Für Bosch Rexroth scheint 2017 ein gutes Jahr zu werden. Foto: Hopp

Standort Horb mit Investitionen gestärkt. Auftragseingang gestiegen. Unternehmen feiert 60-jähriges Bestehen.

Horb - Vor drei Jahren musste Bosch Rexroth mangels Aufträgen einen Sparkurs einschlagen. Jetzt haben sich laut Angaben der Werksleitung in Horb "die Perspektiven deutlich verbessert". Der Standort Horb wurde mit Investitionen gefestigt. Trotzdem macht sich der schwierige Markt bemerkbar.

Für Bosch Rexroth scheint 2017 ein gutes Jahr zu werden. Seit Jahresanfang steigt der Auftragseingang, es werden 40 befristete Arbeitsplätze geschaffen und das Horber Unternehmen feiert am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen.

Hans Haap, kaufmännischer Werksleiter von Bosch-Rexroth in Horb, und Pressesprecherin Judith Mühlich informierten gestern im Horber Werk über die aktuelle Situation am Standort, die sich positiv, aber trotzdem zwiespältig darstellt. Für die 930 Beschäftigten plus 40 Auszubildenden und Studenten gibt es derzeit in Horb gute Aussichten – und dank guter Auftragslage auch viel Arbeit. So stark brummt die Produktion, dass sogar Mitarbeiter aus der Verwaltung zugesagt haben, im August an Samstagen im Betrieb auszuhelfen. Kollegen, die ihren Urlaub verschieben, bekommen als Dankeschön einen Gutschein für ein "Dinner for Two".

Doch wie lange die gute Stimmung hält, weiß keiner. "Viele Kunden sagen, dass es bei ihnen zur Zeit richtig gut läuft", sagte Haap. "Aber was in drei bis sechs Monaten sein wird, kann man nicht voraussagen." Vom "volatilen Markt" ist bei Bosch Rexroth die Rede. Volatil heißt flüchtig und flüchtig heißt: das Auf und Ab bei den Aufträgen bekommt einen schnelleren Rhythmus. "Zwischen Auftragseingang und Auslieferung liegen nur noch wenige Wochen", so Haap. "Ein Rückgang schlägt schnell durch." In Horb sieht sich Bosch Rexroth gut gewappnet.  

Vor drei Jahren hatte der "flüchtige Markt" das Unternehmen kalt erwischt. 2015 wurde ein Kostensenkungsprogramm angekündigt. Bis 2018 sollen auf Konzernebene 450 Millionen Euro eingespart werden. Die Gründe: Überkapazitäten weltweit, Kosten- und Konkurrenzdruck, ein deutlicher Nachfragerückgang in China und unsichere Zukunftsaussichten. 195 Stellen sollten in Horb abgebaut werden. Die Zahl wurde später auf 170 reduziert. Für fast alle wurde eine sozial verträgliche Lösung gefunden, betriebsbedingte Kündigung habe es nicht gegeben. Viele seien intern im Bosch-Konzern weitervermittelt worden.

Ganz anders die derzeitige Lage: Bosch-Rexroth hat im Mai bereits 30 befristete Arbeitsplätze geschaffen, weitere zehn sind geplant. Von Juli bis September will man 40 Ferienarbeiter einstellen. Der Markt in Asien und Amerika habe sich stabilisiert, wenn auch auf "vergleichbar niedrigem Niveau". Die Nachfrage nach Baumaschinen, in denen die hydraulischen Antriebssysteme von Bosch-Rexroth eingebaut werden, steigt wieder. Bei einigen Kunden gibt es Nachholeffekte, denn die Lager werden wieder aufgefüllt. "Wir wollen davon so gut wie möglich profitieren", so Haap, nämlich mit schneller Lieferung und Zusammenarbeit mit anderen Betrieben der Rexroth-Gruppe.

Die Restrukturierung werde trotzdem fortgesetzt. "Sie war notwendig, um auf konjunkturelle Schwankungen zu reagieren", so Haap. Das Sparziel von 43 Millionen Euro in Horb werde erreicht.

In Horb wurden zwar Kosten gespart, andererseits sei der Standort gestärkt worden. So wurde ein hochmoderner Versuchsprüfstand gebaut, es gab neue Schleifmaschinen und eine neue Kantine. Als weiteres Signal der Standortsicherung gilt ein neues Heizwärmekonzept und weitere Energiesparmaßnahmen (zum Beispiel LED-Lampen), mit denen nächstes Jahr rund 900 Tonnen CO2 eingespart werden sollen, was ein Minus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wäre. Bei seinem umfangreichen Sicherheitskonzept hat sich das Horber Unternehmen das ehrgeizige Ziel von null Betriebsunfällen gesetzt, und die Zahl der Reklamationen von Kunden sei um 90 Prozent gesunken. "Das zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten an den Standort Horb geglaubt wurde", so Haap.

Und noch wichtiger: "Es gibt den klaren Willen, neue Produkte zu entwickeln." Mit einer neuen Baureihe hat Bosch Rexroth Horb den internen Innovationspreis gewonnen.

Die Mitarbeiter und ihre Familien, aber auch die Ruheständler können das alles am Wochenende feiern. Weil das Unternehmen in Horb sein 60-jähriges Bestehen feiert, sind sie alle am Sonntag zu einem Fest eingeladen. Schüler, die einen Einblick in die Palette der Ausbildungen bekommen wollen, sind bereits am Samstag zum Ausbildungstag willkommen.