Konzert: Instrumentalisten spielen in der Ehemaligen Synagoge in Rexingen / Klarinettist Raphaël Schenkel zu Gast

Zu einem besonderen musikalischen Konzerterlebnis lud der Träger- und Förderverein "Ehemalige Synagoge Rexingen" ein.

Horb-Rexingen. Durch gute Beziehungen zum Hechinger Gedenkstättenverband, freundliche Honorarforderungen und ein wenig finanzielle Unterstützung durch die Kreissparkasse Freudenstadt ist es gelungen, eines der international führenden Streichquartette, das "Amaryllis-Quartett", für einen Auftritt in Rexingen zu gewinnen. Und quasi als Krönung des Ganzen hatte auch der Klarinettist Raphaël Schenkel Zeit, um seine große Kunst zusammen mit den Streichern zu präsentieren.

Mit Beethoven eröffneten die fünf Musiker den Abend

"Raphaël Schenkel ist seit 2011 Solobassklarinettist bei den Bremer Philharmonikern und spielte vor wenigen Tagen noch vor mehr als 2000 Zuhörern – heute ist er hier in Rexingen", freute sich Hausherr Heinz Högerle, der mit wenigen Worten die Zuhörer im leider nicht ganz ausverkauften Konzertsaal begrüßte.

Mit Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 6, B-Dur, Opus 18/6 eröffnete das "Amaryllis-Quartett", das sich aktuell aus dem Musikerehepaar Lena (Geige) und Yves (Cello) Sandoz sowie den beiden Violinisten Gustav Frielinghaus und Tomoko Akasaka formiert, völlig unaufgeregt das Konzert.

Das Publikum war allein mit der Musik. Nichts lenkte ab. Keine Erklärungen führten auf Irrwege – die Weltsprache Musik erklang in ihrer ganzen Schönheit und ließ Zeit und Raum zur Nebensache werden. Die Töne schwebten scheinbar durch den Saal, und die technisch brillante Spielweise des Streichquartetts war in seiner ganzen Vielfalt zu hören. Gleich im ersten Satz, dem "Allegro con brio (B-Dur)" stellten die Musiker einen ganz anderen Beethoven vor, als den. Nichts blieb vom Image des grimmig dreinblickenden Komponisten übrig. Nein, Beethoven wurde als Romantiker, der lyrische Tonfolgen in munter gespielte Noten packte, präsentiert. Beim "Adagio ma non troppo" (Es-Dur) war jedoch eine Spur von getragenem Schmerz zu hören. Hier setzte der Cellist mit warmen, weichen Tönen die Kontrapunkte zu der eigenwilligen Rhythmik der Geigen. Dieses Adagio spielgelte ein ganzes Wechselbad der Gefühle wider. Von hauchzart bis aufbrausend, von leise bis energisch laut, interpretierten es die Ausnahmekünstler.

Heiter dann, wie schon die italienische Tempobezeichnung verrät, das "Scherzo. Allegro (B-Dur)." Aber gerade dieser heiterste Teil der Partitur war, wie im wahren Leben, relativ kurz. Und vielleicht gerade deshalb ein kostbarer Moment, der sowohl den Musikern selbst als auch dem Publikum, am Ende des Satzes ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Im vierten Satz, dem "La Malinconia: Adagio – Allegretto quasi Allegro (B-Dur)", wurde dann kammermusikalische Schwerstarbeit mit einer geradezu bewundernswerten Leichtigkeit dargeboten, sodass der wohlverdiente Applaus scheinbar nicht mehr aufhören wollte.

Klarinettist Raphaël Schenkel ergänzte nach dieser fulminanten Eröffnung, sozusagen als Primus Interparis, die Streicher. In der Komposition von Robert Fuchs, dem "Quintett für Klarinette und Streichquartett Es-Dur, Opus 102" führte er durch die Melodie und die Komposition, ohne auch nur einen Moment, eine Note oder gar einen Takt im Vordergrund zu stehen. Fuchs, scherzhaft auch "Serenaden Fuchs" bezeichnet, ließ in dieser Fassung, die wie schon im vorausgegangenen Werk in vier recht unterschiedlichen Sätzen dargeboten wurde, die Musiker mehr als nur glänzen. Die Partitur forderte, wurde jedoch von den fünf Profis intoniert, als würden sie tagtäglich zusammenspielen. Ein kurzer Blick, ein kaum merkliches Kopfnicken und große Melodienbögen, viele unterschiedliche Klangfarben, Tempiwechsel und ein Schlussakkord, wie er dramatischer nicht sein konnte, klappten auf den Punkt.

Nach der Pause folgte die jiddische Volksmusiktradition

Danach konnten sich Musiker und Publikum bei einem Kräutertee und einer kurzen Rekonvaleszent von 20 Minuten erholen, und der Kommentar, den man in dieser Pause am meisten hörte lautete: "Mensch sind die gut – so toll hätte ich mir dieses Konzert nie vorgestellt.

Da die Veranstaltung mit dem Titel "Zwischen Klezmer und Klassik" angekündigt wurde, war nach der Pause die jiddische Volksmusiktradition, bei der gerade die Geigen sowie die Klarinette oft die prägenden Stimmen bilden, dran. Insgesamt schenkten die fünf Instrumentalisten ihren Zuhörern einen unvergesslichen Abend. "Bitte wiederkommen" möchte man ihnen dafür zurufen.