Feuerwehr und Notarzt dürfen die Baustelle zwischen Schlatt und Jungingen passieren. Foto: Seeger/dpa

Rettungsfahrzeuge dürfen trotz Sperrung Baustelle passieren. Pflegedienste haben Probleme.

Hechingen/Jungingen - Wie kommt in den nächsten zwei Wochen eigentlich der Notarzt oder die Feuerwehr nach Jungingen, wenn die Straße voll gesperrt ist? Kein Problem, gibt das Regierungspräsidium nun Entwarnung.

Feuerwehr und Notarzt dürfen durch die Baustelle fahren, hat das Regierungspräsidium nun bekannt gegeben. Auch die HzL-Busse werden da durchgewunken, so dass zumindest der öffentliche Nahverkehr halbwegs funktioniert. Erster Tag der Vollsperrung ist Mittwoch, 5. Oktober. Wenn alles klappt ist die Vollsperrung am Samstag, 15. Oktober, zu Ende.

Dass Rettungsdienste durch die Baustelle fahren können, dazu gibt es eigentlich fast keine Alternative. Fast eine Dreiviertelstunde wird die Umleitung Zeit Kosten. Was für Pendler und sonstige Privatpersonen ärgerlich ist, wäre bei einem Herzinfarktpatient in Jungingen möglicherweise tödlich. Der Notarzt ist in Hechingen stationiert, und einem größeren Brand könnte die Junginger Feuerwehr ohne Verstärkung von Außen kaum Herr werden.

Also ab durch die Baustelle im Notfall. Wie das zu jeder Zeit möglich sein soll, konnte Steffen Fink, Pressesprecher des Tübinger Regierungspräsidiums, auf Nachfrage unserer Zeitung nicht genau erklären. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber die Mitteilung, dass der HzL-Schülerbusverkehr ebenfalls durch die Baustelle fahren darf. Dazu würden die Bauarbeiter die Fahrpläne erhalten, damit zu den Buszeiten die großen Baumaschinen nicht im Weg stehen.

Dass es für Notfalleinsätze solche Fahrpläne naturgemäß nicht gibt, scheint kein größeres Problem zu sein. Klar ist zudem, dass auch nachts die Baustelle so geöffnet bleiben muss, dass Einsatzfahrzeuge durchkommen. Das Regierungspräsidium ahnt schon, dass das auch Privatauto-Fahrer reizen könnte, mal eben illegal abzukürzen. Es werde Polizeikontrollen geben, wird deshalb angekündigt.

Während an solche Dinge gedacht wird, gelten die Anliegen der "mobilen Dienste" des Sozialwerks Hechingen als weniger wichtig. Der Pflegedienst hat auch in Jungingen einige Kunden, die dringend, täglich und zuverlässig ambulant versorgt werden müssen. Eine Fachkraft für Pflege eine Dreiviertelstunde durch die Landschaft kurven zu lassen, bis sie am Zielort ist, das tut hier besonders weh, da das Zeitbudget für die Betreuung ohnehin sehr eng gehalten ist. Die Bitte um eine Ausnahmegenehmigung zur Nutzung des Radwegs stieß aber auf taube Ohren. Keine Chance, antwortete das Regierungspräsidium auf Nachfrage. Pflegedienstleiterin Christiane Straßer hängte sich ans Telefon, um die Herzen der Bürokratie zu erweichen, konnte in Tübingen aber niemand umstimmen.

Was nun? Der Pflegedienst wird nun in Jungingen am Bahnhof ein Auto stationieren und Fachkräfte werden von Schlatt aus entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder aber mit dem Fahrrad. Der Radweg ist ja weiterhin passierbar. Dass es zu Verzögerungen kommen wird, und dass auch im Bereich der Rufbereitschaft "Zeitverschiebungen" einkalkuliert werden müssen, dafür bittet der Pflegedienst jetzt schon um Entschuldigung.

Harry Frick, Bürgermeister von Jungingen, spricht wohl vielen Einwohnern der Killertalgemeinde aus dem Herzen. "Das wird für uns eine ziemlich schwierige Zeit, wir müssen schauen, dass wir das möglichst gut hinkriegen."