines Lebens. Auch er merkt, wie oft es die kleinen Begegnungen sind, zum Teil mit völlig fremden Leuten, die die Geschicke des Lebens unbewusst lenken und beeinflussen.

Neben der Sprache, die vom Leser ein gerüttelt Maß an Konzentration verlangt, sind es gerade die Geschichten, die die Handlungen im Buch vernetzen und verweben, die ihn faszinieren, erklärt er die Liebe zu diesem Buch, das im Jahr 1904 spielt.

Viel moderner ist dagegen die Geschichte, die Katrin Kinsler aus ihrem Fundus an Lieblingsbüchern für diese Lesung ausgesucht hatte. "Mit dem Kühlschrank durch Irland" lautet der Titel des Buches von Tony Hawks, einem englischen Komödiant und Schriftsteller.

Bereits der Titel verrät, um was es im Buch geht. Um eine verlorene Wette. Weshalb sollte man sonst mit einem Kühlschrank durch Irland reisen? Hawks outet sich in diesem Roman als grandioser Beobachter, der aus dem, was ihm so widerfährt, seine Schlüsse zieht, den Gedanken weiterspinnt und dabei auf ganz neue Ideen kommt. Kinsler ließ ihre Zuhörer teilhaben an einer morgendlichen Radiosendung, in der ständig Todesanzeigen vorgelesen wurden. Sehr makaber, aber durchaus lustig.

Helmut Engisch, Journalist und Buchautor, verriet zum Ende der Veranstaltung auf was es ankommt, möchte man ein Buch veröffentlichen. Sein wichtigster Tipp war: "Sie brauchen einen Verleger".