Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Alle loben den 19. städtischen Friedhof als "gelungen"

Von Jürgen Lück

Der neue Ruhewald in Nordstetten. Einige der Wege nach draußen sind noch nicht geschottert – teilweise wirkt das Gelände noch etwas matschig. Die Jagdhornbläser Nordstetten stellen sich in V-Formation auf, blasen das erste Stück zur Eröffnung. Und gestern war auch Applaus noch erlaubt...

Horb-Nordstetten. Der neue Ruhewald – er hat 120 000 Euro gekostet. Doch es wurde ganz schön knapp bis zur Eröffnung, so OB Peter Rosenberger: "In Handarbeit haben Forstarbeiter und Bauhof dafür gesorgt, dass die Anlage rechtzeitig fertig wurde. Wenn wir jetzt sehen, wie abgerundet die ganze Anlage schon jetzt wirkt, fällt uns ein Stein vom Herzen."

Anja Schneider, Mitarbeiterin vom Friedhofswesen: "Der Regen war zwar nicht so schlimm wie in Braunsbach, aber er hat auch hier zugeschlagen."

Doch bei der Eröffnung gestern stimmte alles. OB Rosenberger: "Eigentlich ist es unüblich, auf einem Friedhof zu klatschen. Doch weil noch niemand beerdigt ist, wollen wir das mal tun." Denn: Die einhellige Meinung aller Besucher gestern bei der Eröffnung ist – dieser Ruhewald ist wirklich gelungen.

Bestatter Frank Friedrichson: "Wir spüren eine große Nachfrage nach dieser Bestattungsart. Die Stadt Horb hat den Ruhewald gut umgesetzt." Joachim Milles, FD/FW-Stadtrat und Vorsitzender des Stadtseniorenrates: "Es ist toll geworden. Diese Anlage ist ein Gewinn für Horb." Ilse Breitmaier, OGL-Gemeinderätin und Kirchengemeinderätin der evangelischen Kirche in Horb: "Ich finde den Ruhewald total schön. Es ist angenehm und schön ruhig hier."

Bildhauer Josef Nadj enthüllte dann seine Statue: Unten ein konkaver Block, dazwischen ein metallener Rahmen, oben ein sich verjüngender Stein. Nadj: "Für mich eine doppelte Ehre, den Auftrag für diese Skulptur zu bekommen. Der untere Block ist die Basis – er steht für die Geburt. Der schwarze Metallrahmen ist das Fenster des Todes. Der obere Stein symbolisiert die Seele, den Geist und die Energie, die abgehoben vom Leben aufsteigt. Ich hoffe, es ist eine Skulptur, die von allen akzeptiert wird."

Denn: Angesichts der verschiedenen Religionen, die es bei rund 80 Nationen in Horb gibt, steht zwar am Eingang des Ruhewalds ein Kreuz. In der Mitte aber – am zentralen Platz – wurde bewusst ein neutrales Symbol gewählt.

Für die Bildhauer des Symposiums Horb, die auch mit dabei waren, ein beeindruckender Augenblick. Künstlerin Suzann El-Abboud aus Syrien: "Josef ist unser Freund. Seine Skulptur ist ein Symbol, welches hier an diesen Ort genau passt."

Der neue Ruhewald. Besonders der inzwischen ausgeschiedene Gemeinderat Michael Laschinger (CDU) hatte sich mit Nachdruck dafür eingesetzt. Und jetzt sieht es so aus, als ob dieser 19. Friedhof der Stadt auch Nachfrage findet.

Rosenberger: "Die erste Bestattung hier wird bald sein, die ersten sieben Plätze sind belegt. Wir haben auch schon Anfragen über die Stadtgrenze hinaus."

Der Ruhewald. 120 000 Euro Investition, die jährlichen Unterhaltungskosten belaufen sich auf 60 000 Euro. Im Gemeinderat hatte Schneider gesagt, dass sich diese Investition rechnet könnte: "Bei 15 Fällen aus Horb und 60 von auswärts jährlich hat sich das in sieben Jahren amortisiert."

Pfarrerin Susanne Veith zitierte in ihrer Predigt aus Psalm 90: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."

Der neue Ruhewald dürfte sicherlich die Erwartungen von Gemeinderat und Rathaus erfüllen. Rosenberger: "Ich denke, in den leisen Stellen der Eröffnung haben wir alle ein wenig die würdevolle Atmosphäre des Abschiedes hier gespürt. Beispielsweise das Blätterrauschen oder das Vogelgezwitscher."