Wahlkampf: Ministerpräsident Winfried Kretschmann spricht mit Bürgern über Windkraft, Mieten und mehr

Winfried Kretschmann (Grüne) war am Freitag auf Wahlkampf in Hechingen. In der Stadthalle Museum sprach er über Bundespolitik, aber auch über seine Sommerwanderung in Hechingen und Privates.

Hechingen. Die Stadthalle war "voll", wie Chris Kühn (Grüne), Bundestagskandidat für den Wahlkreis Tübingen-Hechingen bei seiner Einführung in den Abend erfreut bemerkte. Die Veranstaltung bestand aus zwei Teilen: Zunächst stellte die freie Journalistin und Moderatorin Angelika Knop dem Ministerpräsidenten vorbereitete Fragen, später kamen die Zuhörer zum Zuge. Die hatten zuvor Kärtchen mit ihren Anliegen ausfüllen müssen, "damit nicht immer nur die Lautesten und Schnellsten" fragen, wie Knop erklärte.

"Warum sollen die Grünen als drittstärkste Kraft ins Parlament einziehen?", "Irma rast auf Florida zu, und die USA sind aus dem Klimaschutzabkommen ausgetreten, was nun?" und "Was wollen die Grünen außer dem Ausstieg aus der Kohlekraft noch für den Klimaschutz tun?", waren einige der Fragen, die Kretschmann zunächst Angelika Knop zu beantworten hatte. Und das tat er, mal ausschweifend, mal philosophisch, mal mit Zahlen untermauert– aber stets mit kleinen Scherzen versehen. Langweilig wurde des dem Publikum nicht.

Er scherzt in ernstem Ton

An Sommerwanderungen – er war ja kürzlich auch in Hechingen und auf der Burg Hohenzollern – schätze er übrigens, dass er mit den Mitwanderern ohne Zeitdruck ins Gespräch kommen könne: "Es sind da nicht die großen Dinge, die Leute ansprechen. Sondern ich erfahre Hintergründe, warum läuft dies oder jenes gut oder schlecht."

Vor der Stadthalle hatten sich zuvor etwa zehn Windkraftgegner positioniert, die Kretschmann in Warnwesten und mit Plakaten empfingen. "Ihr zerstört unsere Heimat", war da zu lesen. Eine der Zuschauerfragen hieß dann auch: "Wie wollen Sie die Energie aus Kohle ersetzen?" Kretschmann dazu: "Durch regenerative Energien. Windkraft und Fotovoltaik". Über eine Zuschauerfrage zum Mindestabstand von Windraftanlagen zu Wohngegenden kam dann sogar der sonst eher besonnene Kretschmann etwas in Wallung: "Wir wollen Windkraft, aber in bescheidenem Umfang. 1000 Windräder wollen wir in Baden-Württemberg aufstellen." Gehe man von einer Fläche von einem Hektar pro Windrad aus und bedenke, wie (sehr) groß das Land dagegen sein, sei doch klar, dass man damit nicht die Umwelt zerstören könne. Schon gar nicht wenn die Anlagen konzentriert in Windparks stünden. "Wir bauen die ja auch nicht Froschteiche oder Orchideenfelder", scherzte Kretschmann in ernstem Ton.

Weitere Zuschaueranliegen: Plastikmüll im Meer, Altersarmut. Und: "Wie begegnen die Grünen den explodierenden Mieten?", las Knop von einem Kärtchen ab. Kretschmann: "Bauen, bauen, bauen. Die Mietpreisbremse funktioniert halt nicht."

"Und warum sollen die Menschen die Grünen am 24. September wählen?", war eine letzte Kärtchen-Frage. "Wenn in einem TV-Duell zwischen zwei Spitzenkandidaten (Merkel und Schulz) das Thema Klimawandel – das wichtigste Thema überhaupt – nicht zur Sprache kommt, ist das schon Grund genug, Grün zu wählen."

Zum Schluss musste Kretschmann dann Sätze vollenden, die Knop begann. So auch: "Mein Enkel soll mal über mich denken....?" Kretschmann: "...gut soll er über mich denken, aber auch das, was er will."