US-Demokratin Hillary Clinton Foto: dpa

"Entscheidungen" heißt das neue Buch von Hillary Clinton. Die Demokratin spricht in einem Interview über Schulden, Merkel, Monica Lewinsky - aber umschifft elegant die Frage, ob sie Barack Obamas Stuhl im Oval Office übernehmen will.

"Entscheidungen" heißt das neue Buch von Hillary Clinton. Die Demokratin spricht in einem Interview über Schulden, Merkel, Monica Lewinsky - aber umschifft elegant die Frage, ob sie Barack Obamas Stuhl im Oval Office übernehmen will.

Washington - Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton (66) ist nach eigener Darstellung eine Bewunderin von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Während meiner Zeit als Außenministerin wuchs meine Bewunderung für diese entschlossene, kluge und ehrliche Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte“, schreibt Clinton in ihrem Buch „Entscheidungen“, das am Dienstag auch in Deutschland veröffentlicht wurde.

Sie habe Merkel 1994 bei einem Besuch in Berlin kennengelernt, so Clinton. Damals war sie als Frau von Präsident Bill Clinton die First Lady der USA. Man habe ihr Merkel mit den Worten vorgestellt: „Eine junge Frau, die es noch weit bringen wird“. Die beiden hätten danach Kontakt gehalten. Clinton lobt, wie Merkel bei Themen wie Gesundheit und Umwelt den „ehrwürdigen“ Männerclub in Europa aufgewirbelt habe. „Es war herzerfrischend zu beobachten, wie Angela Leben in die Bude brachte.“

Merkel sei mit ihren wissenschaftlichen Kenntnissen und ihrer Neugier eine „willkommene Abwechslung zu manch anderen Staatschefs, die wirkten, als wüssten sie schon alles“. Warme Worte hat Clinton auch für die „unbeirrbare Entschlossenheit“ der Kanzlerin im Kampf gegen die Eurokrise übrig.

Aus Anlass der Buchveröffentlichung absolviert Clinton seit dieser Woche einen Werbemarathon mit langen Fernsehinterview und Signierstunden im ganzen Land. Besonders ausführlich äußerte sich Clinton am Montagabend (Ortszeit) in einem Interview des Senders ABC, das sie bei sich zu Hause im Wohnzimmer aufnehmen ließ.

Ob die Affäre ihre Mannes im Weißen Haus mit der Praktikantin Monica Lewinsky („Ich wünsche Ihr alles Gute“) ihr hohes Alter („Ist es nicht wunderbar?“) oder ihre Geldprobleme nach der Zeit im Weißen Haus („Wir waren nicht nur richtig pleite, sondern hatten Schulden“) - wie im richtigen Präsidentschaftswahlkampf blieb ihr keine persönliche Frage erspart.

Auf 944 Seiten verrät Clinton nicht, ob sie das Rennen ums Weiße Haus wagen wird: „Ob ich 2016 für die Präsidentschaft kandidieren werde“, sei die Frage, die sie am häufigsten höre, frotzelt die ehemalige US-Außenministerin im Buch in Richtung all jener, die sich darüber seit Wochen den Kopf zerbrechen. „Die Antwort lautet: Ich habe mich noch nicht entschieden.“

Bei ihrer ersten Bewerbung war Clinton noch an ihrem demokratischen Parteifreund Barack Obama gescheitert. Experten in den USA zweifeln kaum daran, dass Clinton 2016 ein zweites Mal antritt - und sich mit ihrem Buch bereits für den Wahlkampf positioniert. Denn neben Erinnerungen an ihre vier Jahre als Außenministerin unter Präsident Barack Obama geht es in „Entscheidungen“ vor allem um ihre heutige Sicht auf das Weltgeschehen und die internationale Politik.