Die Bauzäune unterteilen die Klassenzimmer in kleinere Räume. Foto: Hopp

Ab nächster Woche können Asylbewerber in alter Schule in Talheim leben. Verwaltung versucht, Privatsphäre zu schaffen.

Horb-Talheim - Nach der Flucht warten auf die Asylsuchenden in der alten Talheimer Schule die eigenen vier Bauzäune: Die Klassenzimmer werden dieser Tage hergerichtet. "Gemütlich ist was anderes", sagt der städtische Gebäudemanager Thomas Hellener. Die Unterkunft wird aber nur im Notfall genutzt.

Bunte Türen, Wandbemalung und einen ganzen Pausenhof mit Platz zum Spielen: Am Dienstag könnten die ersten Flüchtlinge in der Talheimer Schule ankommen. 18 Personen werden Ende des Monats im Landkreis erwartet, für die es keinen Platz mehr in den Gemeinschaftsunterkünften in Alpirsbach, Dornstetten, Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler und Loßburg-Wälde gibt. Neuankommende Flüchtlinge werden vorübergehend in Talheim leben. Sobald in einer der Gemeinschaftsunterkünfte Plätze frei werden, werden die Flüchtlinge dorthin umziehen, erklärt Landkreis-Sprecherin Sabine Eisele.

Als Notunterkunft in der angespannten Flüchtlingssituation sei die Schule wichtig – und besser als die Unterbringung in einer Turnhalle oder einem Zelt. Die Klassenzimmer wurden gestern mit Bauzäunen in kleiner Einheiten unterteilt, die Zäune werden noch mit Planen überzogen. In einem Klassenzimmer entstehen so drei provisorische Räume, in denen jeweils drei Menschen ein bisschen Privatsphäre finden sollen, sagt Gebäudemanager Hellener von der Stadt Horb. Die Zäune seien keine Pflicht, man habe sich aber dafür entschieden, um wenigstens Sichtschutz zu gewähren, wenn auch keinen Schallschutz. Gemütlichere Raumtrenner habe die Stadt auf die Schnelle nicht zu bieten, sagt Hellener.

Staubitzer hofft auf anhaltende Akzeptanz in seinem Ort

Zunächst hätten 40 Leute in der Schule Platz, im Notfall könnte auf 50 erhöht werden. "Als Notunterkunft ist das Gebäude auf jeden Fall geeignet", sagt Hellener.

Die drei Klassenzimmer auf Pausenhofniveau und ein Klassenzimmer sowie der ehemalige Handarbeitsraum im Stockwerk drunter werden hergerichtet, mobile Betten vom DRK werden aufgebaut, einfache Holzkleiderschränke und zehn Kühlschränke. Die Schulküche wird genutzt, ein Raum daneben soll zum Aufenthaltsraum oder Esszimmer werden. Im unteren Geschoss entsteht außerdem eine Waschküche, für die ein Bewohner zuständig sein soll.

Die Heizung wurde wieder in Betrieb genommen, kaputte Toiletten und Waschbecken im Pavillon jenseits des Schulhofs ausgetauscht – im Gebäude gibt es keine Toiletten. Auf dem Schulhof wurden Duschcontainer aufgestellt. Die Kosten für all die Arbeiten trägt der Landkreis.

Die Nachbarn sind skeptisch. Ein Mann sagt, für ihn gebe es in dieser Angelegenheit "überall Fragezeichen". Antworten habe man ihm nicht geliefert. "Zack", sagt er, habe er aus dem Mitteilungsblatt erfahren, dass Asylsuchende neben ihm einziehen. In die Lücke, die all die Fragezeichen hinterlassen, springt die Angst: "In Zukunft werden wir unsere Sachen nicht mehr so freizügig im Garten liegen lassen." Ob die Kinder noch unbeaufsichtigt im Garten spielen dürfen, wollten er und seine Frau abwarten.

Sie halten es für problematisch, dass der Schulweg vieler Kinder vorbei an der alten Schule führt.

Eine Grundschülerin, die an diesem sonnigen Mittag nach Hause trödelt, schaut verdutzt, weil plötzlich wieder Leben in der alten Schule ist, die seit drei Jahren leersteht: Bauarbeiter, die die Bauzäune aufstellen und einen blütenweißen Duschcontainer auf dem Hof abgestellt haben, wo sich sonst nur ausgebleichte Markierungen für die Verkehrserziehung über den Asphalt schlängeln.

Ortsvorsteher Thomas Staubitzer sagt, in Talheim sei es zum Flüchtlingsthema bisher sehr ruhig geblieben. Er klingt überrascht. "Positiv überrascht", sagt er. Ein paar Leute haben ihn angerufen und Fragen gestellt. Er beantwortete sie so gut es ging.

Bogen um die Schule machen? "Da wohnen auch nur Menschen"

Die Entscheidung für Talheim, fiel schnell. "Am Ort lief das fast ein bisschen vorbei", sagt Staubitzer. Auf Nachfrage sei er von Bürgermeister Jan Zeitler aber gut informiert worden. Staubitzer hofft, dass die Akzeptanz im Ort auch durch den geplanten Asylkreis hoch bleiben wird.

Die Problematik des Schulwegs sieht er nicht. Es könne schon sein, dass ein paar Kinder einen anderen Weg nehmen. Staubitzer hofft aber, dass niemand einen Bogen um das Gebäude machen will und muss. "Da wohnen auch nur Menschen drin."

Das Schulgebäude gehört der Stadt Horb. Der Landkreis hat erstmals am 22. September mit der Stadtverwaltung verhandelt, und schnell einen sechsmonatigen Pachtvertrag geschlossen mit Option auf Verlängerung. Zeitler kann nachvollziehen, dass sich mancher Talheimer mehr Information gewünscht hätte. Für das normale Verfahren – erst prüfen, dann ankündigen – sei aber schlicht keine Zeit geblieben, sagt Zeitler.