Versammlung bei Bosch-Rexroth: Die Mitarbeiter wünschen und fürchten ein Ende der Unklarheit. Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Foto: Müssigmann

Unklare Sparpläne quälen Beschäftigte: 350 Mitarbeiter versammeln sich. Noch ist nicht beschlossen, wo gespart werden soll.

Horb - Wie geht es weiter mit dem Horber Standort von Bosch-Rexroth? Seit mehr als zwei Monaten herrscht Unklarheit. Bis zu 350 Mitarbeiter haben sich am Dienstagmittag versammelt, Gewerkschafter berichteten von ersten bekanntgewordenen Sparvorschlägen.

Bosch-Rexroth hat im Produktionsbereich mobile Anwendungen, zu dem der Horber Standort mit rund 1100 Mitarbeitern gehört, Probleme: Der Umsatz ist eingebrochen, im Juli wurde bekannt, dass der Konzern in diesem Bereich 450 Millionen Euro einsparen will oder muss, am Standort Horb allein 46 Millionen Euro. Auch Kündigungen werden vom Konzern nicht ausgeschlossen. Seit gut zwei Monaten wissen die Mitarbeiter davon und leiden unter der unklaren Situation.

Ein 48-jähriger Mitarbeiter schildert nach der Versammlung im Hof der Firma seine Stimmung: "Das ist kein Arbeiten mehr. Die Unklarheit verunsichert. Es wird viel spekuliert." Von 250 Stellen, die gestrichen werden, war einmal die Rede – völlig unbestätigt. Er könne die Belastung nicht abschütteln, wenn er nach getaner Arbeit durch das Drehkreuz am Werkstor geht, sondern trage sie in seine Familie hinein. "Mit der Zeit wird die Situation quälend. Es ist ein Armutszeugnis, dass man so mit der Belegschaft umgeht, die man zuvor jahrelang für gute Arbeit gelobt hat." Er spricht von Angst. "Ab einem gewissen Alter hofft man, dass man in diesem Betrieb in den Ruhestand gehen kann." Eine Perspektive ohne Job bei Bosch-Rexroth in Horb ist für viele hier schwer vorstellbar.

Derzeit erarbeiten Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter Einsparvorschläge. Das Unternehmen gibt zu "laufenden Prozessen" keinen Kommentar ab. Bei der gestrigen Versammlung im Hof von Bosch-Rexroth seziert der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Freudenstadt, Nicolas Bauer, die Vorschläge der Werksleitung in Horb, von denen sie erfahren haben: Demnach solle der Gratiskakao für Auszubildende gestrichen werden, genau so die Parkplätze für Mitarbeiter. "Lächerlich" sei das. Bauer sagt: "Da versucht man, an den Kleinen zu sparen. So was rettet den Standort nicht."

Noch ist nicht beschlossen, wo gespart werden soll

Noch ist nicht beschlossen, wo gespart werden soll. Die Arbeitnehmer haben ebenfalls Einsparvorschläge erarbeitet und am 1. Oktober an den Vorstand von Bosch-Rexroth überreicht, berichtet Bauer. Er bezeichnet die Vorschläge der Horber Belegschaft als "qualitativ hochwertig", sie summierten sich auf eine Höhe von 800 000 Euro. Unter anderem werde "Insourcing" vorgeschlagen – das hieße, dass bereits ausgelagerte Aufgaben wieder ins Unternehmen geholt und von den eigenen Mitarbeitern erledigt werden. Der Betriebsratsvorsitzende am Standort Horb, Alexander Plaz, sagt: "Unsere Einsparvorschläge wurden vergangene Woche mit Ernst und Achtung entgegengenommen." Das mache ihm Hoffnung.

Nach Informationen der Arbeitnehmervertreter soll das Konzept, wie gespart werden soll, Ende Oktober vom Unternehmen vorgestellt werden. Eine Unternehmenssprecherin kann diesen Termin bislang nicht bestätigen. Plaz sagt: "In diesem Konzept müsste dann schwarz auf weiß eine Zahl stehen, die den Personalstand betrifft."

Bis zur Vorstellung, vermutlich Ende Oktober, werde sich die Situation "zuspitzen", sagt er. Am Montag fahren voraussichtlich etwa 100 Horber zu einer Großkundgebung nach Elchingen (Kreis Neu-Ulm), wo sich ein ebenfalls von Einsparungen betroffener Standort befindet.

Die IG Metall hatte die Kommunikationspolitik des Unternehmens zuletzt scharf kritisiert und von "Geheimhaltungspolitik" gesprochen. Gewerkschaftssekretär Bauer ist in seinem Urteil vorsichtiger. "In der Regel geben Unternehmen bei geplanten Einsparungen schnell Personalabbauzahlen bekannt. Das ist hier nicht der Fall." Wenn die Zeit seit Juli genutzt werde, um auch die Vorschläge der Belegschaft ernsthaft zu prüfen, könne dies der bessere Weg sein, sagt Bauer. "Wenn wir nur zum Schein beteiligt werden, ist es kein guter Weg, den Bosch-Rexroth einschlägt."

Info: Bosch-Rexroth

Die Produkte

Das Bosch-Rexroth-Werk in Horb arbeitet für den Unternehmensbereich Mobile Anwendungen, eine solche ist beispielsweise eine Arbeitshydraulik in land- und forstwirtschaftlichen Maschinen.

Mitarbeiter

Am Standort Horb arbeiten laut einer Unternehmenssprecherin rund 1100 Mitarbeiter. Bosch-Rexroth hat weltweit mehr als 33.700 Mitarbeiter.