Geschichtenerzähler mit rauer Stimme und filigranem Gitarrenspiel: Kieran Halpin war zu Gast im Kloster. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Irischer Weltenbummler-Veteran: Kieran Halpin singt zur Eröffnung der Kloster-Kultursaison einige seiner beliebtesten Songs

Horb. Freitag, der 13.! Orkan "Egon" fegte in der Nacht durch die Gegend und richtete einigen Schaden an. Die schwarzen Katzen, die von links über die Straße huschten, versprachen auch nicht gerade ein Glücksträhne, und doch erlebte eine große Zahl an Personen an diesem "Unglückstag" ihren ganz besonderen Glücksmoment. Es waren die Besucher, die sich Karten für die erste Vorstellung unter der Regie der Macher vom Projekt Zukunft im neuen Jahr gesichert hatten. Der irische Singer/Songwriter Kieran Halpin eröffnete an diesem Freitag, den 13. das bunte Jahresprogramm 2017 im Kulturhaus Kloster.

Halpin, der seit mehr als 40 Jahren den gesamten Erdball bereist und überall eine breite Fangemeinde hat, ist einer dieser Songpoeten, die es verstehen, den Alltag in Töne zu kleiden, ihm seine charmanten Seiten abzutrotzen und dabei nicht versäumen, ganz genau hinzuschauen und dort, wo es klemmt, auch mal in der Textaussage recht deutlich zu werden. Kieran Halpin ist direkt, ehrlich, phasenweise poetisch und vor allen Dingen authentisch.

Verkaufsförderndes Rumgesülze ist ihm so fremd das berühmte Blatt vor dem Mund. Freunde seiner Musik, die sich durch die mehr als 20 Tonträger, die er im Laufe seiner langen Karriere aufnahm, durchgehört haben, können da mehr als eines der starken Lieder nennen, mit denen er Salz in die Wunden streut.

Im Kloster nutzte er dagegen den gesamten Spielraum, dem ihm sein großes Repertoire von mehr als 200 eigenen Songs inzwischen lässt, um mit ganz feinem Gespür für die Atmosphäre, den Abend zu gestalten.

Mit seinem Hit "Walk Like A Champion" stieg er gleich mal zügig ins Programm ein und bei "Angel of Paradise", dem Track, auf den die Fan-Gemeinde bei jedem Konzert wartet um dann beseelt, zumindest gedanklich, mit dem Teufel an der Bar zu trinken und mit dem Engel zu schlafen. ("Every night I drink with the devil – one day, I’ll sleep with an angel, sleep with an angel of paradise") hatte er sein Kloster-Publikum abgeholt.

Ab diesem Moment wurde jeder Song nahezu zelebriert. Vor allem bei den Liedern, die so ein "Mitsingendingsbums" im Refrain haben, wie der Künstler gern die Song-Passagen nennt, die man sich leicht merken kann und die zudem eine einprägsame Melodie haben, wurde aus Fremden der "Kloster-Chor", der größtenteils wie eine Eins mitsang.

Der Ire, der viel Erlebtes in seine Texte packt, machte es seinem Publikum leicht, in das Konzert zu finden. Er mixt seine rockigen Songs mit gezupften Balladen, kramte tief in seiner Schatzkiste, spielte so wunderbare Songs wie "Solo" oder "The Old Simplicity", und lieferte auch seinen Klassiker "Closing Time In Paradise" in seiner ganz eigenen, immer wieder überraschenden Version ab. Halpin ist zudem ein Meister des staubtrockenen Humors, und bei seinen Storys, die sich um seine Songs ranken, ist man sich nie sicher, ob einen der Meister verulken will oder ob die Geschichte wahr ist. Bestimmt gelogen ist die Geschichte über seine Zeit als Straßenmusiker in Tübingen. "Da habe ich jeden Tag eine halbe Million Deutschmark verdient – und sie abends in den Kneipen ausgegeben", erzählt er augenzwinkernd. deutsch-irische Wirtschaftsbeziehung in Reinform und zu schön, um wahr zu sein.

Wahr ist dagegen die Geschichte seines verstorbenen Musikerkollegen Chris Jones, für den er eines seiner berühmtesten Lieder, den Song "Glory Dayz" umgeschrieben hat. Es ist eine Verbeugung vor einem großen Gitarristen und eine Hommage an einen Freund. Ein Lied, das in kaum einem Konzert fehlt.

Und selbst ganz am Schluss, quasi bei der Zugabe zur Zugabe, setzte er noch einen drauf. Seinen Superhit "Nothing to Show for it All", der von fast allen Größen der Szene gecovert wurde, gab’s im Stehen und komplett unplugged. Zerkratzte Gitarre, raue Stimme, mehr braucht’s bei Kieran Halpin nicht, um das Publikum zu begeistern.

Musikalischen Emotionen pur – ohne Tricks und doppelten Boden.