Bei "Opa meets Enkel" trafen verschiedene Generationen von Musikern aufeinander. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Neues Format "Opa meets Enkel" im Horber "Kloster" / "Sunset Novelty" und "Music and Song Café" treten auf

Horb. Mit einem neuen Format, dem man den vielversprechenden Titel: "Opa meets Enkel" gab, wagten die Macher vom Projekt Zukunft einen weiteren Anlauf um die Horber Musikszene noch bunter zu machen, als sie ohnehin schon ist.

Die Grundidee ist ganz einfach. Zwei Bands aus der Region gestalten gemeinsam den Abend und wie das Motto der neuen Reihe verrät, treffen zumindest zwei entfernte Generationen – die Opas und die Enkel – aufeinander um abzuchecken, wo ihre gemeinsamen, musikalischen Wurzeln liegen.

Zur Premiere, die am Samstagabend im großen Saal des Kulturhauses Kloster über die Bühne ging, hatte der Veranstalter zwei Bands eingeladen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher gar nicht sein konnten. In der rechten Ecke des Saals hatten die Routiniers, die "Opas" vom "Music and Song Café" ihr Equipment aufgebaut und die schwarze Ecke hatten sich die beiden Ladys und der junge Mann von "Sunset Novelty", reserviert, die auch den Gig eröffneten.

Die junge, dreiköpfige Akustik-Cover-Band besteht aus Jasmin Wilczek (Gitarre/Gesang), Laura Ankele (Percussion) und Jörg Bossenmaier (Gitarre). Alle drei gehen in Horb ins Berufsschulzentrum und machen erst seit zwei Monaten gemeinsam Musik. Trotzdem haben sie schon eine ordentliche Fan-Gemeinde, die sie zu ihrem allerersten öffentlichen Auftritt ins Kloster begleitete. Mit "Radioactive" von "Imagine Dragons" stiegen sie in ihr erstes Set ein und gleich beim Gitarrenintro hörte man, dass hier zwei Gitarristen sitzen, die ihre Klampfen nicht erst seit zwei Monaten in den Fingern haben. Versetzte Akkorde, im Stil der Oldfashion-Folkies super durchgespielt ließen aufhorchen und die markante Stimme von Jasmin Wilczek prägte den Sound der Band. "Take Me to Church" ein Lied des irischen Sängers Hozier, folgte. Der Ire nutzte hier die wichtigsten Elemente des Gospels "Amen" und "Sunset Novelty" machte das Original zu ihrer eigenen Version. Schön auch ihre instrumentale Interpretation des Eagle-Klassikers "Hotel California", bei dem der 19-jährige Jörg Bossenmaier seine akustische Gitarre gegen eine auf alt getrimmte, neue Gibson "Les Paul" tauschte und mit teilweise sehr gelungenen Pickings Akzente setzte.

Wie’s klingt, wenn dann die "Opas" all ihre musikalischen Register ziehen, gab’s wenig später zu hören. Christof Schülke, spiritus rector und Singer-Songwriter, ist mit seinem sonoren Gesang in Verbindung mit seiner Gitarre die musikalische Säule von "Music and Song Café". Hans-Jürgen Sesterheim begleitet mit dem Saxofon mal sensibel, mal dominant im groovigen Dialog und Peter Nikol verleiht dem Trio mit seinen Perkussionsinstrumenten die rhythmische Struktur.

Zum Schluss jammten die Bands gemeinsam

Die drei Routiniers machen gefühlt seit 1000 Jahren Musik, und da ist es auch kein Wunder, dass sie mit der Lässigkeit der Erfahrung ihre Songs spielten und ihnen immer wieder mit eingestreuten Solis ganze neue Facetten gaben. Bei "Music and Song Café" kann man denselben Track zehnmal hören und immer klingt er ein wenig anders. Bei den "Opas" wird’s deshalb nie langweilig. Ganz am Anfang ihres Auftritts bretterten sie mit den "Black Cars", den großen schwarzen Autos im Rückspiegel, durch das "Kloster". Für ihren zweiten Song hatte Schülke ganz tief in seiner Plattensammlung gegraben. "Jetzt kommt ein Song aus der Zeit der Handgedrehten", kündigte er sein Fundstück an, bei dem es sich um einen Protestsong gegen Krieg und Unfrieden handelt. Ein Song, den der New Yorker Rod MacDonald vor langer Zeit schrieb, der aber am Abend, als der aktuelle US-Präsident den Saudis für über 100 Milliarden Dollars Waffen verkaufte, so aktuell wie immer war.

"Music and Song Café" überzeugte mit großer Spielfreude, tiefschürfenden Texten und Arrangements, die immer wieder viel Platz für Improvisation ließen. Raum, der von allen drei Akteuren ordentlich genutzt wurde, und ihre "Enkel" hielten mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit dagegen. Dass da ab und an ein kleiner Fehler zu hören war, störte nicht im Geringsten. Im Gegenteil, denn wie sang schon der große Reinhard Mey: "Da lob‘ ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht. Halt ein Stück Musik aus Fleisch und Blut, Meinetwegen auch mal mit ‘nem kleinen Fehler, das tut gut." Nach der Pause wurde dann gejammt. Die sechs spielten gemeinsam und von irgendwelchen Altersunterschieden war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Musik als Gleichmacher – verwischten die Generationsgrenzen und man darf nach dieser mehr als gelungenen Premiere schon gespannt sein, welche beiden Formationen das nächste Mal aufeinandertreffen.