Für viel Gelächter sorgten am Freitagabend wieder einmal die Horber Nachtwächter bei ihrer erlebten Horber Wirtshausgeschichte, die "von der Rose über die Linde ins Paradies" führte. Mit von der Partie war der Freudenstädter Hartmut John, der das Trio als Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei begleitete. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Nachtwächter führten mit dem Alpirsbacher Mönch zu den Wirtshäusern am Markt und im Tal

Horb. Es lag wohl an den schweißtreibenden Temperaturen, dass sich am Freitagabend nur rund 40 Personen auf dem Horber Marktplatz eingefunden hatten, die an der vom Kultur- und Museumsverein veranstalteten Horber Wirtshausgeschichte teilnahmen.

Besonders schweißtreibend war es allerdings für die Nachtwächter Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp sowie für Hartmut John von der Alpirsbacher Klosterbrauerei, denn deren Gewandung ist gerade nicht auf hochsommerliche Temperaturen ausgelegt.

In der einstigen Stadt des Bieres und der Altäre, wie Horb um 1900 einmal in einem Reiseführer charakterisiert wurde, lagen von 48 dokumentierten Wirtschaften allein 21 am Markt und im so genannten Tal. Von den vier Wirtshäusern, die einst am Marktplatz gestanden haben, gibt es mit dem Café Kipp und dem Gasthaus Schiff aber gerade mal noch halb so viel. Der Umgang führte vom Marktplatz über die Bußgasse hinaus zum ehemaligen Altheimer Tor und durch das Grabenbachtal und die Marktstraße wieder zurück zum Rat- und Wachthaus. An den Stationen versorgte der Alpirsbacher Mönch die drei Nachtwächter mit Bier aus der Klosterbrauerei, und dem lauten Knallen der Bügelflaschen folgten immer ein paar deftige Trinksprüche, die für schallendes Gelächter sorgten. Auch der Wirt von der "Germania" ließ sich nicht lumpen und spendierte den Nachtwächtern ein kühles Helles. Nachtwächter Springmann sinnierte dabei über eine besondere Sorte der Horber Wirtshausgänger: "Je schlemmr ’s Weib, desto scheener d’ Kneip. Je scheener d’ Kneip, desto schlemmer für’s Weib!" Diesen Spruch kommentierte Obernachtwächter Lipp kurz und trocken: "A wiaschts Weib isch da beschte Zau om’s Haus."

Ihr umfangreiches Wissen über die Wirtshausgeschichte verdanken die Herren Raible, Springmann und Lipp ihrem Vereinskameraden Norbert Geßler, der mit der Folge 14 der Veröffentlichungen des Kultur- und Museumsvereins eine ausführliche Dokumentation über die Horber Wirtschaften vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert geschaffen hat. Aber auch der Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei konnte mit umfangreichem Wissen über die hohe Kunst des Bierbrauens den Umgangsteilnehmern einiges vermitteln. Das Hexagramm als Zunftzeichen der Brauer hing laut Auskunft der Nachtwächter einst am ehemaligen Gasthaus Sternen in der Altheimer Straße. Laut John symbolisiert der Brauerstern, der aufgrund seiner beiden ineinander geschobenen Dreiecke nicht mit dem jüdischen Davidstern zu verwechseln ist, einmal die für das Brauen wichtigen drei Elemente Feuer, Wasser und Luft und zum anderen die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Malz und Hopfen. Und weil man vom Gärungsprozess damals noch keine Ahnung hatte, fehlte die Hefe als Brauzusatz. Man siedelte deshalb das Bierbrauen im Reich der Alchemie an, die wiederum durch das Hexagramm symbolisiert wurde.

Brauereimönch John wusste auch davon zu erzählen, dass das Bierbrauen nicht ganz ungefährlich war. Hopfen und Malz sind sehr leicht entzündlich und zu jedem Brauhaus gehörte eine Feuerstelle. Da die Brandgefahr eine der größten Bedrohungen war und es beim Bierbrauen immer wieder zu Unfällen kam, ist es wahrscheinlich, dass der Brauerstern auch Feuerunheil vom Brauhaus abwenden sollte. Die drei Horber Nachtwächter wussten wiederum von zahlreichen Horber Brauereigaststätten zu berichten, die dem roten Hahn zum Opfer gefallen waren.

Auch in Horb hatte das Bierbrauen eine lange Tradition und wurde zunächst am eigenen Herd betrieben. Als besonders tüchtige Bierbrauer galten die Bäcker, denn zum Backen und Brauen verwendete man dieselben Grundstoffe und dieselbe Feuerstelle. Daran erinnert aus dem Märchen vom Rumpelstilzchen heute noch die Redewendung: "Heute back’ ich, morgen brau’ ich". Etliche Horber Bäcker betrieben deshalb neben ihrer Bäckerei noch eine Gassenwirtschaft, in der sie ihr selbst gebrautes Bier ausschenkten. Dazu zählte auch der Stepfelesbeck Josef Raible, dessen Nachfahre Heinrich Raible zum Nachtwächtertrio zählt. Die erlebte Horber Wirtshausgeschichte endete vor dem Rat- und Wachthaus, wo die Nachtwächter zum Freibier luden, das der Klosterbruder aus Alpirsbach mitgebracht hatte.