Künstlerinnen, die mit dem Element Zeit spielen: Inga Vahrenwald (links) und Jessika Mast stellen im Klosterforum aus. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Inga Vahrenwald und Jessika Mast stellen im Klosterforum aus / Vernissage am Freitag um 19 Uhr

Von Christof Schülke

Horb. Zeitliche Abläufe künstlerisch umzusetzen ist eine uralte Idee. Die Schöpfer der Höhlenmalerei-Bildergeschichten haben es geschafft – und in der Musik ist Zeit das grundlegende Element. In den Bildern von Inga Vahrenwald aus Loßburg und Jessika Mast aus Freudenstadt bekommt die Zeit dagegen subtile, ungewohnte Nuancen. Die Künstlerinnen arbeiten gern zusammen und stellen nun auch zusammen aus: ab Freitag im Klosterforum in Horb.

Insgesamt 54 Werke beider Künstlerinnen sind bis 25. Oktober im Kloster zu sehen. Muriel Shah, seit Jahren künstlerische Initiatorin dieser Ausstellungsreihe, ist es wieder einmal gelungen, für das Projekt Zukunft eine spannende Schau von Künstlerinnen aus der Region nach Horb zu holen.

Inga Vahrenwald und Jessika Mast arbeiten gern zusammen, tauschen sich gern aus und sprechen gern über ihre künstlerischen Konzepte, Techniken und Vorgehensweisen. Das gibt auch der Ausstellung im Klosterforum einen besonderen Charme – und abgesehen davon sprechen die Bilder für sich.

"Geburt und Tod, Leichtes und Schweres, letztlich verbindet sich alles"

Wer aber die Chance nutzt, mit den Künstlerinnen zu sprechen und sich auf die Arbeiten einzulassen, dem öffnet sich eine Tür zur Kunst, die im großen Reigen der Ausstellungen nicht selten verschlossen bleibt.

Auf den ersten Blick wirken die Werke von Vahrenwald und Mast unspektakulär: Formen und Flächen in zarten Farben, mal akzentuiert mit faltigem Papier oder "sandigen" Strukturen. Jessika Masts "Winterreise" besteht aus drei Bildern, die etwas größer sind als Schokoladentafeln. Auf dem ersten Bild sieht man Formen in Grau, Beige und Hellblau. Auf den zwei folgenden Bildern verändern sich Lage und Größe der Formen. Mast schildert die Idee: "Es sind zwei Birken und eine Hecke vor meinem Fenster, die aus meiner Sicht in einem Dialog zueinander stehen. Das löst Stimmungen und Gefühle aus, die das Bild verändern. So etwas ist ein Seelenerlebnis, und die Bilder sind immer nur eine Annäherung." Dass sie sich von Landschaften inspirieren lässt, kommt selten vor, wie sie sagt. Bei dem Bilderquartett "Röte" war es einfach die Farbe Rot, das "Gefühl bei Röte", das sie dazu brachte, diese Farbe ganz zart und fast schon kühl in Szene zu setzen.

Inga Vahrenwald setzt das Element Zeit um, indem sie sich und ihren Bildern Zeit lässt. Sie trägt Farben auf, lässt das Bild dann liegen, trägt weitere Farben auf, reibt etwas ab, lässt es wieder eine Zeit lang ruhen, legt dann noch den Hauch anderer Farben drüber, bis das Bild zu einem Stück Lebenszeit geworden ist. Oft verarbeitet sie Papier, dem man das Verstreichen der Zeit ansieht. Was als glatter Papierbogen begann, wurde befeuchtet, warf Falten und trocknete. Auf dem Bild "Stilles Land" sieht ein Stück Papier aus wie ein Engelsflügel vor einer uralten, lichtüberfluteten Klostermauer, auf der ein verwitterter Graffiti-Schriftzug erahnbar ist.

"Geburt und Tod, Leichtes und Schweres, letztlich verbindet sich alles" – das ist eine der Aussagen, die Vahrenwald in ihren Bildern umsetzen will. Damit alles zueinander findet, braucht es "Durchlässe". So lautet auch der Titel dieser zurückhaltenden, subtilen Ausstellung, für deren Besuch ein ruhiger, nicht allzu sonniger Herbstnachmittag wie geschaffen scheint.

Weitere Informationen: Vernissage ist am Freitag, 19. September, um 19 Uhr im Klosterforum. Muriel Shah führt in die Ausstellung ein, und Jonathan Nestler, Cello, sowie Nadine Thoman, Querflöte, musizieren. Die Ausstellung ist dienstags von 14 bis 16 Uhr, freitags von 11.30 bis 13 Uhr und samstags ab 18 Uhr während der Öffnungszeit der Kulturgaststätte Kloster zu sehen. Sie dauert bis zum 25. Oktober.