Die Teilnehmer der Schüleringenieurakademie mit ihren Lehrern und den Vertretern der Unternehmen bei der Abschlussfeier des Projekts – in ihrer Mitte der Kühlschrank, für den sie einen Schaltschrank gebaut und dessen Elektronik sie programmiert haben. Foto: Müssigmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Abschlussfeier eines technischen Seminarkurses am MGG / Junge Männer lernen Firmen und praktisches Arbeiten kennen

Zwölf Gymnasiasten haben ein Jahr lang Einblicke in die Arbeit als Ingenieur gesammelt und selber beim Bau eines Kühlschranks praktisch gearbeitet. Nun erhielten sie die Zertifikate für die Teilnahme an der Schüleringenieurakademie.

Horb. Was macht ein Ingenieur? Welche Fachrichtungen gibt es überhaupt? Und was muss man dafür für Fähigkeiten mitbringen? Wer sich für Technik interessiert, hat am Martin-Gerbert-Gymnasium jedes Jahr in der Kursstufe I, also im vorletzten Schuljahr am Gymnasium, die Möglichkeit, sich für die Schüleringenieurakademie (SIA) anzumelden. Zwölf Schüler haben dieses Jahr mitgemacht und am Freitag die Zertifikate für die Teilnahme erhalten.

Das Projekt Ein Jahr lang beschäftigen sich die Teilnehmer der SIA mit Ingenieurwissenschaften und technischen Fragestellungen – und sie arbeiten an einem Projekt. In diesem Jahr an einem Kühlschrank. Die Schüler haben dafür einen Schaltschrank gebaut, und die Elektronik für den Kühlschrank programmiert. Dabei muss zum Beispiel festgelegt werden, wann die Temperatur niedrig genug ist, um den Kompressor abzuschalten.

Die Schüler haben fünf Kooperations-Firmen besucht und dort unterschiedlichste Bereiche kennengelernt. Bei der Horber Firma Gläser ging es um Sicherheitsvorschriften in Unternehmen, bei fischer in Tumlingen um Prozessoptimierung, bei der Maschinenfabrik Lauffer um computergestütztes Konstruieren, bei Bitzer um Kältetechnik und die praktische Erfahrung beim Kühlschrankbau und bei BoschRexroth um Kalkulation. Auch die Duale Hochschule haben sie für drei Workshops besucht.

Schüler Was hat die SIA den Schülern gebracht? "Ich wollte bei der Berufswahl weiterkommen, das hat geklappt", sagt Marcel Kieß. Sein Wunsch, Ingenieur zu werden, habe sich durch die SIA bestätigt. "Wir haben viele Firmen von Innen gesehen, diesen Einblick hätten wir sonst nie bekommen." Auch Florian Geißler bestätigt, dass sich seine Berufsidee durch die SIA gefestigt habe.

Teilnehmer der SIA waren: Marcel Kieß, Florian Geißler, Max Laudenbach, Florian Hug, Max Katalenic, Alexander Heckmann, Alexander Neuß, Silas Leber, Samuel Dittmann, Sven Ehreiser, Lukas Raible und Janick Schüle.

Lehrer MGG-Rektor Georg Neumann hält den Blick über die Schulhofgrenzen hinaus für wertvoll: "Die Unternehmen sind anders ausgestattet als ein Physiksaal", sagt er. Die SIA sei eine "ganz besondere Perle" im Angebot des MGG.

"Ohne das Engagement der Firmen und der DHBW wäre es nicht möglich, diesen tollen Kurs anzubieten", sagte Schulrektor Georg Neumann.

Für den betreuenden Lehrer Torsten Tok, der das Projekt zusammen mit seinem Kollegen Bernhard Hinger geleitet hat, ist die Veränderung seiner Schüler während der SIA erstaunlich. "Ich habe den Eindruck, dass ihr in dem Jahr gewachsen seid an Auftreten und Souveränität", sagte er bei der Abschlussfeier. Was den Schülern bei der Firmenbesichtigung von den Fachleuten zum Beispiel zum Sprechen vor Publikum gesagt werde, habe einen ganz anderen Wert, als eine Anmerkung des Lehrers. Auch fachlich hätten sich die Schüler in anspruchsvolle Themen vertieft und dazu ihre Abschlussarbeiten abgegeben. Der zeitliche Aufwand sei für Schüler und Lehrer groß. Die SIA-Teilnahme kann den Schülern aber im nächsten Jahr eine mündliche Abiturprüfung ersparen und, so hofft der Lehrer, bei künftigen Bewerbungen die ein oder andere Tür öffnen.

Firmen Die Geschäftsführerin von der Bildechinger Firma Gläser, Claudia Gläser, beteiligt sich am Projekt. "Als Ingenieurin ist es mir wichtig, junge Leute für diesen Bereich zu motivieren", sagt sie am Rande der Feier im MGG. Vielleicht sei auch der ein oder andere Schüler für eine Bewerbung in der Firma Gläser zu gewinnen, so ihre Hoffnung.

Hochschule Der Leiter des Campus Horb der Dualen Hochschule, Hartmuth Diery, will Skepsis gegenüber technischen Studienfächern abbauen. Manche Schüler fürchteten, nicht gut genug in Mathe oder Physik zu sein. Das sei durchaus wichtig. Weil die Technik immer komplexer werde, gewinne aber auch Teamarbeit und die Abstimmung mit anderen an Bedeutung. Die SIA zeige den Schülern, was es bedeutet, in einem Ingenieurberuf zu arbeiten.