Fasnet: Tagung der Arbeitsgemeinschaft Narrenvereinigungen und Verbände / Gegen Auflagen-Dschungel vorgehen

Horb/Eutingen/Empfingen/Leutkirch. Die alljährliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Narrenvereinigungen und Verbände fand kürzlich in Leutkirch statt. Gastgeber war der Alemannische Narrenring unter der Federführung von Präsident und Narrenmeister Augustin Reichle, der die Vollzähligkeit der Narrenverbände – darunter auch der närrische Freundschaftsring Neckar-Gäu – feststellen konnte. Die 13 Narrenringe zeichnen für die rund 500 000 Menschen im Südwesten verantwortlich, die alljährlich die schwäbisch-alemannische Fasnet in ihren vielseitigen Facetten feiern.

Im ersten Programmteil informierte der für GEMA-Belange zuständige Daniel Rollko über die neueste Situation. Die GEMA habe umstrukturiert, der Sitz für die Belange der Narren und Vereine mit Pauschalverträgen sei jetzt nicht mehr in Stuttgart, sondern in München. Dadurch habe sich die Situation verschlechtert. Kontakte mit einem zuständigen Mitarbeiter zu pflegen seien nahezu unmöglich geworden. Einen Gesprächstermin bekomme man auch nicht, und wenn man anrufe, werde man vertröstet oder der Anruf gehe ins Leere.

Die Frage von Neckar-Gäu Vize Klaus Ranft (Ergenzingen) , wie es sich denn verhalte, wenn man bei einem Fasnetsumzug die Kapellen nur Narrenmärsche spielen lasse, die "vereinseigen und urheberrechtlich nicht relevant" seien, war von Rollko schnell beantwortet. Das komme immer darauf an, ob der Urheber sein Werk bei der GEMA gemeldet habe. Das müsste man bei der GEMA hinterfragen. Sobald aber jemand das Musikstück ergänzt oder umgeschrieben und das der GEMA gemeldet habe, werde eine Aufführung ohnehin kostenpflichtig.

Nachdem auch ein Arbeitspapier aus dem Jahre 2009 auf der Tagesordnung stand, in dem verankert ist, dass eine Zunft nur in einem Verband der Arbeitsgemeinschaft Mitglied sein kann, fragte Neckar-Gäu Präsident Thomas Fischer (Salzstetten) der Ordnung halber an, wie es sich im Fall "Empfingen" verhalte. Empfingen sei ja außer der Mitgliedschaft im närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu auch in kultureller Hinsicht Partner der Vereinigung schwäbisch alemannischer Narrenzünfte. Dazu der Präsident des VSAN Roland Wehrle: "Empfingen ist bei uns sozusagen Gast. Gäste sind keine Mitglieder und haben auch kein Stimmrecht."

Verabschiedet wurde an diesem Tag auch der Kodex zum immateriellen, nationalen Kulturerbe. Träger dieser Geschichte ist die Vereinigung schwäbisch alemannischer Narrenzünfte. Die Präsidien der Narrenverbände sind dem Träger gegenüber verantwortlich, wer künftig zum "erlauchten Kreis" der immateriellen nationalen Kodexerben gehört. Das sind mit Sicherheit keine Zünfte, die erst 15 Jahre, oder gar unter einer Generation alt sind, so Wehrle. Er ließ auch keinen Zweifel daran, dass die eine oder andere Zunft, die im Kodex verankerten Kriterien nicht erfüllen werde oder könne. Aber auch das sei kein Beinbruch. Im Zweifelsfall gelte es, sich mit dem Träger abzustimmen. Beim närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu, darüber war sich das Präsidium schon bei der Arbeitstagung einig, wird man sich bei der nächsten Zunftmeisterversammlung mit diesem Thema abschließend befassen.

Zufrieden zeigte sich mit der Verabschiedung des Kodex auch Ring-Brauchtumshüter Jakob Holocher. "Jetzt ist das Händling klar und wir können damit arbeiten", so der Eutinger.

L etztlich wollen die Narrenverbände sogenannte "Behinderungen" im Ehrenamt in punkto Auflagen, Sicherheitskonzepten und der Straßenverkehrsordnung nicht mehr widerspruchslos hinnehmen. Da wird vieles maßlos übertrieben, jedes Landratsamt entscheide anders, es gebe keine richtige Anordnung von "Oben" und das sei auch so nicht hinnehmbar, so Roland Wehrle (VSAN) und Rainer Hespeler (Hegau Bodensee) übereinstimmend. Deshalb wolle man beim Innenminister des Landes vorstellig werden und wenn es sein müsse, auch auf Bundesebene. Die Mitgliederverbände der Arge sprachen sich einstimmig dafür aus, im Interesse der schwäbisch alemannischen Fasnet und deren Fortbestand, diesen aus ihrer Sicht längst überfälligen Weg zu gehen.