Neben Pferd Sam ist fischerRocana (im Bild mit Jung in Aktion in der Normandie) das Toppferd von Michael Jung, das auf die Olympiade in Rio 2016 vorbereitet werden soll. Foto: sb

Reitsport: Der Altheimer Michael Jung wird für die anstehende Olympiade nichts dem Zufall überlassen.

Auf den ersten Blick scheint nach einem ereignisreichen vergangenen Jahr Ruhe eingekehrt zu sein im Hause Jung in Altheim. Der Buschreiter Michael Jung hat es endlich einrichten können, sich eine Woche in den Urlaub verabschieden zu können und wähnt sich derzeit auf einer einwöchigen Safari in Südafrika – doch der Schein trügt.

Michael Jungs Vater Joachim sitzt gerade auf dem Traktor, als ihn der Anruf erreicht. Aufgearbeitet werden soll der noch teils gefrorene Boden auf der Reitanlage der Jungs. Kaum hat das Jahr begonnen stehen die Zeichen schon auf die anstehenden Turniere und Championate, abgehakt ist 2014. Und das war beileibe kein schlechtes Jahr. "Jedes Pferd hat natürlich seinen eigenen Saisonhöhepunkt. Natürlich war für uns das WM-Championat das Höchste was es gab", lässt Jung das Jahr Revue passieren. Sein Sohn steckte seinerzeit den Ausfall seines Paradepferds Sam gut weg und gewann bei den Weltreiterspielen in der Normandie mit fischerRocana Gold mit der Mannschaft und WM-Silber im Einzelwettbewerb. Ebenso zufrieden zeigt sich Joachim Jung aber auch über die WM der jungen Pferde in Lion D’Angers. "Die Schwerpunkte sind andere, aber auch bei den sechs- bis siebenjährigen Pferden konnte eins gewinnen. Wir sind mit allem zufrieden", sagt Jung.

Und doch – wer die Familie Jung kennt, weiß, dass in Sachen Erfolg nichts dem Zufall überlassen wird. Zwar stünden nun einige Hallenturniere auf dem Programm, laut Jung könne sein Sohn auch deswegen "nur eine Woche Urlaub machen, mehr ist einfach nicht drin, die Planungen laufen auf Hochtouren"; sei es beim Springturnier nächste Woche im niederländischen Drachten oder später im österreichischen Villach. Jungs Blick geht aber noch weiter: "Unsere Antennen sind bereits jetzt ganz klar auf die Olympiade im Jahr 2016 ausgerichtet", so die Ansage im Umfeld des Doppelolympiasiegers. Und da gibt es im Vorfeld einiges zu tun.

"Wir wollen vor Olympiabeginn abdecken, was wir können und ein Häkchen drunter setzen", erklärt Joachim Jung die Herangehensweise. Will sagen, ganz oben auf der Liste steht die Qualifikation zur prestigeträchtigen Veranstaltung. "Für alle Nationen außer Deutschland gilt es, sich über eine vergleichsweise einfache Drei Sterne-Prüfung für eine Teilnahme zu qualifizieren. Hier in Deutschland ist das anders. Aufgrund so vieler Aspiranten, etwa 20 Reiter sind das, müssen wir eine Vier Sterne-Prüfung absolvieren", erklärt Jung. Das sei ein gewaltiger Unterschied, viele schafften diesen Sprung nicht und statt wie bisher fünf, dürfen nächstes Jahr nur noch vier Deutsche teilnehmen, "der Druck wird größer".

Ein nächster Punkt wird sein, sich mit den klimatischen und überhaupt mit den Bodenverhältnissen vor Ort auseinanderzusetzen. "Wir stehen bei null, haben von nichts eine Ahnung, wissen nicht, was uns unten erwartet. Rio ist extrem weit weg, deswegen muss im Vorfeld alles passen", sagt Jung. Vor Ort, genauer dort, wo der Wettkampf stattfinden wird, werde es im August einen Test-Event geben, also genau zu der Zeit, wenn auch die Olympischen Spiele über die Bühne gehen, nur eben ein Jahr zuvor. Laut Jung werde man diesen Termin mit jüngeren Pferden wahrnehmen, gleiche der Testlauf doch "nur" einer Zwei Sterne-Prüfung.

Die Championatspferde indes werden behutsam vorbereitet, kleinere Prüfungen gilt es zunächst zu meistern. Gleichwohl werde Olympiapferd Sam "nochmal Höchstleistungen abrufen müssen. Unser Wunsch ist es, dass Sam auch mit 16 nochmal angreifen kann", so Jung. Zudem kann Michael Jung auf fischerRocana zurückgreifen, die mit Blick auf das vergangene Jahr voll im Soll steht. "Mit Kleinigkeiten wollen wir uns später nicht mehr befassen", sagt Jung. Da passt es, dass seinem Sohn pünktlich nach seiner Verletzung die Platte aus der Schulter genommen wurde und er sich wohl fühle. Für weitere Unterstützung sorgt Joachim Jung selbst, indem er eben schon jetzt mit dem Traktor das Gelände trainingsreif präpariert – im Hause Jung wird eben nichts dem Zufall überlassen.