Doris Walter mit einem ihrer beiden Vierbeiner: Die Dettlingerin übernimmt ehrenamtlich die Leerung der Hundebeutel-Behälter in ihrem Ort. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Abfallbehälter für Hundehäufchendank des Einsatzes von Doris Walter (Foto) und Co.

Kampf gegen den Mief: Die Stadt Horb hinkt bei der Aufstellung von Hundekotbeutel-Spendern gegenüber Nachbargemeinden deutlich hinterher. Doch das soll sich in den kommenden Wochen ändern. In Dettlingen ging es gestern los.

Horb-Dettlingen. Es war eine schwere Geburt. Seit vielen Jahren tauchte das Thema "Bello-Stationen" in den Ortschaftsräten und auch im Horber Gemeinderat immer wieder auf. Die Antwort lautete dann: Die Stadt kann es sich nicht leisten, in so vielen Ortsteilen den Bauhof loszuschicken, um die Mülleimer mit den "Geschäften" der Vierbeiner zu leeren.

Doris Walter ist eine, die für einen wichtigen Impuls sorgte, dass nun doch gehandelt wurde. Die Hundebesitzerin aus Dettlingen ist selbst von nicht entfernten Hundehäufchen genervt. Deswegen hat sie angeboten, die "Bello-Stationen" in ihrem Ort ehrenamtlich zu leeren. Zusammen mit ihrem Mann Olaf Seeger, der sozusagen ihr "Ersatz" in Dettlingen ist. "Es kann doch nicht sein, dass eine Familie spazieren geht und die Kinder dann in Hundehaufen, die am Rand liegen, treten. Das ist doch eklig", sagt der Hundebesitzer.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger ist froh, dass es nun eine Lösung gibt. "Andere Kommunen machen es uns vor. Es gehört heutzutage dazu, man kann sagen, dass es zum Zeitgeist gehört."

Er lobt das Engagement des Ehepaars: "Sie, liebe Frau Wagner, haben durch ihr Angebot und ihre Hartnäckigkeit bei diesem Thema den Stein ins Rollen gebracht. Sie haben gesagt, es kann nicht sein, dass die Stadt wortwörtlich ›wegen so einem Scheiß‹ viel Geld ausgeben muss."

Fast in allen Horber Ortsteilen seien Ehrenamtliche gefunden worden, die die Stadt entlasten und damit die Realisierung erst möglich machen. Dettlingen erhält fünf solcher "Bello-Stationen". Insgesamt hat die Stadt 70 Behälter bestellt. Vereinzelt gibt es solche Abfallbehälter schon. Vorreiter ist zum Beispiel Bildechingen.

Rosenberger wünscht sich nun, dass die Hundehalter dieses Angebot nutzen und auch ihre Spazierrouten an die Standorte der Hundebeutelspender anpassen. Ein Ordnungsdienst werde zwar nicht extra dafür abgestellt, doch man werde ein Auge darauf haben, dass Herrchen und Frauchen die Beutel nutzen. "Wenn unser Ordnungsdienst etwas sieht, wird er die Hundebesitzer schon darauf hinweisen." Nach und nach werden die einzelnen Ortsteile nun bestückt, einige Ortschaftsräte haben die Standorte schon festgelegt. "Ob wir alle Bello-Stationen bis zum ersten Schnee aufgestellt haben, kann ich aber nicht versprechen."

Übrigens: Die eingesetzten Hundekotbeutel sind laut Rosenberger recyclebar, allerdings nicht biologisch abbaubar, es ist also wichtig, dass sie tatsächlich in den Abfallbehälter gelangen (siehe auch Info).

Die Stadt habe immer genügend Beutel auf Vorrat. Dennoch sollte man maßvoll umgehen und auch die Augen offen halten, wenn jemand Beutel missbräuchlich entwendet oder rausreißt.

 Knapp sieben Millionen Hunde in Deutschland produzieren (laut eines Welt-Artikels aus dem Jahr 2015) 5,5 Milliarden Häufchen im Jahr. Das sind rund 800 Haufen pro Hund. In Horb sind rund 1200 Hunde gemeldet, die nach dieser Rechnung rund 960 000 Haufen produzieren.

 Rund 400 Millionen Hundekotbeutel werden in Deutschland verkauft oder verteilt.

  Hundesteuer deutschlandweit rund 300 Millionen Euro: Wie viel davon für die Entsorgung benötigt wird, ist nicht erfasst.

 Vorreiterin in der Einbindung von Ehrenamtlichen ist Mannheim. Im Sommer 2016 startete die Abfallwirtschaft der Stadt eine Kampagne.

  Biologisch abbaubare Beutel und auch die Häufchen dürfen nicht in den Biomüll.

 Hundebeutel bestehen oft aus recyceltem Kunststoff. Die Beutel werden verbrannt und können dadurch zur Energiegewinnung beitragen. Bio-Beutel werden oft kritisch gesehen, weil dann die Verlockung besteht, sie einfach wegzuschmeißen.