Im ersten Schritt wurde bereits die Asphaltschicht abgetragen. Als nächstes wird der Untergrund neu aufgebaut. Fotos: Mutschler Foto: Schwarzwälder-Bote

Straßensperrung: Viele Pendler steigen auf die S-Bahn um / Schüler haben keinen Platz in überfüllten Zügen

Die Sperrung der B 294 in Höfen bewegt erneut die Gemüter. Nachdem die Autofahrer bereits im Frühjahr monatelang umgeleitet wurden, müssen sie nun wieder – noch bis Ende Oktober – eine große Umleitung und immensen Zeitverlust in Kauf nehmen.

Höfen. Kleine Ursache, große Wirkung: Wegen der "nur" rund 400 Meter langen Baustelle müssen die Autofahrer nun eine 21 Kilometer lange Umleitung über Calmbach, Oberreichenbach, Oberlengenhardt, Langenbrand und wieder zurück nach Höfen in Kauf nehmen. Täglich sind das 12 000 Autos und 700 Lastwagen, die nun die Umleitungsstrecke fahren müssen. "Das ist auch das, was jetzt in Schömberg los ist", sagt Höfens Bürgermeister Holger Buchelt.

Besonders betroffen sind natürlich auch die Höfener selbst. Vor allem Montag und Dienstag seien sehr schwierig gewesen, so Buchelt und er fügt an: "Die Baustelle zerschneidet unseren Ort." Das Problem dabei ist, dass es keine innerörtliche Umfahrung gebe, die "sinnvoll nutzbar ist", so der Bürgermeister weiter. Besonders schwierig sei das für Handwerksbetriebe. Dennoch haben sich die Höfener, erfahren von der monatelangen Sperrung im Frühjahr, auf die Situation eingerichtet. "Die Leute sind vernünftig und laufen runter zur Bahn. Das läuft ganz gut", lobt Buchelt die Bürger. Entweder nutzen sie dort dann die öffentlichen Verkehrsmittel oder sie parken ihr Auto an den Parkplätzen. Betroffen sind natürlich auch viele Aus- und Einpendler – zum Beispiel die Standesbeamtin des Ortes, die aus Simmersfeld kommt. Sie parke ihr Auto jetzt vor der Baustelle und nehme dann den City-Roller bis zum Rathaus, so der Bürgermeister.

Eine logistische Herausforderung ist die Baustelle auch für Rettungsdienst und Feuerwehr, wenn sie in das Gebiet müssen, das jenseits der Baustelle in Richtung Calmbach liegt. Aber auch hier wurde eine Lösung gefunden. Die Neuen Äcker und im ersten Bauabschnitt auch die Flößerstraße werden vom Rettungsdienst in Bad Wildbad und der Feuerwehr aus Calmbach bedient. Zu Fuß sind sowohl der Kindergarten als auch der Netto-Markt immer erreichbar.

Die Arbeiten liegen noch im Plan

Zurzeit liegen die Arbeiten noch im Plan, nach einer Woche könne man da aber natürlich noch nicht viel sagen, so Buchelt weiter. Zuerst wurde die Asphaltschicht abgetragen. Danach werden Bodenuntersuchungen gemacht, um zu sehen, wie marode die untere Schicht ist. Im schlimmsten Fall muss bis 60 Zentimeter Tiefe ausgegraben und dann neu aufgebaut werden. "Davon gehen wir aus", erläutert der Bürgermeister.

Trotz aller Behinderungen betont Holger Buchelt: "Wir begrüßen natürlich die Baumaßnahme." Eine andere Lösung als die Vollsperrung sei aufgrund der topografischen Lage und der Unfallverhütungsvorschriften für die Bauarbeiter nicht möglich gewesen.

Auch eine andere Umleitung sei nicht realisierbar gewesen. Zwar hätte es die Möglichkeit gegeben, Waldwege in der mittleren Hanglage zu verbreitern, "aber das kostet Millionen", so Buchelt. Da habe das Regierungspräsidium gleich gesagt, "das machen wir nicht".

Neben Höfen trifft es natürlich auch die Nachbarstadt Bad Wildbad. Jochen Borg ist Stadtrat, stellvertretender Bürgermeister und als Speditionsunternehmer doppelt betroffen. "Es ist wie beim letzten Mal auch. Umwege müssen in Kauf genommen werden", sagt er. Es sei zwar umständlich, gehe aber leider nicht anders. Er hätte sich eine Ampellösung, "wegen mir auch mit Schrittgeschwindigkeit" und eine Umleitung für den Schwerlastverkehr gewünscht. Auch der Bürgermeister habe sich richtig rein gekniet, aber: "Wenn die Arbeitsvorschriften so sind, was will man machen?"

Auf der anderen Seite findet Borg es "prima, wenn bei uns im Tal investiert wird." Schließlich profitiere man danach auch von der neuen Straße. Deshalb nimmt er die Baumaßnahme relativ gelassen und zitiert Alt-Landrat Hans-Werner Köblitz, der immer gesagt habe: "Was ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren." Außerdem habe man ja schon eine von acht Wochen rum.

Eine Möglichkeit, die Baustelle zu umgehen, ist auch die Nutzung der S-Bahnlinie S6, die von Bad Wildbad nach Pforzheim fährt. "Wenn eine Straße gesperrt ist, gehen die Leute auf die Schiene", bestätigt dann auch Nicolas Lutterbach von der Pressestelle der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG).

AVG: "Das ist ein ganz stabiler Verkehr"

Konkrete Zahlen, ob und wie sich das Fahrgastaufkommen erhöht hat, kann er aber nicht nennen. Es gebe generell keine konkrete Fahrgastzählung und die AVG habe auch keine Rückmeldung bekommen, dass die Fahrgastkapazität nicht ausreiche. Prinzipiell gebe es natürlich die Möglichkeit, mit mehr Wagen zu fahren, er hat allerdings nicht den Eindruck, dass dies nötig sei. "Das ist ein ganz stabiler Verkehr", beschreibt er die Auslastung der Linie bis Bad Wildbad.

Ein ganz anderes Bild zeichnet allerdings ein Schreiben von Thomas Braune an die AVG, das unserer Zeitung vorliegt. Vor allem morgens und mittags nach der Schule sei die Bahn "bereits derart voll, dass viele Fahrgäste stehen müssen". Am Freitag mussten seiner Aussage nach zwei seiner Kinder "in Calmbach sogar stehen gelassen werden", weil die Bahn bereits derart voll gewesen sei, dass kein Platz mehr war. Er fragt sich und vor allem auch die AVG, warum trotz Vorgesprächen nicht reagiert worden sei, obwohl ein zweiter Wagen in Wildbad am Kurpark stehe, der aber nicht angehängt werde. Es zeuge nicht gerade von Professionalität, zumal bereits im Frühjahr "der Termin verpennt wurde", so Braune. Für ihn steht deshalb fest: "Wenn wir die Wahl hätten, würden wir nicht mehr mit der Bahn fahren."

Auch auf Facebook bewegt die Sperrung der B 294 die Gemüter. An dieser Stelle veröffentlichen wir einige Kommentare, die zu diesem Thema auf unserer Facebook-Seite eingegangen sind. So schreibt Flo La: "Die ganze Region ist ein einziges Verkehrschaos! Die Verantwortlichen in den Planungsämtern gehören entlassen. Man kommt sich wie bei den Schildbürgern vor!" Uwe S. fragt: "Ja das war schon vorauszusehen, warum wird so was nicht in den Sommerferien durchgesetzt?! Jeder weiß, dass ab September zu 90 Prozent alle aus dem Urlaub zurück sind. Zu viele Wasserköpfe an den falschen Entscheidungsstellen!" Auf die Antwort von Ludwig S. ("Wegen den Touristen diese Eierköpfe") kommentiert Sarah B.: "Touris sind die, die Geld in die recht strukturschwache Region bringen, oder? Die Kur-Millionen sind ja wohl Vergangenheit." Und Tobias W. schreibt: "Die CDU wollte die Verwaltungsreform und hat die Überregionalen Stellen zur Koordination aufgelöst um Kosten zu sparen. Hier ist die Quittung."