Das neue Einkaufszentrum spaltet die Horber Geschäftsleute. Foto: Hopp

Für Horber Einzelhändler sind aktuelle Entwicklungen keine Überraschung. An Anziehungskraft wird gezweifelt.

Horb - Die aktuellen Schlagzeilen, die das im Bau befindliche Horber Einkaufscenter betreffen, beschäftigen auch Einzelhändler und Gastronomen der Stadt. Ungeachtet davon, dass die Mehrheit das Center bereits vor der Eröffnung dem Untergang geweiht sieht, hat die Hoffnung andere noch nicht verlassen.

Für Ursula Tillery vom Modehaus Gramer war es "keine große Überraschung, dass Charles Vögele nicht reinkommt. Es war ja bereits vor dem Bau des Centers klar, dass Vögele pleite ist." So habe das Einkaufscenter sicher keine Anziehungskraft für Kundschaft, meint sie. "Wer soll denn in eine Billig-Mall gehen?" Und sie ergänzt: "Anfangs war ja auch noch die Rede von namhaften Marken. Die Bevölkerung wurde hinters Licht geführt." Ihrer Meinung nach fehlen in Horb generell gute Fachgeschäfte mit beispielsweise Herrenmode oder ein Elektromarkt – Vielfalt eben. Und Tillery ergänzt: "Außerdem ist das Einkaufscenter hässlich." Es sei witzlos, so ein Center zu bauen, findet sie. Auch für das Modehaus Gramer erwartet Tillery keinen Mehrwert davon. Alles in allem tue es ihr leid für die Stadt Horb. Zum Horber Stadtmarketing wolle sie lieber nichts sagen, bremst sie sich.

Auch Lucia Steimle von Schmuck am Aischbach ist alles andere als überrascht von den derzeitigen Entwicklungen. Obwohl sie damit gerechnet habe, dass erst in zwei bis drei Jahren die "Ramsch-Läden" die Oberhand im Center gewinnen werden. "Spätestens jetzt ist für alle klar: Dieses Center wird keine Anziehungskraft für die Stadt Horb haben", betont sie. Steimle rechnet eher damit, dass der NKD als nächstes die Folgen der neuen Konkurrenz im Einkaufscenter zu spüren bekommt. Auch für den erst kürzlich eröffneten Thomas Philipps stelle das Center Konkurrenz dar – "und auf kurz oder lang wird auch Rewe Konkurrenz für Real sein. Das Center sollte die Läden in der Innenstadt fördern, doch so schlägt es ins Gegenteil um." Und dann ergänzt sie: "Beim Image von Horb wird einfach auf das völlig Falsche gesetzt. Man hätte den Innenstadthandel ankurbeln sollen." So werde nur auf Verdrängung der bereits bestehenden Läden hingearbeitet. Wenn der Drogeriemarkt Müller aus den momentanen Räumen rausgeht und NKD auch noch kippe, werde auch die Laufkundschaft in der Innenstadt wegfallen, schätzt Steimle. "Und wenn das Center tatsächlich doch laufen sollte, würde mich der Mehrverkehr tangieren." Ihrer Meinung nach locke ein Einkaufscenter in dieser Art und Weise niemanden vorm Ofen vor. "Es hätte eine hübsche Wohngeschichte draus werden können." Erschreckend findet sie, dass Hans-Jürgen Birk von der Activ-Group in Schemmenhofen und die Stadt Horb keinen Einfluss mehr haben. Das Center stehe zudem so nah an der Straße, dass man Beklemmungen kriege.

Auch für Heiderose Raible von Wohnideen Raible ist das Gebäude "viel zu klotzig. Man sieht die Stadt gar nicht mehr." Sie habe Angst, dass es ein kompletter "Ramsch-Laden" wird. "Das Center sollte bereichern", ruft sie in Erinnerung. Nun werde es schon vor seiner Eröffnung durch die Klatschspalte gezogen. Die Zukunft sehe ihrer Meinung nach daher äußerst schlecht aus.

Gastronom Carsten Müller vom Gleis Süd, der mit der "Alten Küche" ein neues Restaurant im Einkaufscenter etablieren möchte, ist guter Dinge. "Ob Vögele oder nicht – das Einkaufscenter lebt sowieso von Müller und Rewe." Billiganbieter wie Kik seien für das Center nicht optimal, ergänzt er – schon alleine von der Zielgruppe her. Für die Nahversorgung sei das Einkaufscenter jedoch bestens geeignet, findet Carsten Müller. Besonders das Bio-Sortiment von Rewe sei ein Vorteil. "Wir haben ja keinen Bioladen in Horb", sagt er. "Und das Center ist ja auch nahe an der Innenstadt", unterstreicht er.

Ja, tatsächlich sei es das erklärte Ziel, dass das Center die Innenstadt befruchten soll, betont Martin Dörr von der Weinhandlung Dörr. "Doch der Glaube, dass das funktioniert, fehlt mir. Erfahrungsgemäß werden die Kunden kurz hin- und dann wieder wegfahren." Dass sich da jemand in die Innenstadt verirren könnte, ist für Dörr noch lange nicht sicher. "Grundsätzlich muss man aufpassen, dass das Center nicht verkommt." Es sei viel gehobener geplant gewesen. Anstatt Branchen dort anzusiedeln, die es bereits in Horb gibt, hätte er ein Elektrogeschäft oder einen Möbelmarkt sinnvoller gefunden. "Von größeren Städten werden die Kunden wohl kaum herfahren."

Monika Schönfeld von Mode Schönfeld glaubt mittlerweile auch nicht mehr daran, dass das Center Kunden von Auswärts anlocken wird. "Kik und Ernsting’s Family gibt’s ja überall." Wobei sie eingestehen muss, dass "Vögele auch kein Anziehungspunkt gewesen wäre." Sie sieht’s positiv: "Wir führen Marken, die es im Einkaufscenter nicht geben wird." Es sei also gewiss keine Konkurrenz für sie.