Zeitzeugen führten die Hechinger Gymnasiasten und ihre Lehrer durch das Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen, Foto: Gymnasium Foto: Schwarzwälder-Bote

30 Hechinger Gymnasiasten in Berlin / Einstige Opfer erzählen bei einer Führung von ihren Erfahrungen

Von Werner Burger

Hechingen. 30 Zwölftklässler des Gymnasiums Hechingen besuchten mit zwei Lehrern das Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen.

Endlose Gänge mit Einzel-, Zweier- und Mehrpersonenzellen, auch Folterzellen, auf beiden Seiten. Flure mit zahlreichen Zimmern, in denen verdächtige politische Gefangene verhört wurden: So sieht das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen von innen aus.

Einen ganzen Tag verbrachten die Schüler aus zwei Geschichtskursen an diesem Ort, der auf DDR-Stadtplänen nicht eingezeichnet war. Auf einer Führung begleiteten ehemalige Insassen die Schüler durch das Gefängnis und erzählten von den allgemeinen Bedingungen und ihren persönlichen Erfahrungen.

Zwei Themen-Seminare zur Geschichte der DDR sowie zum Verbleib der Träger der Macht in SED und Staatssicherheit nach dem Ende der DDR 1990 folgten. Ein Stasi-Opfer führte die Gymnasiasten am Nachmittag durch das einstige Ministerium von Stasi-Minister Erich Mielke. Der Besuch vermittelte eine Vorstellung vom Unterdrückungsapparat der Diktatur.

Insgesamt drei Tage waren die Hechinger in Berlin. Am ersten Tag besuchten sie eine Plenarsitzung des Bundestags, vermittelt von Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz, die im Anschluss an die Debatte den Schülern Rede und Antwort stand.

Auch Kultur stand auf dem Programm: "Shakespeare in 90 Minuten" im Vaganten- Theater bot eine ungewöhnliche Einführung in Shakespeares Werk. Einen zweiten Schwerpunkt des Besuchs bildeten Besichtigungen, die die Nazidiktatur in Erinnerung riefen. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas und das erst vor kurzem eingeweihte Mahnmal für die während des Nationalsozialismus in Europa ermordeten Sinti und Roma standen auf dem Programm. Zum Schluss besuchten die Schüler das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors in der Mitte von Berlin. Auf diesem Gelände befanden sich von 1933 bis 1945 die Zentralen der Reichsführung der SS, das Reichssicherheitshauptamt und das geheime Staatspolizeiamt.