Bisher kostet das Parken im Parkhaus schon von der ersten Minute an. Könnte sich das ändern? Foto: Hopp

Umfrage bringt Diskussion um das neue Parkgebühren-Konzept wieder in Gang. City-Manager Mathieu: "interessanter Ansatz".

Horb - Die Parkgebühren-Umfrage des Schwarzwälder Boten bringt die Diskussion um das neue Parkgebühren-Konzept von Horb wieder in Gang. Der City-Manager Bernd Mathieu will die Erkenntnisse mit in die Park-AG von Horb Aktiv mit einbringen.

Mathieu reagiert: "Das sind sicherlich interessante Erkenntnisse." Denn: Die Mitglieder von Horb Aktiv, so Mathieu, wollen natürlich auch mit ihren Impulsen dafür sorgen, dass das Einkaufen und Bummeln in Horb attraktiver wird.

Da kommt jetzt ein Vorschlag von Lilo Fradella, Gastronom vom Porto Neckar. Er hatte bis vergangenes Jahr das Dolcetto in der Neckarstraße. Er sagt: "Ich habe jeden Strafzettel aufgehoben, denn ich in den 14 Jahren Neckarstraße bekommen habe. Das sind zwei übervolle Leitz-Ordner. Aber ich will nicht nachtragend sein."

Deshalb hat er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten eine neue, gute Parkidee entwickelt: das "Parcheggio al Fradella". Der Gastronom: "Warum macht man das Parken im Parkhaus Kaiser die erste halbe Stunde nicht kostenfrei? Ich denke, das lockt den Kunden, weil er ein Sparangebot sieht. Wenn er dann in der Stadt ist und länger bleibt, ist ihm schon bewusst, dass er dann im Parkhaus zu zahlen hat. Er weiß aber auch, dass er kein Knöllchen, was viel teurer ist, riskiert."

Heißt im Klartext: Der Kunde dürfte sich von den Gratis-30 Minuten anlocken lassen. Wenn er nach einem guten Einkauf dann noch mal 50 Cent draufzahlt, macht ihm das nicht viel aus. Viel ärgerlicher ist ein Knöllchen.

Eine Idee, wie sie auch in Nagold funktioniert. Hier ist das Parken sogar 60 Minuten kostenlos. Bürgermeister Hagen Breitling: "Die Entscheidung für dieses Anreizinstrument für Kunden war richtig, da es uns gelungen ist, die Frequenz in den Parkierungsanlagen deutlich zu erhöhen".

Ein weitere Vorteil, den die Kombination des "Parcheggio al Fradella" mit dem Nagold-Modell bringen würde: Die Händler hätten ein Anreizsystem, um gute Kunden mit Parkgutscheinen zu belohnen.

Parken und Zahlen per SMS wird schon auf dem Flößerwasen umgesetzt

Laut Stadtsprecherin Tina Block kann der Handel in Nagold bei den Stadtwerken, die auch dort die Parkhäuser betreiben, Vergüte-Tickets erwerben. Damit kann der Kunde eine Stunde kostenfrei parken.

Der doppelte Vorteil für den Händler: Anders als beim angedachten automatischen Rückvergütungsmodell kann er entscheiden, welchem Kunden er diese Vergünstigung zukommen lässt. Der Händler kann also seinen guten oder umsatzstarken Kunden noch einen Bonus zukommen lassen. Klartext: Wenn man mal entspannt für 100 oder mehr Euro schön shoppt, gibts auch das Parken im Parkhaus Kaiser als Zückerle obendrauf. Verkaufspsychologisch gar nicht dumm...

Dazu bekommt der Händler von den Stadtwerken eine Rechnung, die er als Werbungskosten einfach steuerlich absetzen kann. Beim vom Rathaus vorgeschlagenen Rückvergütungsmodell sieht das ganz anders aus. Hier haben die Händler, so ist zu hören, gerade aus diesen steuerlichen Gründen Bedenken, weil die Abrechnung viel komplizierter ist.

Bei der Online-Umfrage des Schwarzwälder-Boten waren die Teilnehmer übrigens geteilter Meinung, ob die Rückvergütung durch die Händler ein besonderer Kaufanreiz ist. Für 53 Prozent wäre das ein besonderer Kaufanreiz, für 47 Prozent nicht. Das dürfte sich wohl dadurch erklären, dass ein Rückvergütungssystem den Nachteil hat, dass man je nach Händler eine gewisse Kaufsumme erreichen muss. Das kann man psychologisch auch als Kaufzwang empfinden.

Das "Parcheggio al Fradella" ließe sich auch gut beim Parkhaus Wintergasse umsetzen. Hier gibt es keine Schranken. Dafür könnte man SMS&Park hier zur "Knöllchenvermeidungs-App" nutzen. Das Prinzip: Parken und Zahlen per SMS wird schon auf dem Flößerwasen umgesetzt.

Pressesprecherin Claudia Pintus von sunhill technologies (steckt hinter SMS&Park): "Die Abbildung einer sogenannten Brötchentaste ist in sms&park möglich. Der Kunde wird bei jedem Parkvorgang mit sms&park zehn Minuten vor Ablauf der Parkzeit per SMS erinnert und kann dann von unterwegs verlängern. Das ist bei allen unseren Standorten so, auch in Horb. Sollte der Kunde beim Verlängern die Höchstparkdauer überschreiten, wird er darauf hingewiesen. In der sms&park Smartphone-App kann der Kunde sogar selbst einstellen, wann er an das Ablaufen der Parkzeit erinnert werden möchte."

Für City-Manager Bernd Mathieu ist das "Parcheggio al Fradella" jedenfalls ein "interessanter Ansatz, der sicherlich auch in unserer Park-AG diskutiert werden wird." Das Rathaus hatte zugesagt, das neue Parkgebühren-Konzept erst nach der Stellungnahme von Horb Aktiv umzusetzen.