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Mancherorts gehen die Pegel bereits zurück, weiter nördlich steigt das Wasser aber.

Dresden/Potsdam - Nach der Flut geht in Sachsen das große Aufräumen weiter und auch beim Hochwasser in Brandenburg deutet sich leichte Entspannung an.

So sei der Pegel der Neiße bei der evakuierten Ortschaft Klein Bademeusel (Spree-Neiße) binnen sechs Stunden um mehr als 40 Zentimeter gesunken und habe am Dienstagmorgen um 5.30 Uhr bei 4,75 Metern gelegen, sagte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde des Landkreises Spree-Neiße. Den höchsten Stand hatte der Fluss dort zuvor mit 5,28 Metern erreicht.

An der Neiße gilt aber weiterhin die höchste Alarmstufe 4, an der Spree die Stufe 3. Auch die Spree bei Spremberg führt inzwischen etwas weniger Wasser.

Die Menschen im zur Stadt Forst gehörenden Klein Bademeusel dürfen wegen der sinkenden Pegel auf eine baldige Rückkehr in ihre Häuser hoffen. Es stehe „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ die Aufhebung der Evakuierung bevor, sagte der Behördensprecher. Die Bürger waren am Montagabend wegen eines drohenden Deichbruches in Sicherheit gebracht worden.

Platzeck: "Angespannt, aber beherrschbar"

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hatte schon am Montag seine Eindrücke mit den Worten zusammengefasst: „Wir halten die Situation für angespannt, aber beherrschbar.“

Für Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. In der Neiße-Stadt Guben verschärfte sich die Lage. Der Pegel zeigte bei steigender Tendenz zuletzt 6,23 Meter an - damit gilt die Alarmstufe 3. Am Vorabend waren es noch 5,80 Meter gewesen. Ob hier auch die Stufe 4 (ab 6,40 Meter) erreicht wird, ist unsicher.

Auch in Sachsen ist von Normalität noch keine Rede. Das Kabinett will am Mittag ein Darlehensprogramm im Umfang von 100 Millionen Euro auf den Weg bringen. Das hatte Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) am Montagabend nach einem Treffen mit seinen Ministerkollegen angekündigt. Er gehe davon aus, dass es zudem ein Sonderprogramm des Bundes geben müsse, sagte er der „Sächsischen Zeitung“.

In etlichen Orten des Landkreises Görlitz entlang der Neiße wurde der Katastrophenalarm am Montagabend aufgehoben. „Es ist alles rückläufig. Die Lage entspannt sich“, sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzstabs am frühen Dienstagmorgen.

Allerdings habe die Polizei in Ostsachsen ihre Präsenz wegen befürchteter „Plünderungen“ vorbeugend erhöht. „Anwohner haben Angst vor Einbrüchen und Diebstählen“, sagte die Sprecherin, da viele Häuser „zum Trocknen offenstehen“.

Fürst-Pückler-Park unter Wasser - keine Gefahr fürs Schloss

Während das verheerende Hochwasser am Montag in Sachsen langsam zurückging, war die Hochwasserwelle der Neiße nach Norden gezogen. Am Mittag kam der Scheitel in Bad Muskau an. Ein Teil des Unesco-Weltkulturerbes Fürst-Pückler-Park steht seither unter Wasser.

„Es besteht aber wegen der sinkenden Pegel keine Gefahr für das Schloss und den Park“, sagte die Sprecherin des Katastrophenschutzstabes am Dienstagmorgen. Zwei vor dem Kurort liegende Dörfer wurden überflutet, Deiche brachen unter dem Druck des Hochwassers.

Kritik an polnischen Behörden

Kritik regte sich unter anderem an der Arbeit der polnischen Umweltbehörden. Tillich, der die Flutschäden in Sachsen auf einen dreistelligen Millionenbetrag schätzt, kündigte eine umfassende Untersuchung der Informationsketten nach dem Dammbruch am Witka-Stausee in Polen an.

Die Wassermassen hatten die Neiße am Samstag innerhalb kürzester Zeit massiv und quasi ohne Vorwarnung anschwellen lassen. Die Behörden in Sachsen seien zunächst nur über eine erhöhte Abflussmenge aus der Talsperre, nicht aber über einen Dammbruch informiert worden, sagte der Regierungschef. Das habe Zeit gekostet.

Anders als Sachsen verfügt Brandenburg über Möglichkeiten, das Hochwasser teilweise zurückzuhalten und zu kanalisieren. Eine Schlüsselrolle fällt dabei der bisher fast leeren Talsperre bei Spremberg zu, die zunächst große Mengen Spreewasser aufnehmen kann.

Am Dienstagmorgen will Umweltministerin Anita Tack (Linke) gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesumweltamtes, Matthias Freude, das sogenannte Auslaufbauwerk öffnen, über das dosiert Wasser in Richtung Cottbus, Spreewald und Berlin abgegeben werden soll.

Die Stadt Cottbus rechnete damit, dass der Hochwasserscheitel der Spree am Dienstagnachmittag durchzieht. Deichbrüche könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Die Lage an der Elbe ist laut Regierungschef Platzeck derzeit entspannt und wird voraussichtlich ungefährlich bleiben.