Hat der Bauernmarkt eine Zukunft? Die Beschicker sind optimistisch. Foto: Morlok

Laufkundschaft fehlt. Neue Saison beginnt am 5. September. Beschicker planen Frühstücksaktion für 17. Oktober.

Horb - Alles, was beim Horber Bauernmarkt in den Einkaufskörben landet, wurde im Kreis Freudenstadt oder angrenzenden Regionen hergestellt. Regional und bio – beides ist in der Lebensmittelbranche "in". Trotzdem tut sich der Horber Bauernmarkt phasenweise schwer.

Die Beschicker haben sich für die neue Saison, die am Samstag, 5. September, beginnt, eine Aktion ausgedacht, um auf ihren Markt aufmerksam zu machen. Beim vierten Markttermin am 17. Oktober soll es ein Bauernmarktfrühstück geben.

Beate Beilharz betreibt mit ihrem Mann einen Milchviehhof in 24 Höfe und gehört zu den Beschickern. Sie verkauft Käse, manchmal Joghurt und Frischkäse, Eier und künftig vielleicht sogar Fisch auf Bestellung. Sie fährt ihre Ware nach Horb und manchmal einen Großteil davon wieder nach Hause. Der Umsatz in Horb liegt nicht selten unter dem Betrag, den sie im Geldbeutel haben müsste, um von einem lohnenswerten oder gar erfolgreichen Markttag zu sprechen. Trotzdem hält sie durch und verfällt nicht ins Jammern. Sie ist vom Konzept des Bauernmarktes überzeugt und will ihn bekannter machen.

"Es gibt im großen Umkreis keinen reinen Bauernmarkt mehr", sagt Beilharz. "Dafür muss man weit fahren." Claudia Bohnet – sie verkauft Backwaren aus eigenem Biolandgetreide – sagt: "Was verkauft wird, ist im Umkreis von 20 Kilometern entstanden, und die Produzenten stehen selber hinterm Stand."

Der selten gewordene Markt hat eine treue Stammkundschaft, die von mehreren Beschickern sehr gelobt wird. Doch es fehle an Laufkundschaft, die zufällig am Markt auf dem Flößerwasen vorbeischlendere und spontan dort einkaufe, heißt es. Die Baustelle jenseits des Flößerstegs, die derzeit den direkten Übergang vom Bahnhof zum Flößerwasen verhindert, dürfte das Problem verschlimmern.

Es ist eine Wechselwirkung: Geringe Kundenzahlen haben zur Folge, dass mancher Beschicker schnell wieder aufgibt. Ein immer wechselndes Angebot sorgt für Verunsicherung bei den Kunden, was sie nun auf dem Markt kaufen können.

Das Stadtmarketing organisiert den Markt seit etwa drei Jahren. Stadtmarketingchef Martin Scherer findet, dass die Stadt viel zum Gelingen des Marktes beisteuere: Die Stadt stellt die Marktstände, verlangt laut Scherer eher geringe Gebühren und sie bittet die Zeitungsredaktionen der Stadt um Ankündigung der Markttermine.

Das Stadtmarketing versuche außerdem, Anbieter von frischem Obst und Gemüse zu gewinnen, weil dies auf dem Markt in großem Umfang fehlt – einer der Beschicker kaufe etwas Obst und Gemüse zu und verkaufe es auf dem Markt.

"Für manche Leute ist das Angebot zu unstet"

"Wir sprechen immer wieder Anbieter von Obst und Gemüse an", sagt Scherer. Daraus sei aber bislang nichts geworden. Ein breiteres Produktangebot wäre aus seiner Sicht hilfreich, um mehr Kunden für den Markt zu begeistern. "Für manche Leute ist das Angebot zu unstet, weil es manche Produkte mal gibt und mal nicht gibt", sagt Scherer. Kartoffeln kämen zum Beispiel im Herbst jetzt erst wieder auf den Markt. Wer sich regional und saisonal ernähren will, sieht die Zyklen der Natur eben auch im Einkaufskorb.

Scherer zieht eine gemischte Bilanz: Der Markt sei in den vergangenen drei Jahren mal besser und mal schlechter gelaufen. "Er hat sich aber nicht nach oben entwickelt", sagt er. Dass freitags der Wochenmarkt stattfindet, wo sich mancher Horber wohl schon gewohnheitsmäßig eindeckt, macht es den Beschickern des Bauernmarktes nicht leichter.

Die Beschicker fragen sich derweil, wie sie Kunden an den aus ihrer Sicht eher abgelegenen Platz am Flößerwasen locken können. Mit Aktionen soll das gelingen, die die Beschicker gerade mit Elan planen und kurz vorher ankündigen werden.

Beate Beilharz betont außerdem, dass sie für Anregungen von Kunden offen sei. Wer ein bestimmtes Produkt auf dem Markt vermisse, dürfe ihr das sagen. "Wir sind arg bemüht, die Kunden rauszulocken und zu bringen, was sie suchen", sagt Beilharz. Bei ihr am Käsestand gebe es außerdem immer Tee und Kaffee für die Kunden. Sie und ihre Kollegen setzen große Hoffnungen auf die neue Saison. Beilharz startet wieder mit Elan, von Frust keine Spur. Aber sie sieht die Sache realistisch: "Es muss sich was tun, sonst stirbt der Bauernmarkt."

Weitere Informationen: Bauernmarkt: jeden ersten und dritten Samstag im Monat, 8 bis 13 Uhr in/vor der Markthalle auf dem Flößerwasen. Was es unter anderem zu kaufen gibt: Backwaren (Brot und Süßes), Honig, Marmelade, H-Milch, Käse, Eier, Dosenwurst, Spirituosen, Nudeln, gelegentlich Wein.