Özkan Ciner ist Leiter der Hechinger Lernstube. Seiner Erfahrung nach haben die meisten Moslems keine Probleme mit dem Weihnachtsfest. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Özkan Ciner will in der Lernstube in der Bahnhofstraße Toleranz und Respekt vermitteln

Von Klaus Stopper

Hechingen. Feiern Hechinger Moslems eigentlich auch Weihnachten? Generell könne man das natürlich gar nicht beantworten, erklärt Özkan Ciner, "aber es gibt moslemische Kinder hier, die zünden gerne ein Kerzchen an." Er selbst hätte sogar beinahe einen Nikolaus gespielt.

Hier, das ist die Lernstube in der Hechinger Bahnhofstraße, eine von einem Verein getragene Bildungseinrichtung, in der Nachhilfe gegeben wird. Die Etage oberhalb der Sparkasse ist wie eine Schule eingerichtet. Nur dass die Klassenzimmer viel kleiner sind. Aber hier wird ja auch in Kleingruppen unterrichtet. Die Mehrzahl der Kinder kommt aus Familien mit Migrationshintergrund, einige davon aus Osteuropa, einige auch aus moslemischen Ländern. Die Einrichtung finanziert sich über Spenden der Mitglieder und über den Beitrag der Nachhilfeschüler. Özkan Ciner ist Leiter der Einrichtung, und er unterrichtet hier auch.

"Ich versuche den Schülern hier immer zu vermitteln, dass jeder, der nach Deutschland kommt, auch die Kultur hier kennenlernen und respektieren sollte", erklärt er. Das beziehe auch das Weihnachtsfest mit ein. Eigentlich bedauert er sogar, dass für viele Deutsche dieses Fest hauptsächlich mit Geschenken zusammenhängt, er findet den religiösen Charakter viel interessanter und würde ihn auch gern deutlicher herausstellen. "Man muss erzählen, dass hier ein Kind auf die Welt kam, damit die Welt sich verändert, damit sie besser wird", erklärt er. Das sei eine universelle Botschaft, über die sich jeder freuen könne.

Auch muslimischen Kindern gefällt die Weihnachtsstimmung

Er könne zwar nicht in jede muslimische Familie schauen, aber nach dem, was er beobachte, habe aus diesem Kreis kaum jemand Probleme mit Weihnachten. Ein muslimisches Mädchen habe sich sogar gewünscht, dass der Adventskranz angezündet wird. "Der gefällt diese Stimmung einfach". Und er selbst sei gebeten worden, den Nikolaus zu spielen. "Leider haben wir gerade nicht so viel Geld und konnten uns das als Verein dann nicht leisten", bedauert er. Ein Nikolaus ganz ohne Geschenke, das sei dann halt doch kaum vorstellbar.

Geld spiele für dieses Fest ohnehin eine große Rolle, bedauert er. Er kenne Migranten, die das Weihnachtsfest ignorieren, "weil sie einfach kein Geld zum Feiern haben". Es sei für Kinder nicht leicht auszuhalten, wenn die Freunde tolle Geschenke kriegen, und sie sich selbst keine leisten könnten.

Özkan Ciner selbst ist übrigens als Kind von Gastarbeitern bei Heilbronn aufgewachsen, "und ich fand Weihnachten damals einfach nur langweilig", erzählt er. Das sei noch in der Zeit gewesen, als es nur drei Fernsehprogramme gab, "und die haben über Weihnachten überhaupt kein Fußball gebracht. Deshalb war das für mich schlimm", sagt er lachend.