Buchvorstellung: Adolf Vees legt mit "Hugin und Munin" eindrucksvolles Werk vor

Wo kommen wir her? Wo sind wir aufgewachsen? Unser Leben – es wird nicht zuletzt von unserer Herkunft bestimmt. Doch auch das, was wir gestalten und erleiden ist Teil desselben. Das neue Buch von Adolf Vees beleuchtet beide Seiten und stellt dabei die Frage: Wie sieht die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Zukunft in Hechingen aus?

Von Andrea Maute

Hechingen. "Hugin und Munin. Odins Raben. Hechinger Kalendergeschichten" – so lautet der Titel des literarischen Werkes, das am 28. November in der Buchhandlung Teresa Welte in Hechingen vorgestellt wird.

Die beiden Raben Odins, dem Hauptgott in der nordischen Mythologie – sie sind Gedanke und Gedächtnis; Gegenwart (Hugin) und Vergangenheit (Munin).

Adolf Vees, der in Haigerloch geborene spätere Zahnarzt, dem die Zollernstadt Hechingen zur Heimat geworden ist, hat sich die Gefährten Odins an seine Seite geholt. "Ich schrieb Geschichten auf, die Hugin und Munin seit mehr als tausend Jahren ihrem Gott erzählen. Ich wollte sie vertreten, ihr Sprachrohr sein", erklärt er.

Denn beide machen nicht nur "das Leben aus", sondern stehen auch stellvertretend für das, was Hans-Georg Gadamer, einer der Lieblingsphilosophen des Autors, in einem Satz auf den Punkt bringt: "Unser tägliches Leben ist ein beständiges Schreiten durch die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Zukunft."

Wie sieht diese in Hechingen aus? Adolf Vees hat sich diesem Thema gewidmet und ist auf Spurensuche gegangen. "Ich studierte die Berge, Täler und Flüsse des Zollerlandes, durchstreifte Hechingens Straßen, ging in ihre Kirchen und Paläste, las Urkunden und Heimatberichte, fand Briefe aus alter und neuer Zeit und ließ mir von jungen und alten Hechinger Bürgern erzählen, was sie erlebt und was sie gesehen haben", heißt es im Vorwort des Buches.

Und immer hatte er ihn dabei vor Augen: den Zollernberg, diesen "kühnen, steinernen Zeugen geologischer Urzeiten. Losgelöst vom Massiv des Juragebirges grüßt er von weitem den von Norden Herkommenden so gut jenen, der vom Westen her über den Schwarzwald kommt."

Jener Berg, der sich an vielen Tagen des Jahres in Wolken und Nebel verbirgt, um den seit ewigen Zeiten die pechschwarzen, krächzenden Raben kreisen, thront majestätisch über der Stadt. "In welcher Gestalt er auch immer erscheinen mag", schreibt Vees – "im hellen Licht der aufgehenden Sonne, im gleißenden Mittagslicht, im goldenen Glanz der untergehenden Sonne, ist er doch stets das Symbol und die Rechtfertigung der zollerischen Heimat – so wie es einst die Tonscherbe der weit gereisten Griechen war, die bei der Heimkehr noch immer passte, wie sehr sie sich in der Ferne auch verändert und gewandelt haben mochten."

Auch Hechingen ist im Wandel begriffen, weiß der Verfasser; "findet sein Selbstverständnis heute nur noch schwer."

Aus der Intention, die "innere Schau" der Stadt darzustellen, ist ein beeindruckendes literarisches Dokument geworden, das auf sehr persönliche Weise Aufschluss darüber gibt, wie die Hechinger ihre Stadt erleben.

Und doch ist das Buch mehr als das; spannt es doch den Bogen von der Sage bis in die heutige Zeit, verbindet eindrücklich Geschichten und Geschichte.

Wie dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein wird, trägt der Buchtitel den Zusatz "Hechinger Kalendergeschichten" – und auch diese sind Bestandteil des literarischen Werkes.

Zwölf Kalenderblätter mit charakteristischen Bildern schmücken das Buch. So ist etwa im August eine Radierung von Fritz Oppermann aus dem Jahre 1910 zu sehen, die die Hechinger Stiftskirche zeigt. In einem anderen Monat ist es eine Postkarte mit Ansicht der Burg Hohenzollern, auf der die Verfasserin handschriftlich den Satz "Hier möchte ich für immer bleiben" hinterlassen hat – Worte, die den poetischen Charakter des Buches unterstreichen.

Vervollständigt wird das Monatsverzeichnis durch historisch bedeutende Daten aus verschiedenen Jahren.

Andere Seiten sind hingegen noch leer. Es sind unbeschriebene Blätter, die den persönlichen Eintragungen des Lesers vorbehalten sind. "Es war meine Absicht, dass dieser das Buch zu Ende schreibt", erklärt Adolf Vees, der die Heimat mit all ihren Facetten, ins Bewusstsein der Rezipienten rücken möchte. "Lernen sie aufs Neue unsere Heimat kennen und lieben" gibt er ihnen deshalb mit auf den Weg.

n Das Buch "Hugin und Munin. Odins Raben. Hechinger Kalendergeschichten" von Adolf Vees wird am Samstag, 28. November, ab 15 Uhr in der Buchhandlung Welte in Hechingen vorgestellt. Es hat 120 Seiten, 39 Abbildungen und ist ab 28. November beim Autor und in allen Buchhandlungen zu haben.