Einen riesigen Schatz an Feuerwehr-Erinnerungen haben ( von links) Karl Knöller, Alfred Gießler, Rudolf Schmied, Fritz Ochner, Hansjörg Rapp, Willi Großmann, Helge Volz und Erwin Gäckle. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Alterswehr: Veteranen können viel erzählen

Ein dickes Buch könnten sie füllen mit ihren Feuerwehr-Erinnerungen. Kein Wunder, denn die Zeit, die die elf Kameraden der Höfener Alterswehr in und mit der Feuerwehr verbracht haben, belaufen sich in der Summe auf fast 500 Jahre!

Höfen. Allen voran das Trio, das jüngst bei der Jahreshauptversammlung geehrt wurde: Erwin Gäckle, der 68 Jahre aktiver beziehungsweise Alterskamerad ist, darunter 17 Jahre – bis 1984 – Kommandant war und der noch vom ersten Bürgermeister unter französischer Militärregierung gebeten wurde, die Wehr mit aufzubauen.

Keine Wahl

Karl Knöller ist 65 Jahre dabei, darunter 22 Jahre als Schriftführer sowie Kassierer. Und Helge Volz, 60 Jahre bei der Wehr, der 1956 gar keine Wahl hatte: "Mein Vater war seinerzeit Kommandant, da hieß es halt: Du gehst da dazu!"

Feuerwehr-Familienbande haben auch Willi Großmann geprägt, seit zwei Jahren in der Altersabteilung und davor 47 Jahre aktiv: "Mein Großvater war bei der Wehr, mein Vater Kommandant, ich selbst 15 Jahre Kommandant – heute sind beide Söhne in Funktionen bei der aktiven Wehr." Zu den "Jungspunden" gehören auch Alfred Gießler, nach 23 aktiven Jahren seit vier Jahren bei den Alterskameraden, und Fritz Ochner, nach 30 aktiven Jahren seit einem Jahr in der Altersriege.

Altbürgermeister Rudolf Schmied ist zwar erst 16 Jahre Ehrenmitglied und Mitglied der Alterswehr, war davor aber als Schultes "24 Jahre der Boss von dene Buben!"

Zweirädriger Löschkarren

Gäckle erinnert sich noch an den ersten hölzernen, zweirädrigen Löschkarren mit zwei Schlauchhaspeln, den acht Mann mit Muskelkraft zu den Einsatzorten zogen.

"Wir hatten damals dieselbe Uniform zum Ausgehen und für den Einsatz. Keine speziellen Stiefel, keine Handschuhe, keinen Atemschutz", beschreibt Hansjörg Rapp aus seiner frühesten 49-jährigen Feuerwehr-Erinnerung. Knöller ergänzt: "Für steile Wege, die wir mit bloßer Muskelkraft nicht bewältigen konnten, stand uns der Unimog eines örtlichen Unternehmers zur Verfügung."

Er erinnert sich weiter, wie er die Fahrt zu einem Löscheinsatz an der Eyachbrücke – um schnell zu sein ebenfalls mit dem Unimog als Zugmaschine – riskant auf der Deichsel des Spritzenanhängers zurücklegte. Überhaupt gab es in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit etliche größere Brände zu löschen. Krauth & Co. an der Enz brannte ebenso wie die Lustnauer Sägemühle und das Gasthaus Hirsch. "Und das Alte Schulhaus. Das war mein erster großer Brand, Anfang der 1990er", erinnert sich Gießler.

Alarmmelder am Rathaus

Alarmiert wurde viele Jahre lang über den Alarmmelder am Rathaus, der die Sirene auslöste. Auch das Magazin war dort, wo heute der Gemeindesaal ist.

Zu Fuß oder per Fahrrad machten sich die meisten auf den Alarm hin auf den Weg zum Magazin. "Wenn es nachts war", schmunzelt Knöller, "stieg man daheim im Schlafanzug in die Uniform". Da es noch keinen Atemschutz gab, konnte vielfach zunächst nur ein Außen-Löschangriff realisiert werden.

"Der erste Brand mit einem Toten", erinnert sich Großmann, "war der erste Atemschutzgeräteeinsatz. Für den Mann kam die Hilfe trotzdem zu spät. Er starb an Rauchvergiftung."

Zimperlich durften die Kameraden zu keiner Zeit sein: Da gab es in späteren Jahren Verkehrsunfälle wie den, bei dem ein junger Mann bei Glatteis ins Schleudern kam, im Wagen eingeklemmt wurde. "Beim Rausschneiden waren die Jungen noch an vorderster Front", so Großmann, "nachher beim Rausziehen ließen sie lieber uns Ältere ran." Und ergänzt sogleich: "Wir waren früher genauso. Ich erinnere mich an die erste Wasserleiche an der Enz. Ein erfahrener Kamerad hat uns Jungen erst mal gesagt, wer wo wie anfasst beim Bergen." Rapp erinnert sich noch genau an den Selbstmord auf den Schienen zwischen Höfen und Calmbach: "Das war 1999 am Tag der Sonnenfinsternis."

Unterdorf unter Wasser

Immer mehr fällt den Veteranen ein. So erzählt Gäckle vom Hilfseinsatz 1968 nach dem Tornado im Brötzinger Tal beim damaligen Autohaus Baral: "Wir haben aufgeräumt und den Hof abgespritzt."

Und die Jüngeren erzählen vom Hochwasser 1993 in Höfen. "Das war ein ‚schönes’ Weihnachten", kommentiert Rapp, und Großmann führt aus: "Das ganze Unterdorf bis zum Rathaushof stand unter Wasser. Wir hatten drei Tage Dauereinsatz. Und danach noch wochenlange Nacharbeiten."

Enger Zusammenhalt

Was immer wieder deutlich wird: Die Kameradschaft war und ist das Fundament der Feuerwehrarbeit.

"Das Erlebte schweißt zusammen", betont Schmied, "einander kennen ist im Einsatzfall sehr wichtig". Und Volz sagt, worin alle zustimmen: "Der Zusammenhalt war früher noch enger als heute."

Was durchaus Raum für Späße ließ, wie Knöller erzählt: "Als ich frisch von der Feuerwehrschule kam, haben sie mir vorn ins Strahlrohr eines Schlauches eine D-Mark-Münze reingelegt. Warum da kein Wasser kam – das hatte ich nicht gelernt auf der Feuerwehrschule!"