Mitglieder der Albvereine aus Sulz und Horb trafen sich in Horb und ließen sich von den Nachtwächtern des Kultur- und Museumsvereins Geschichten und Anekdoten aus der Stadt erzählen. Foto: Ganswind Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: 125 Jahre Schwäbischer Albverein: Mitglieder aus Horb und Sulz erkundeten die Neckarstadt

Die Ortsgruppen Horb und Sulz des Schwäbischen Albvereins können beide in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum feiern.

Horb. Zu den Jubiläumsveranstaltungen der beiden Ortsvereine zählen im Jahr 2017 ein Nachtwächterrundgang durch Horb und eine Gauwanderung von Horb nach Sulz-Bergfelden, wo im Juli der Festakt zum 125-jährigen Jubiläum der Ortsgruppen abgehalten wird. Am vergangenen Freitagabend waren zunächst die drei Herren vom Kultur- und Museumsverein Horb gefragt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den Städten sogenannte Verschönerungsvereine, und die Verschönerungswelle stellte eine gesamtdeutsche Erscheinung dar. Auch in Horb setzte sich das gehobene Bürgertum für die "Verschönerung" der Oberamtsstadt und ihrer Umgebung ein.

Erklärtes Vereinsziel des Horber Verschönerungsvereins war, die Liebe zur heimatlichen Natur mehr und mehr zu wecken und ihre Schönheiten für Jung und Alt zugänglich zu machen. Ein Aussichtspunkt wurde 1882 auf der Schütte errichtet, und zwei Jahre später erhielt der Schütteweg auf Kosten des Vereins eine Anpflanzung mit Akazien. Als die Wanderslust immer stärker wurde, kam es zur Anlage einiger Fußwege rund um Horb.

Unter dem Einfluss der Romantik hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die Einstellung zur Natur geändert, und es wurde die Rückbesinnung auf das Schöne und Ursprüngliche propagiert. Die Stadtbürger zog es ins Grüne, das Wandern kam mehr und mehr auf. Auch viele Horber wurden nun Wanderfreunde und gründeten in dem kleinen Neckarstädtchen 1892 eine Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, der vier Jahre zuvor in Plochingen ins Leben gerufen worden war und damit einer der ältesten Wandervereine Deutschlands ist. Nahezu dieselben Ziele verfolgte der Schwarzwaldverein, der sechs Jahre später in Horb eine eigene Vereinigung bildete.

Während sich der Verschönerungsverein um die Pflege des Ortes und seiner näheren Umgebung kümmerte, oblag dem Alb- sowie dem Schwarzwaldverein die Erschließung der freien Natur als Wandergebiet. Und weil ein Aussichtsturm ganz dem damaligen Zeitgefühl entsprach, kam es 1901 durch gemeinsame Anstrengungen dieser drei Horber Vereine schließlich zur Erneuerung des Schütteturms im damaligen Zeitgeschmack.

Mit dem Schurkenturm hat ein weiterer das Stadtbild prägende Turm seine heutige Existenz ebenfalls der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins zu verdanken. Wer weiß, was aus diesem spätstaufischen Wehrturm geworden wäre, wenn sich allein die Herren der Horber Stadtverwaltung darum gekümmert hätten? Im Januar 1973 begann die Horber Ortsgruppe buchstäblich mit dem Ausmisten des Schurkenturms, und nach über 4000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden verfügte die Ortsgruppe in dem vom Taubendreck befreiten Turm über eine schmucke Vereinsstube mit Nebenzimmer und Küche.

Die Ortsgruppe Horb hatte die gleichaltrige Ortsgruppe Sulz anlässlich des 125-jährigen Jubiläums am Freitagabend zum gemeinsamen Vesper in den Schurkenturm geladen, der von den Albvereinlern gehegt und gepflegt wird. Dort konnten Reinhold Buchta und Rainer Gramer vom Horber Vorstandsteam auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger begrüßen, der sich die Ehre gab und die Albvereinler zu ihrem Jubiläum beglückwünschte. Nachdem man sich mit einem zünftigen Vesper gestärkt hatte, begab man sich vor das Rat- und Wachthaus, wo die drei Horber Nachtwächter die achte Stunde ansangen und eine rund fünfzigköpfige Gästeschar begrüßten.

Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp erinnerten zu Beginn ihrer Führung daran, dass aller Wahrscheinlichkeit nach der Nachtwächter und nicht die Prostituierte den ältesten Beruf der Menschheit hat, denn er entstand, sobald die Menschen zum ersten Mal die Dunkelheit fürchteten. Auch in Horb ist die Nachtwache deshalb so alt wie die hochmittelalterliche Stadt selbst. Der Umgang führte vorbei an dem Geßlerschen Amtshaus, der Traditionsgaststätte Schiff, dem Marktbrunnen vor das ehemalige Franziskanerinnenkloster, wo die Nachtwächter unter schallendem Gelächter ihre Breitseiten gegen die so innig geliebte Kreisstadt abfeuerten. Wie schlecht es um diese württembergische Stadtgründung zunächst bestellt war, belegten die Nachtwächter mit der Tatsache, dass die Freudenstädter 1771 in ihrem "pietistischen Archipel Gulag" glatt verhungert wären, wenn das vorderösterreichische Horb nicht mit Fruchtlieferungen ausgeholfen hätte. Dazu fügte Obernachtwächter Lipp trocken an: "Oh, hätta m’r se seligs mol nau verhongara lau!"

Über das Schüttetörle, den Burggarten und das Dominikanerinnenkloster ging es zur Stiftskirche, wo Nachtwächter Raible angesichts von Aldi, Kaufland und den im Bau befindlichen Neckararkaden die Gäste davor warnte, einen Blick von der Kirchenmauer hinunter in das neuzeitliche "Jammertal" zu werfen.

Andererseits waren neben den Sulzern selbst eingefleischte Horber Umgangsteilnehmer beim Gang durch die Gassen von der nächtlichen Schönheit der Oberstadt tief beeindruckt. Entlang der Sommerhalde führten die Nachtwächter die begeisterten Umgangsteilnehmer über den Burgstall und die Marktstraße zurück zum Marktplatz, wo die drei Herren vom Kultur- und Museumsverein mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurden. Rainer Gramer bedankte sich bei dem Trio mit einem Weinpräsent und einem Obolus für das äußerst unterhaltsame Jubiläumsprogramm.