Brisantes Thema: Michael Jannis Stern stellt seinen Erstling "Sie nannte sich ERROR" vor. Der Autor möchte Jugendliche für vielerlei Gefahren sensibilisieren Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Jannis Stern schreibt Jugendroman über Straßenkinder

Von Winnie Gegenheimer Höfen. Seit einem halben Jahr lebt Michael Jannis Stern in Höfen. Im Mai hat er sein erstes Buch veröffentlicht. "Sie nannte sich ERROR" ist ein Jugendroman über Straßenkinder in der Region mit biographischen Zügen.Der gebürtige Karlsruher Stern fällt auf im beschaulichen Höfen. Lange Haare, unkonventionelle Kleidung, das Gesicht gezeichnet von gelebten Erfahrungen.

"Ich war ausgebrannt von der jahrelangen Arbeit als Sozialarbeiter in Großstädten, ich musste da raus", erklärt er seinen Entschluss, vor eineinhalb Jahren in den Enzkreis zu ziehen. Als Adoptivkind und mit einer Sehbehinderung geboren, hatte er selbst keinen guten Start ins Leben, interessierte sich früh für eine soziale Berufsausrichtung.

"Meine Eltern standen stets hinter mir", betont der 37-Jährige, "mein Vater ist selbst Sozialarbeiter. Aber die Art meiner Lebensführung hat ihnen Sorge gemacht."

Nach dem Studium der Sozialen Arbeit in Heidelberg lebte er unter anderem eine Zeitlang in Stuttgart mit Obdachlosen "um kennenzulernen, wie sie leben". Auch in den rund zehn Jahren seiner praktizierten Sozialarbeit im Großraum Mannheim-Heidelberg folgte er einem unkonventionellen Weg. "Ich habe stets frei als Sozialarbeiter gearbeitet, nie für eine Einrichtung. Dann hätte es Schwierigkeiten unter anderem damit gegeben, dass ich gestrauchelte Jugendliche oder obdachlose Erwachsene auch in meiner Privatwohnung aufgenommen habe." Mit FREEZONE, einer Institution zur Unterstützung von Straßenkindern in Mannheim, hat er noch immer guten Kontakt. Teilweise lebten an die 20 Personen mit in seinem Haushalt, angefangen bei 14-jährigen Straßenkindern.

"Unter ihnen war auch ERROR", knüpft der Autor die Verbindung zu seinem Buch, "von der meine Geschichte schwerpunktmäßig erzählt. Auch wenn ich daneben viele andere Erfahrungen habe einfließen lassen, Details und Orte verändert sind." Tatsache ist, dass er die damals 14-Jährige auf einem Wochenmarkt kennenlernte, wo sie "schnorren wollte", und ihr eine Zeitlang Unterkunft gewährte. "Sie war knapp 17, als sie starb", erzählt Stern schnörkellos, "der Alkohol war ein großes Problem".

Welche gravierenden Erfahrungen er sonst noch auf den Straßen der Städte ganz in der Nähe gemacht hat, sind in seinem Erstling nachzulesen. "Ich möchte Brücken bauen für mehr Verständnis füreinander", erklärt er. Ab Herbst will der Autor mit seinem Buch auf Lesereise an Schulen gehen, Jugendliche für die Gefahren – nicht nur von Alkohol und Drogen - sensibilisieren. Auch die SWR-Landesschauredaktion hat sich bereits gemeldet und ein erstes Telefoninterview gemacht.

"Das Interesse am Buch ist richtig groß", freut sich Stern, "ich habe bereits weitere Projekte im Kopf. Mein Wunschziel ist es, vom Bücherschreiben leben zu können. Ich bin nicht so anspruchsvoll. Wenn was übrig bleibt, werde ich es in Projekte stecken – natürlich für Straßenkinder."

Weitere Informationen: www.sternbuch.net