Am Turm der Wallfahrtskirche gibt es einiges zu tun. Foto: sb

Turmteile sind in noch schlechterem Zustand als es zunächst aussah. Restauration in Rangendingen.

Hechingen/Rangendingen - Das ist ein echter Schock: Die Schäden am Turmschaft und am Glockenstuhl von Maria Zell sind größer als erwartet. Anfang der Woche wurde von der Firma Holzbau Dieringer der zweite Teil des Türmchens abgebaut und zur Restauration nach Rangendingen gebracht.

"In dieser Form hätte ich das nicht erwartet", stellt Peter Beck, der Vorsitzende des Fördervereins Maria Zell mit Sorgenfalten auf der Stirn fest. Er sei geradezu erschrocken, wie das innendrin ausgesehen habe, so Beck. Beim Abbau des unteren Turmstücks durch die Mitarbeiter der Rangendinger Zimmerei trat jetzt erst zu Tage, wie stark die Konstruktion des Turms tatsächlich durch Feuchtigkeit und Holzwurmfraß geschädigt ist.

Da in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zusätzliches Tragholz eingebaut wurde, welches die Situation im Turminneren immer mehr beengte, konnten viele Stellen der Konstruktion gar nicht mehr eingesehen werden. Das waren alles "Flickarbeiten", so Beck, "da wurden immer wieder Bälkle eingezogen."

Nachgewiesen sind Reparaturen aus dem Jahr 1935 und aus den 60er Jahren, doch vermutlich dürfte viel öfter an dem Türmchen gearbeitet worden sein, vermutet Beck. Während das verarbeitete Eichenholz noch gut erhalten ist, sind die Balken aus Tannen- und Fichtenholz so sehr zerstört, dass ihre Funktion als Tragkonstruktion des Turms wohl bereits seit längerem nicht mehr gewährleistet war, mutmaßt deshalb der Vorsitzende des Fördervereins.

"Wir haben alles im Griff, doch einen Sturm wie Lothar oder Kyrill hätte der Turm wohl nicht mehr überstanden", zeigte sich Beck besorgt. "Mit dem Abbau sind wir vielleicht einer größeren Katastrophe zuvorgekommen." Sicher ist auf jeden Fall, dass die Zimmerer beim Abbau die Konstruktion Anfang der Woche mit den Einbau zusätzlicher Streben sichern mussten.

Jetzt lagert die zerlegte Konstruktion im Betriebshof der Firma Dieringer, fein getrennt in die Teile, die noch zu gebrauchen sind, und jene, deren Zerfall und Zerstörung bereits zu weit fortgeschritten sind, um sie zu sanieren. "Das ist zum Teil nur noch Pulver innen drin", sagt Arkadiusz Kunda, der bereits die Turmhaube denkmalgerecht restauriert hat.

Restauration nach strengen Vorgaben

Anhand dieser Balken zeigt sich auch ein weiterer Aspekt, der den ehemaligen Boller Ortsvorsteher umtreibt: Beck findet es richtig, dass das Kirchlein keinen komplett neuen Turm erhält, sondern dass die Konstruktion nach den strengen Vorgaben des Landesdenkmalamtes restauriert wird - was bedeutet, dass so viel altes Holz wie möglich erhalten wird und auch alte Zimmermannskunst zum Einsatz kommt.

Und auch wenn nach seiner neuesten Entdeckung wohl doch mehr neues Holz eingebaut werden muss, als ursprünglich angenommen, stellt Beck fest: "Ja, ich weiß, dass diese ganze Arbeit einen Haufen Geld kostet. Aber wir sind doch verpflichtet, ein solch bedeutendes Bauwerk für Hohenzollern zu erhalten", beantwortet er die sich daraus ergebende Frage selbst.

Damit wirbt er auch für mehr Akzeptanz bei den Zweiflern. Zumal er nach dem jetzigen Kenntnisstand davon überzeugt ist, dass die bereitgestellten Gelder für die Turmsanierung wohl ausreichen werden. "Sofern alles im vorgesehenen Rahmen bleibt", fügt er jedoch vorsichtig hinzu.