Hochschulen in Baden-Württemberg wollen Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern. Foto: dpa

Wie sollen begabte Flüchtlinge aus den Asylunterkünften in die Hörsäle kommen? Hochschulen und Regierung wollen ihnen das möglichst einfach machen - schon bevor das große Interesse da ist.

Stuttgart - Hochschulen im Südwesten bereiten sich auf steigende Zahlen studierender Flüchtlinge vor. Vier zentrale Beratungsstellen im Land sollen zwischen Asylbewerbern, Hochschulen und Helfern vermitteln, wie Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Montag in Stuttgart ankündigte. Mit Deutschkursen, dem Erlass von Gebühren und dem Engagement ihrer Studenten wollen die Hochschulen beim Einstieg helfen - auch wenn bislang nur wenige Flüchtlinge in baden-württembergischen Hörsälen sitzen.

Die neuen Stellen sind angesiedelt an den Universitäten Freiburg und Ulm, für die Regierungspräsidien Stuttgart und Karlsruhe übernehmen diese Aufgabe die Wohlfahrtsverbände. Sie sollen interessierte Flüchtlinge aus den Unterkünften vermitteln, Hochschulen rechtlich beraten und Hilfsaktionen etwa von Studenten koordinieren. Bereits jetzt gebe es an jeder Hochschule einen Ansprechpartner für Flüchtlinge.

Noch sei die Zahl der studierenden Flüchtlinge gering, sagte Bauer. Schätzungen gebe es nicht. Spätestens im Sommersemester 2016 werde die Zahl aber deutlich steigen, sagte Hans-Jochen Schiewer, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz. Darauf müssten sich die Hochschulen jetzt schon vorbereiten. Hochschulen und Ministerium wollen auf Webseiten die wichtigsten Infos für Flüchtlinge zusammenstellen.

Ein Problem bei der Anmeldung seien fehlende Unterlagen

Schon im Frühjahr sei das Land überrascht von den knapp 300 Flüchtlingen gewesen, die sich auf ein Stipendienprogramm für Syrer beworben hatten, sagte Bauer. 35 von ihnen haben ein Studium aufgenommen, 15 weitere bereiteten sich in Kursen vor. Für das Jahr 2016 soll es neue Stipendien geben. Die Studienfächer könnten einen Ausblick auf die Vorlieben der Flüchtlinge geben: Die meisten seien in Fächern wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eingeschrieben.

In Kursen an den Hochschulen können Flüchtlinge vor dem Studium ihr Deutsch verbessern und Fachwissen nachholen. Auch als Gasthörer könnten sich Flüchtlinge anmelden, hieß es. Bei den Kosten dafür drückten viele Hochschulen ein Auge zu, auch etwa bei Gebühren für Bibliotheken. Zusätzliche Hilfe kommt von anderen Studenten oder Lehrkräften: Als Deutschlehrer, Mentoren oder Rechtsberater engagierten sie sich in praktisch allen Hochschulen, ergänzte Schiewer, der auch Rektor der Universität Freiburg ist.

Ein Problem bei der Anmeldung seien aber fehlende Unterlagen. Viele Flüchtlinge hätten ihre Papiere verloren oder gar nicht erst mitgenommen, sagte Ministerin Bauer. Diese Bewerber könnten wie andere internationale Studenten zunächst die regulären Tests durchlaufen, die ihre Fähigkeiten einschätzen sollen.