Whisky zischen und Waffen abfeuern: Beim ersten Westerntreffen des Schützenvereins Talheim in "Deadwood" geht es echt wild-westlich zu

Von Peter Morlok

Horb-Talheim. Am verlängerten Wochenende verwandelte sich das beschauliche Talheim in die legendäre Westernstadt "Deadwood".

Vier Western-Fans des örtlichen Schützenvereins "Wilhelm Tell" – "East Gun" (Enrico Doring), "Quickly" (Rainer Woske), "Lucky Jack" (Thorsten Kieninger) und "Woodpecker" (Kai Federenko) – ließen einen Traum wahr werden und luden erstmals alle Gleichgesinnten zu sich aufs Vereinsgelände ein.

Vor dem Vereinsheim wurde ein Festzelt aufgebaut, aus den Lautsprechern klang stilgerecht Country & Western Musik und zwischen dem vereinseigenen "No. 10 Saloon", in dem die harten Jungs und ihre Mädels nicht nur Whisky zischten, und dem großen Zelt lag die Westernstadt mit Main-Street, Holz-Klo-Häuschen, uriger Atmosphäre und den Zelten der ganz harten Western-Fans.

"Langsam wird’s nachts richtig kalt", gab nicht nur Lady B. Mason (Angela Katzenwadel aus Rottweil/Hochwald) zu, sondern auch Axel "Catweazle" Höhn, der vom Bodensee angereist kam und in seiner Freizeit als Artillerist der 4. Washingtoner Einheit of New Orleans in Originaluniform samt Bowiemesser durch die Gegend stapft.

"Dagegen kann man aber mit einem knackigen Lagerfeuer und dem einen oder anderen geistigen Getränke etwas machen", wusste "Catweazle" Höhn und legte sich nach harter Nacht am glockenhellen Nachmittag wieder auf sein Feldbett im Baumwollzelt. Lady B. setzte sich in die Sonne und qualmte gemütlich eine Zigarre.

Hauptsache ist, dass die Waffen den Original-Vorbildern entsprechen

Es wurde aber nicht nur gefaulenzt, sondern die Welt vor 200 Jahren forderte eben ihren Tribut. Wer als guter Schütze gelten will, der musste trainieren. Egal ob nun mit dem Single-Action-Colt, dem Colt Army 68, der legendären Winchester oder der Kutscherflinte, mit der die Jungs von Wells Fargo die Banditen oder Indianer abhielten, ihre Postkutsche auszurauben – Hauptsache ist, dass die Waffen den Original-Vorbildern entsprechen oder sogar Originale sind. Authentizität sowohl bei den Waffen als auch den Klamotten wird in der Western-Szene groß geschrieben.

Schossen die "normalen" Cowboys beim "Cowboy Action Shooting"-Wettbewerb mit den Handfeuerwaffen jener Zeit, so traten die Artilleristen unter dem Kommando von Sergeant Benjamin Mason schon etwas massiver auf. Sie kamen gleich mit einer schussbereiten Kanone ins Talheimer "Deadwood". Wettkampfmäßig mitschießen durften sie mit diesem Gerät jedoch nicht, sonst hätte vermutlich der schöne neue Schießstand sehr gelitten.

Rund ums Talheimer Schützenhaus war also am Wochenende viel los. Wer noch keine Wildleder-Fransen-Weste à la Wild Bill Hickok hatte, dem am 2. August 1876 eben in Deadwood, Süd Dakota, das Lebenslicht von einem besoffenen Pokerspieler ausgeblasen wurde, konnte sie sich gleich vor Ort kaufen.

Nicht nur Cowboys mit ihren Frauen, wie der niederländische Marshall Bill Miller (Alphons van Uden) und seine Squaw Eagle Eye (Sunta van Uden) trafen sich im Tal der Steinach, sondern auch die Händler, die die wichtigsten Utensilien eines echten Wildwest-Mannes feilboten.

Hauptattraktion dieses dreitägigen Festes war neben dem Lagerleben und der Geselligkeit das Cowboy Action Shooting (CAS). Hier müssen die Teilnehmer in einem vorgeschriebenen Ablauf Ziele in einem Parcours (Stage) auf Zeit beschießen. Werden die Ziele nicht, oder in einer falschen Reihenfolge, getroffen, erhält der Schütze eine Zeitstrafe, die zum Ergebnis addiert wird. Am Ende gewinnt derjenige, der die wenigsten Platzpunkte gesammelt hat.

Geschossen wird in der Regel auf Stahlziele, die entweder als Klappfallziele durch Umfallen oder als stehende Ziele (sogenannte Gongs) durch ein lautes "Pling" den Treffer anzeigen. Ringzahlen oder Trefferzonen wie in anderen Schießdisziplinen gibt es beim CAS nicht.

Das erste Westerntreffen des Schützenvereins Talheim war gut besucht und man konnte sich mit der hervorragenden Organisation und dem Engagement der Vereinsmitglieder in der Szene zumindest einen Namen machen.